Bewertung

Review: #6.02 Einer flog in das Kuckucksnest (2)

Foto: Lin-Manuel Miranda, Dr. House - Copyright: 2009 Fox Broadcasting Co.; Mike Yarish/FOX
Lin-Manuel Miranda, Dr. House
© 2009 Fox Broadcasting Co.; Mike Yarish/FOX

Achtung! Diese Review bezieht sich auf die Doppelfolge #6.01 und #6.02!

Am Ende der vergangenen Staffel hatte House die Kontrolle über seine Gedankenwelt verloren und sah nur noch eine Chance, nicht vollends verrückt zu werden - er gestand sich endlich selbst ein, dass er Hilfe braucht, und ließ sich in eine Psychiatrie einweisen. Warum ausgerechnet Kutners Tod Houses psychologischen Verfall eingeläutet hat, will mir noch heute nicht so recht in den Sinn kommen, aber interessant war das Finale der fünften Staffel allemal.

House ist also nun in einer Klinik, in der er erst einmal eine Entgiftung durchstehen muss, um das Vicodin aus seinem Körper zu bekommen. Ja, das haben wir schon häufiger bei "Dr. House" gesehen und nie war unser Lieblingsdrogenabhängiger in der Lage, den kleinen runden Schmerzpillchen auf Dauer Lebewohl zu sagen. Aber der Weg zu einem gesunden Geist führt über einen gesunden Körper, so oder so ähnlich heißt es doch in einem bekannten Sprichwort. Um also wieder in den Vollbesitz seiner geistigen Kräfte zu gelangen, muss House erstmal eine Entziehung machen und damit wir uns damit nicht zu lange aufhalten müssen, geschieht dies alles cold turkey.

Nachdem House endlich clean ist, besteht sein Psychologe Dr. Nolan darauf, dass er sein Leben grundlegend ändert und sich in eine Therapie begibt. Irgendwie klingt das einleuchtend, denn wie schon so oft angeklungen, ist der Vicodin-Missbrauch ein Teil von House psychischem Problem, allerdings ist er nicht der Grund, warum House so ist, wie er ist. Dass Nolan dies erkennt, spricht für ihn und da Houses Freunde Wilson und Cuddy bislang nicht in der Lage waren, ihm Paroli zu bieten, ist es ein entscheidender Vorteil, dass nun eine außenstehende dritte Person sich House annimmt. Warum man ihn allerdings in die geschlossene Abteilung einer Psychiatrie "einsperrt", will mir nicht so recht einleuchten. Betrachtet man die anderen Patienten, so wirkt es in der Tat so, als sei House noch der mit Abstand Gesündeste unter ihnen, auch wenn bei ihm garantiert nicht alles eitel Sonnenschein ist. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich seit dem Film "Einer flog über das Kuckucksnest" ein gespaltenes Verhältnis zu geschlossenen Abteilungen in Psychiatrien habe und mich die ganze Szenerie deshalb ein wenig stört. Doch nicht immer prägen sadistische Krankenschwestern und misshandelte Patienten das Bild.

Natürlich gibt es auch hier skurrile Patienten, die allesamt House auf seinem Weg zur psychischen Gesundheit begleiten und ihn manchmal sogar in die richtige Richtung drängen können, am Ende bleibt jedoch keiner von ihnen wirklich in Erinnerung und sie werden eigentlich nur zu Statisten oder Sparringspartner von House degradiert. Was mich jedoch besonders stört ist der ständige Hinweis, dass Tabletten ein notwendiges Mittel sind, um die psychischen Probleme loszuwerden - dass es so gut ist, einem ehemals Tablettenabhängigen unbedingt Psychopharmaka zu geben, bezweifle ich mal. Vor allem da bekannt ist, dass Psychopharmaka die Symptome meist nur unterdrücken und nur wenig zur Heilung eines Patienten beitragen können. Warum also reiten die Ärzte und auch Dr. Nolan so auf der Einnahme der Tabletten herum und weigern sich praktisch, House zu helfen, solange er die Dinger nicht einnimmt? Sehr eingenartig.

Aber auch die Romanze von House und Franka Potente wirkte auf mich etwas deplatziert und vor allem viel zu überstürzt. House, der sich sonst niemandem öffnet, flüchtet sich in die Arme einer Wildfremden, die er gerade mal geschätze 15 Minuten kennt und verdankt ihr am Ende womöglich auch noch einen wichtigen Schritt in die psychische Gesundheit.

Doch all diese negativen Kleinigkeiten schmälern den überwiegend positiven Gesamteindruck der Episode keineswegs. Glücklicherweise verzichtete man auf medizinische Puzzlespiele und selbstzerstörerische Beziehungskisten und konzentrierte sich ganz auf House und seine mentale Genesung. Dass so viele Stammdarsteller in der Episode gefehlt haben, fällt überhaupt nicht auf und ich wünschte mir fast, dass man "House als Patient in einer mentalen Einrichtung" ruhig noch über zwei, drei Folgen gezogen hätte, anstelle es innerhalb von 90 Minuten abzuhandeln.

War House zu Beginn der Episode noch der schlecht gelaunte Miesepeter, der uns über mehr als 100 Folgen lang begleitet hat, so entwickelte er sich zu einem verletzlichen, einsamen Mann, der einsieht, dass er mit seiner selbst gewählten Art zu leben überhaupt nicht glücklich ist. Und das macht House endlich einmal zu einem sympathischen Charakter, der einem leid tut.

Doch traurig ist die Folge keineswegs. Houses Weg hin, sich seinen Mitmenschen zu öffnen, ist durchaus amüsant gestaltet und lockert die triste Stimmung immer wieder auf.

Wie es jetzt weitergehen soll, nachdem ihn Nolan wieder für voll einsatzfähig erklärt hat, kann ich mir momentan noch nicht vorstellen. Einfach in den Krankenhausalltag zurück zu kehren finde ich falsch und angesichts der angedeuteten Erkenntnisse, die House über sich selbst und sein Leben gewonnen hat, wäre eine kommentarlose Rückkehr zum Status Quo das falscheste, was die Drehbuchautoren überhaupt machen könnten. Aber lassen wir uns mal überraschen. Der Zuschauer hängt ein wenig in der Luft, genauso wie House selbst als er am Ende das schützende Sanatorium hinter sich lässt und einer unbekannten Zukunft entgegenfährt.

Melanie Wolff - myFanbase

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