Bewertung

Review: #8.20 Das Leben vor dem Tod

Foto: Jesse Spencer, Dr. House - Copyright: 2010 Fox Broadcasting Co.; David Johnson/FOX
Jesse Spencer, Dr. House
© 2010 Fox Broadcasting Co.; David Johnson/FOX

Zwei Episoden vor Serienschluss entscheidet sich mal wieder ein Teammitglied, die Stiefel zu schnüren und aus Houses langen Schatten heraus zu treten. Besagtes Teammitglied ist Chase, der zuletzt vor ein paar Wochen, nach seiner Nahtoderfahrung, gehen wollte, aber doch noch geblieben ist, um sich nun von einem Patienten daran erinnern zu lassen, dass er immer noch an dem gleichen Karrierepunkt wie vor zehn Jahren ist und doch jetzt vielleicht wirklich endlich mal gehen sollte. Was bitte kann man dazu noch sagen?

Grundsätzlich finde ich es gut und interessant, dass wir mit dem Patienten Dr. Peter Treiber mal einen Mediziner aus der gleichen Ärztegeneration wie Chase, Foreman und Cameron kennen lernen dürfen, der vor zehn Jahren beinahe in Houses Team gelandet wäre, wenn ihm die Familie Chase keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Es stellt sich zwar die Frage, warum Treiber dann in der vierten Staffel nicht unter den Bewerbern war, als es darum ging, das Team neu zu besetzen, doch es wird recht gut deutlich, dass sich Treiber nach der Enttäuschung einen neuen Platz im Leben suchen musste und es sich fortan zur Aufgabe gemacht hat, als Gerichtsmediziner genauer nachzuschauen und nachzuhaken, warum Patienten gestorben sind und welche Rolle ihre behandelnden Ärzte dabei gespielt haben.

Natürlich bringt ihm das bei seinen Kollegen den Ruf eines Denunzianten ein und ganz ehrenwert sind seine Motive nun nicht, da es ihm auch ein wenig um Revanche geht, aber aus Patientensicht ist eine solche Kontrollinstanz dennoch sehr wertvoll. Wenn ärztliche Kunstfehler oder untragbare Bedingungen in einem Krankenhaus ans Licht kommen, fragen wir uns ja in der Regel nicht, wer da wohl gepetzt hat, sondern hoffen, dass Konsequenzen gezogen werden, die uns, wenn wir eines Tages ins Krankenhaus müssen, zu Gute kommen.

Aber, um wieder auf Chases Abschied zurückzukommen, haben für mich persönlich diese ganzen Kündigungen, Entlassungen und Beinahe-Kündigungen sowie Fast-Entlassungen innerhalb des Teams schon vor so langer Zeit die Grenze des Erträglichen überschritten, dass man mir beim besten Willen keine positiven Reaktionen mehr entlocken kann. In einer anderen Serie hätte es sicherlich eine gewisse emotionale Wirkung auf die Zuschauer, wenn kurz vor dem Finale ein seit Beginn zum Cast gehörender Charakter seinen Hut nimmt, aber nicht bei "Dr. House", wo beinahe jeder Charakter schon mehrfach gehen wollte und gegangen ist.

Während sich das Team bemüht, Dr. Treibers Leben zu retten, unternehmen House und Wilson einen Roadtrip, der eigentlich keinen Sinn macht, nur Geld verschlingt, extrem umweltunfreundlich ist und jede Menge Pflichtverletzungen zur Folge hat - also genau so ist, wie ein Roadtrip zu sein hat. Wilson will seiner Angst vor dem Tod entfliehen, indem er versucht, eine andere Person zu sein, ein rücksichtloser, spontaner, wilder Typ, der auf einem Highschool-Mitschüler von ihm basiert. Letztlich aber setzt sich Wilsons wahrer Charakter durch und er hilft einer alten, verwirrten Frau, statt weiterhin eine Rolle zu spielen, die ihm (und uns Zuschauern) vielleicht für kurze Zeit Spass gemacht hat, aber nicht seiner Natur entspricht.

Am Ende dieser Folge deutet Houses Blick ganz massiv darauf hin, dass Wilsons Zeit abläuft und er nur noch wenige Monate zu leben hat. Das hat, im Gegensatz zu Chases Kündigung, eine emotionale Wirkung auf die Zuschauer. Man hat das Gefühl, als wäre nicht nur Wilsons Ende nahe, sondern auch das von House, dessen Schicksal ohne seinen besten Freund sehr ungewiss ist.

Maret Hosemann - myFanbase

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