Bewertung

Review: #6.18 In Not ist dieser Rittersmann

Foto: Cynthia Watros, Dr. House - Copyright: 2010 Fox Broadcasting Co.; Richard Foreman/FOX
Cynthia Watros, Dr. House
© 2010 Fox Broadcasting Co.; Richard Foreman/FOX

Die Palette an Patienten, die sich bereits unter Houses scharfem Diagnostikblick befanden, ist ausgesprochen bunt. Behandelt hat der Doc mit dem Stock schon Politiker, Verbrecher (manchmal beides in einer Person), Astronauten, Wissenschaftler, Schauspieler, Geistesgestörte, Magier, Profisportler und Soldaten. Nun also ist es ein "mittelalterlicher" Ritter, der Houses Fähigkeiten als Arzt benötigt ... oder als Medicus, ganz wie Euch wehrten Edelsleuten beliebt.

Dass es manchen Menschen Spass macht, eine frühere Epoche nachzuspielen, ist absolut legitim. Es ist ein Hobby wie viele andere auch, weckt allerdings in mir persönlich immer einen gewissen Widerwillen, besonders dann, wenn die Leute das Ganze zu ernst nehmen und den Blick für die historische Wahrheit verlieren. Auf solchen Mittelaltermärkten, wie ihn der Patient der Woche bewohnt, wird nur ein idealistisches Abbild des Mittelalters imitiert, das von der damaligen Realität in vielen Punkten abweicht. Dass die Menschen in jener Epoche eine deutlich kürzere Lebenserwartung hatten als heute, hat schließlich seinen Grund, und zwar nicht den, dass die Leute sich vor lauter Spass und Glücksseligkeit in ein frühes Grab gelacht haben.

Wenn es hart auf hart kommt, können die selbst ernannten Ritter und Könige dieser Mittelaltermärkte zu ihren Handys greifen, in ihre Autos springen, Sanitäranlagen aufsuchen oder sich Penicillin verschreiben lassen, so dass sie nicht gezwungen sind, die Schattenseiten des wahren Mittelalters nachzuempfinden. Diesen Aspekt deutet die Episode auch immer wieder an und begegnet dem Prinzip des nachgestellten Mittelalters mit Ironie (man denke daran, dass sich der "König" von Trash-TV inspirieren lässt), ohne die Personen, die dieses Hobby betreiben, lächerlich zu machen. Dass weiß durchaus zu überzeugen.

Als ironischer Gegensatz erweist sich auch der Umstand, dass der Patient ein gutherziger Kerl ist, durch seine krankheitsbedingt rot verfärbten Augen jedoch eine unheimliche Ausstrahlung gewinnt. Als er Dreizehn ansieht, weil er glaubt, sie würde seine heimlichen Gefühle für die "Königin" offenbaren, wirkt er für ein paar Sekunden regelrecht dämonisch, obwohl er in Wahrheit eher hilflos ist.

House interessiert sich freilich nur in seiner Freizeit für den medizinischen Fall, während er sich hauptberuflich mit Wilsons neuer Beziehung beschäftigt. Wilson ist wieder mit seiner ersten Ex-Frau Sam zusammen, der House sogleich den Krieg erklärt. Wie wir ja wissen, hat House bei einigen von Wilsons Scheidungen durchaus eine Rolle gespielt, und auch Amber wollte er loswerden (was ihm dann letztlich auf tragische und ungewollte Weise gelungen ist). Sam scheint ein harter Brocken zu werden, der sich nicht so einfach von House klein kriegen lässt, aber auch nicht auf einen Machtkampf aus ist. Offenbar will sie Houses Attacken aussitzen. Das könnte durchaus funktionieren. Allein schon dafür, wie souverän und unaufgeregt sie Houses Nacktheit bei der ersten Begegnung und das gemeinsame Essen mit dem Transvestiten meistert, verdient Sam Sympathie, obwohl man ihr auch als Zuschauer noch nicht ganz zu vertrauen bereit ist. Erstens, weil sie Wilson schon einmal das Herz gebrochen hat, und zweitens, weil wir in dieser Serie noch keine dauerhaft-glückliche Beziehung erlebt haben. So leicht lassen wir uns nicht zum (Hof-)Narren halten.

Maret Hosemann - myFanbase

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