Bewertung

Review: #2.05 Gefangen

Foto: Cliff Curtis & Lorenzo James Henrie, Fear the Walking Dead - Copyright: 2016 AMC
Cliff Curtis & Lorenzo James Henrie, Fear the Walking Dead
© 2016 AMC

Ich sage es gleich vorweg. Ich bin vom Verlauf von #2.05 Gefangen doch ziemlich überrascht gewesen. Das lag vor allem daran, dass ich der Gruppe um Connor deutlich mehr zugetraut hätte. Aber der Reihe nach.

"Du kannst dich glücklich schätzen, bei uns zu sein."

Alicia wird von Connor gleich mal ziemlich nett behandelt, was zum Ausdruck bringt, dass sie etwas Besonderes zu sein scheint. Warum das aber so sein soll, bekommt man nicht heraus. Jack will sie jedenfalls in die Radarüberwachung einführen und sie offenbar mit der Kontaktierung wichtiger Boote beauftragen. Warum sie das so besonders macht, nachdem Jack das offenbar ganz gut hinkommen hat, bleibt mir schleierhaft. Ich hatte zwischendurch eher den Eindruck, dass Alicia vielleicht als junge Frau Teil eines neuen Bevölkerungsplanes sein könnte, aber solche Möglichkeiten hat man gar nicht erst in Angriff genommen. Wahrscheinlich ist es für echte Pläne auch noch zu früh, weil letztlich viele das Ausmaß der Katastrophe noch nicht begriffen haben. Ein bisschen mehr Motivation für die insgesamt dann doch gefährliche Mission von Connors Gruppe hätte ich mir aber schon gewünscht. Alicia schlägt sich jedenfalls ganz gut und macht einen Schritt nach vorne. Sie trifft eigene Entscheidungen, geht auch mal den Weg des größeren Widerstandes und tut alles für ihre Familie. Man darf gespannt sein, wie Madison damit zurecht kommen wird, weil sie ja nicht unbedingt ein Fan davon ist, dass ihre Kinder erwachsen werden, wie man in den Dialogen mit Nick gesehen hat. Ob man Jack noch mal sehen wird, der sich von Alicia ein Stück weit um den Finger wickeln ließ, steht auch erst mal in den Sternen.

"Ich will es wieder gutmachen."

Chris gehörte eigentlich auch zu denen, die ich schon als sehr reif empfunden habe, weil sie sich mit der neuen Situation schon arrangiert zu haben scheinen. Doch offenbar ist das bei Chris noch etwas vielschichtiger. Während er mit den Toten und Infizierten zurecht kommt, sind es die Menschen, mit denen er offenbar Probleme hat. Reed bleibt seiner Konfrontationslinie jedenfalls auch als Gefangener treu und attackiert Chris vollkommen sinnlos und offenbar todessüchtig. Insofern hat er es auch komplett verdient, schon gestorben zu sein. Die Frage bleibt, ob Chris dies aus einer Wut getan hat oder ob er wirklich dachte, er sei infiziert. Bei letzterem könnte man dann also darüber nachdenken, ob Chris in jedem einen Zombie zu sehen beginnt und es somit mit Wahrnehmungsstörungen zu tun haben könnte. Ähnliches gilt vielleicht auch für Daniel, der seltsame Stimmen hört, also auch einen Hang zum Wahnsinn haben könnte. Da beides hier aber erst mal nur angedeutet wird, fremdelt man mit der Idee noch.

So oder so ist auf der Abigail erst mal wieder alles gut. Die Angreifer sind überwunden, die Mannschaft ist wieder zusammen und der Weg gen Mexiko kann erneut mal wieder in Angriff genommen werden. Da die Zeit knapp wird und die größere Personenzahl ein echtes Problem darstellt, dürfte man diesem Ziel hoffentlich dann auch mal etwas näher kommen. Diese Episode hat das eigentliche Ziel jedenfalls wieder gekonnt verzögert.

"Sie haben uns wieder ins Boot gesetzt. […] Sie wussten genau, was passieren würde."

Travis ergeht es ganz anders als Alicia. Er wird wie ein Gefangener behandelt und scheint auch keinen Mehrwert zu haben, wobei ich behaupte, dass Travis eigentlich ein Gewinn für eine Gruppe wäre, wenn man ihn für sich gewinnen kann. Hier ist er jedenfalls nur als Geschenk für Alex dabei, die von Connor gerettet wurde und alles über die Abigail verraten hatte. Die Zeitspanne wirkt etwas knapp, aber es war also Alex, die die Abigail in Gefahr gebracht und Strand beinahe getötet hätte. Dass Alex so schnell wieder auftaucht, ist eine der wenigen positiven Überraschungen der Episode. Der Charakter ist spannend, weil man ihre Hintergründe noch nicht ausreichend kennt, sie aber prinzipiell schon voll angekommen ist in dieser komischen Welt. Gelungen ist ihr Auftauchen auch deshalb, weil Travis dadurch direkt die Konsequenzen seines (bzw. Strands) Handeln zu spüren bekommt und Travis sich und seine Entwicklung reflektiert. Wir werden Alex gewiss noch mal über den Weg laufen. Sie ist tough genug, um alleine zurecht zu kommen.

"Meine Familie ist gekommen um mich zu retten."

Am Ende der Episode kommt es dann zum Gefangenenaustausch, weil Connor offenbar alles für seinen Bruder machen würde, sogar 2:1 zu tauschen, auch wenn es dann seltsam ist, dass er nur mit Travis auftaucht und Madison akzeptiert, dass sie Alicia erst später bekommen würde. Nun hat sie aber auch nicht viel Zeit für eine Verhandlung, ohne aufzufliegen. Also tauscht sie schnell aus und jetzt ist es doch ein wenig naiv umgesetzt. Connor lässt sich von Reed beißen und ist damit vollkommen außer Gefecht. Auch einer der Bewacher ist sofort vom Infizierten überwältigt. Der dritte schafft es gegen Travis und Madison nicht anzukommen. Vielleicht ist man nach sechs Jahren "The Walking Dead" verwöhnt, weil eben alle schon deutlich länger in dieser Welt leben, aber dass sich das Team um Connor so dermaßen einfach überwältigen lässt, finde ich schon etwas albern. Wieso haben sie keine Schützen irgendwo positioniert, um noch einzugreifen? Wieso lassen sie sich so einfach von einem Infizierten überwältigen? Sind sie gerade zum ersten Mal auf einen Infizierten getroffen? Naja, irgendwie ärgere ich mich wahrscheinlich auch deshalb so über diese Auflösung, weil ich gehofft hatte, dass die Gruppe um Connor eine größere Herausforderung werden könnte, welche vielleicht über einen längeren Zeitraum eine Rolle spielt. Jetzt geht es also weiter nach Mexiko und es gibt eventuell wieder neue Gegner. Es ist ja auch noch nicht ganz klar, ob das Verfolger-Boot noch existiert.

Fazit

Nachdem ich in dieser Staffel bisher sehr zufrieden war, ist #2.05 Gefangen eher eine Enttäuschung. Connors Gruppe wird zu einfach überwunden und auch andere Teile wirken unausgewogen. Außerdem bleibt man nach der schnellen Rettung jetzt auch etwas orientierungslos zurück. Beste Bedingungen also um mit der nächsten Woche wieder durchzustarten.

Emil Groth - myFanbase

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