Bewertung

Review: #6.05 Einmal Karma, bitte!

Foto: Lisa Edelstein, Dr. House - Copyright: 2009 Fox Broadcasting Co.; Florian Schneider/FOX
Lisa Edelstein, Dr. House
© 2009 Fox Broadcasting Co.; Florian Schneider/FOX

Du machst dich über jemanden wegen seiner Klamotten lustig und fünf Minuten später trittst du in einen riesigen Hundehaufen, der dir deine brandneuen Schuhe versaut – das ist Karma. Dieses spirituelle Konzept basiert auf der Vorstellung, dass alles, was man tut und denkt, zwangsläufig seine Konsequenzen hat.

Vom buddhistischen und hinduistischen Karma wagen wir uns aber zunächst in die griechische Mythologie. Dort gibt es die Sage von König Midas, der die Gabe erhielt, alles, was er berührte, in Gold zu verwandeln. Böse Zungen würden jetzt anmerken, dass Griechenland einen neuen Midas ganz gut gebrauchen könnte, ist das Land doch dieser Tage vollkommen pleite und auf europäische Finanzspritzen angewiesen, doch der mythologische Midas wurde mit seiner Gabe nicht glücklich. Ähnlich ergeht es in dieser Episode dem Patientenvater Roy, der eine Art moderner Midas ist, da jeder Deal, den er abschließt, zum Erfolg wird und ihn noch reicher macht. Glücklich ist aber auch er nicht, denn sein Sohn Jack liegt im Sterben.

Hier kommt dann wieder das Karma ins Spiel. Roy gelangt mehr und mehr zu der Überzeugung, dass er für seinen geschäftlichen Erfolg an anderer Stelle bluten muss. Er gewinnt Reichtum und verliert dafür seine Familie. In seiner Verzweiflung gibt Roy sein Vermögen auf und manövriert sich selbst in den Bankrott. Zur gleichen Zeit findet House die Lösung des medizinischen Rätsels und Jack kann geheilt werden. Nun lebt Roy glücklich in dem Glauben, dass er Jack nur retten konnte, weil er auf seine Gabe des "Goldmachens" verzichtet hat, und genießt das Zusammensein mit seinem Sohn. Das ist natürlich alles ein wenig idealistisch, denn nach einem Leben als Multimillionär plötzlich finanziell mit Nichts dazustehen, ist doch eine ziemlich harte Umstellung, die nicht immer nach Happy End schmecken dürfte. Von eventuellen Klagen, die auf Roy zukommen könnten, da er wahrscheinlich auch anderen Menschen mit seiner Entscheidung finanziell geschadet hat, ganz zu schweigen. Doch als Zuschauer geben wir uns natürlich gerne der Vorstellung hin, dass Vater und Sohn nun sehr viel glücklicher sind. Das ist gut fürs Karma.

Neben diesem Fall der Woche stehen auch die Ereignisse von letzter Woche noch stark im Fokus. Natürlich können Chase und Foreman nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, nachdem sie einen Menschen wissentlich in den Tod geschickt, beziehungsweise in Foremans Fall diese Tat vertuscht haben. So muss Foreman über den Fall referieren, was das Lügengebilde zum Einsturz bringen könnte. Letztlich ist es House, der Chase und Foreman Informationen zuspielt, mit denen sie ihre Köpfe aus der Schlinge ziehen können. Dass House den beiden Ärzten früher oder später auf die Schliche kommen würde, war natürlich abzusehen. Für die geübten Augen eines Dr. House haben Chase und Foreman ja praktisch Leuchtfeuer abgebrannt, so auffällig war ihr Verhalten. Daher schöpft auch Cameron bereits Verdacht, was für Chase deutlich ungemütlicher werden könnte. Nicht nur die Tat an sich, sondern auch der Umstand, dass Chase diese vor Cameron verheimlicht hat, wird die Ehe sicherlich belasten.

Im dritten Handlungsstrang dieser Folge beschließt Dreizehn, für längere Zeit nach Thailand zu reisen. Es fällt mir allerdings schwer zu glauben, dass wir sie damit zum letzten Mal gesehen haben. Schließlich wird in dieser Episode gleich mehrfach betont, wie wichtig sie für das Team ist. Damit bekommt sie weit mehr Ehrung als Taub, von dem momentan keiner mehr spricht. Die längere Taxiszene, in der Dreizehn mit dem Fahrer aneinander gerät, weil sie ihm gegenüber Misstrauen offenbart, empfinde ich in der Nachbetrachtung freilich als etwas merkwürdig, da sich mir der Sinn nicht so recht erschließen will. Soll das eine Portion Sozialkritik sein, zumal der Taxifahrer aus dem Nahen Osten stammt? Oder dient die Szene dazu, dem Zuschauer zu verdeutlichen, wie viel von Houses Philosophie schon auf Dreizehn übergegangen ist? Wenn ja, hat beides nicht funktioniert. Sich unwohl zu fühlen, wenn eine fremde Person, die weiß, wo man wohnt, Kenntnis davon hat, dass man für längere Zeit nicht im Land sein und die Wohnung somit leer stehen wird, empfinde ich als ziemlich normal. Die Nationalität der Person spielt dabei überhaupt keine Rolle. Natürlich hat sich Dreizehn ungeschickt verhalten, als sie dann von einem großen Hund anfing, der angeblich noch in der Wohnung sei, dennoch finde ich nicht, dass sie hier ein krankhaftes, menschenverachtendes Misstrauen an den Tag legt. So ein bisschen Vorsicht ist für eine alleinstehende Frau in einer Großstadt ja durchaus angebracht.

Maret Hosemann - myFanbase

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