Bewertung
Cédric Klapisch

L'Auberge Espagnole - Barcelona für ein Jahr

"I'm French, Spanish, English, Danish. I'm not one, but many. I'm like Europe, I'm all that. I'm a real mess." - Xavier

Foto: Copyright: 2004 Universum Film GmbH
© 2004 Universum Film GmbH

Inhalt

Xavier (Romain Duris), ein BWL-Student an einer Pariser Uni, geht, um später bessere Berufschancen zu haben, für ein Jahr nach Barcelona. Seiner Freundin Martine (Audrey Tautou) gefällt diese Entwicklung überhaupt nicht und es kommt zu Schwierigkeiten in der Beziehung.

In Barcelona findet Xavier Aufnahme in einer internationalen Studenten-WG. Neben Soledad (Cristina Brondo) als einzige echte Spanierin, gibt es noch die Engländerin Wendy (Kelly Reilly), den Italiener Alessandro (Fédérico D'Anna), Lars (Christian Pagh) aus Dänemark, der mit Soledad liiert ist, die Belgierin Isabelle (Cécile de France) und Daniel (Barnaby Metschurat) aus Deutschland. Schließlich stößt für einige Wochen noch Wendys Bruder William (Kevin Bishop) hinzu. Gemeinsam und mit anderen wird Barcelona und das studentische (Nacht-)Leben erkundet. Für alle ist es ein besonderes Jahr, aus dem sie viel mitnehmen.

Kritik

"Barcelona für ein Jahr" ist wohl die Hymne aller (ehemaligen) Erasmusstudenten. Hier wird in einer verklärten Form das Leben im Auslandsjahr erzählt, wobei hier fast sämtliche Klischees mit einem Augenzwinkern bedient werden: viel Party und wenig Schlaf, alles ist lockerer als im normalen Leben und auch die Beziehungen zu Hause geraten ein wenig in Vergessenheit... Aber auch die anderen Aspekte, die zum Erasmusjahr dazugehören, werden erzählt: Abschiedsschmerz auf der Hinreise und auf der Rückreise, der obligatorische Papierkrieg, um überhaupt ins Ausland zu dürfen, und die Zerrissenheit zwischen dem alten und neuen Leben. Das hat der Film, trotz einiger Klischees, gut getroffen.

Klischees beinhaltet auch das WG-Leben. Das WG-Leben, das hier heraufbeschwört wird, ist die Sichtweise der Franzosen, die diese Form des Zusammenslebens in der Regel nicht kennen (in Frankreich gibt es meist Wohnheime oder man wohnt noch bei den Eltern). Aus deutscher Sicht teilweise nur zum Schießen komisch, wie etwa in Szenen à la "Wer putzt die Küche, wer das Wohnzimmer, wer ist für das dreckige Bad verantwortlich?". Das obligatorische Vorstellungsgespräch in der WG kommt natürlich auch nicht zu kurz ("Wo siehst Du Dich in fünf Jahren?", "Magst Du Musik?"). Wunderbar gespielt von den Darstellern.

Die jeweiligen Schauspieler kommen aus denselben Ländern, wie ihre Rollen, so dass alles sehr authentisch wirkt, zumal häufig Englisch mit den entsprechenden Akzenten gesprochen wird. Die Rollen orientieren sich aber auch hier wieder an den Charakterzügen, die den Ländern zugeschrieben werden: die temperamentvolle Spanierin, der ordnungsliebende Deutsche, der alles locker nehmende Italiener, und so weiter.

Xavier, der Hauptdarsteller, aus dessen Sicht der ganze Film erzählt wird, verhält sich wie ein junger Mann, der noch zögert, erwachsen zu werden. Er verkörpert die (west-)europäische Generation der Mittzwanziger, die noch ein wenig orientierungslos ist. In Barcelona kann er erstmal viele Freiheiten genießen, die er von zu Hause, wo er noch bei seiner Mutter wohnt, nicht kannte. Mit ihm erkundet der Zuschauer viele Sehenswürdigkeiten von Barcelona und bekommt tolle Eindrücke von der Stadt.

Leider geht es im wahren Leben selten wie im Film zu und so wird hier ein sehr positives Bild gezeichnet. Gut finde ich, dass hier gezeigt wird, wie ein kultureller Austausch stattfindet und dass man ohne große Probleme mit Menschen verschiedener Länder zusammenleben kann.

Fazit

Für alle ehemaligen, aktuellen und zukünftigen Austauschstudenten fast schon ein Muss. Untermalt von eindringlicher spanischer Musik hat man den Eindruck, es wäre immer Sommer in Barcelona und man kommt in Urlaubsstimmung.

Miriam Ahrenholz - myFanbase
13.06.2008

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