Bewertung
Stephen Daldry

Vorleser, Der

"Es kommt nicht darauf an, was ich denke, es kommt nicht darauf an, was ich fühle, die Toten sind immer noch tot. Wie schuldig kann man sein?"

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Inhalt

Deutschland, 1943: Eines Nachmittags, auf dem Weg nach Hause, erbricht sich der 15-jährige Michael Berg (David Kross) plötzlich auf offener Straße. Daraufhin eilt eine Frau zu ihm und hilft Michael wieder auf, um ihn dann anschließend nach Hause zu bringen. Monate später, als Michael die Gelbsucht überwunden hat, beschließt er, die Dame aufzusuchen, um sich bei ihr für ihre Hilfeleistung zu bedanken. Als Michael ihren Aufenthaltsort ausfindig gemacht hat, ergreift er sofort seine Chance und besucht sie in ihrer kleinen Wohnung.

Mit der Frau namens Hanna Schmitz (Kate Winslet), die um einiges älter als er ist, beginnt Michael bald eine Affäre. Regelmäßig muss Michael aus einem Buch für Hanna laut vorlesen, was als Vorspiel vor dem eigentlichen gemeinsamen Sex dient. Nur einen Sommer lang hält die Affäre zwischen den beiden an, da Hanna ohne jegliche Ankündigung die Stadt verlässt. Michael fragt überall nach, wo sie sein könnte, doch keiner weiß es.

Jahre später, während seines Jura-Studiums, sieht er Hanna aus heiterem Himmel im Gerichtsaal als Angeklagte beim Prozess wieder. Sie und fünf andere Frauen werden des Mordes von dreihundert Juden während der NS-Zeit beschuldigt. Michael kann es einfach nicht glauben, doch dies sollte nicht die einzige böse Erkenntnis für ihn sein...

Kritik

Die Story des Kinohits basiert auf den Roman "Der Vorleser" von Bernhard Schlink, welcher im Jahre 1995 in Deutschland und zwei Jahre später unter dem Titel "The Reader" in den USA erschienen ist. Das Besondere an dem Roman ist nicht nur die Tatsache, dass er in der ganzen Welt veröffentlicht wurde, sondern auch die Ehre erlang, den ersten Platz der Bestsellerliste der New York Times einzunehmen. Dem Regisseur Stephen Daldry ("The Hours") war sofort bewusst, dass Bernhard Schlink mit dem Roman "Der Vorleser" ein Meisterwerk gelungen ist und dass das Buch letztendlich eine perfekte Filmvorlage abgibt.

Zwölf Jahre später gebührt nun Stephen Daldry die Ehre und mit der Verfilmung des Buches bietet er eine unglaubliche Leistung dar. Das Schöne an dem Film ist, dass hier nicht nur die Ausgangshandlung, sondern auch die Originalgeschichte von Bernhard Schlink übernommen worden ist. Bis auf einige kleine Veränderungen ist der Regisseur durchgehend dem Roman treu geblieben und verleiht somit dem Film etwas Besonderes.

Des Weiteren ist der Film sehr spannend, da dem Publikum ein wunderbares Drama geboten wird, welches die Zerrissenheit von Leidenschaft, Schuld und Vergebung in sich vereinigt. Dies wird vor allem durch die grandiose schauspielerische Leistung der Hauptdarsteller deutlich. Kate Winslet verkörpert fabelhaft ihre Rolle der Hanna Schmitz. Ihr ist es möglich, Hannas Naivität in Bezug auf ihr schweres Vergehen darzustellen, denn Hanna ist sich gar nicht im Klarem, dass sie durch ihre Handlungen gegen menschliche Werte und Normen verstoßen hat. Für sie war es nur eine Aufgabe, die sie zu erfüllen hatte und schließlich auch tat. Zudem kommt die tolle Performance von David Kross als Protagonist Michael Berg hinzu. Ihm gelingt eine fantastische Darstellung der Gefühlslage seiner Rolle, welche aus Verzweiflung und Scham besteht, aufgrund der intensiven und erotischen Liebe zu einer Verbrecherin.

Darüber hinaus ist zu erwähnen, dass die Handlung des Filmes mit Hilfe von Rückblenden dem Publikum veranschaulicht wird. Denn ursprünglich wird die Geschichte aus der Sicht des 40-jährigen Michael Berg, der fantastisch von Ralph Fiennes verkörpert wird, erzählt. Die Rückblenden sind in Form von Erinnerungen dargestellt, die durch Alltagssituationen, wie eine vorbeifahrende Straßenbahn oder Jugendliche, die fröhlich mit ihren Fahrrädern auf den Straßen davonfahren, ausgelöst werden. Diese Art der Darstellung macht den Film überaus fesselnd, da dem Zuschauer die ganze Geschichte erst nach und nach offenbart wird. Außerdem erhält der Kinohit einen weiteren Pluspunkt, da er mit seinen zahlreichen Kulissen den Zuschauer in die Zeit von 1943 und fortfolgend versetzt und somit noch authentischer wirkt.

Fazit

Abschließend möchte ich sagen, dass "Der Vorleser" ein voller Erfolg ist. Der Film ist nicht nur wegen seiner besonderen Handlung erfolgreich, sondern auch sehenswert aufgrund der tollen schauspielerischen Darbietung - vor allem Kate Winslet hat sich ihren Oscar verdient. Letztendlich ist der Film ein MUSS für Fans des Dramagenres.

Juliane Walter - myFanbase
01.03.2009

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