Bewertung

Review: #1.03 Stage Fright

Hmm... mittelmäßig. Ich muss sagen, als ich die Vierzeilen-Story-Preview dieser Folge gelesen habe, hab' ich mich ernsthaft darauf vorbereitet diese Folge an dieser Stelle deftig fertig zu machen. Die "moderne" Fassung des Kevin-Costner-Whitney-Houston-Klassikers hat mich im Vornherein nicht wirklich vom Hocker gerissen – und auch hinterher ist sie immer noch... na ja... nicht gut. Aber dafür tat sich einiges Anderes.

Insider

Ich muss zugeben, ich hab's nicht kommen sehen. Zwar hat mich die Rolle des Informanten (Lubov, hieß er, oder?) in den ersten beiden Folgen irgendwie gestört – immerhin kam er aus dem Nichts und hat (mal ehrlich) überhaupt keinen Sinn gemacht – aber was genau sich dahinter verbirgt habe ich mir nicht erschließen können. Respekt: Zum ersten Mal eine wirklich unerwartete Wendung! (Man muss sein Publikum ja langsam an die ganzen Instrumente, die man als Serienmacher so hat heranführen – nichts überstürzen!)

Die Implikationen, die das für die Storyentwicklung um Ballard hat, sind natürlich offensichtlich (er sollte an dieser Station sein Ticket einlösen), aber ich freue mich doch schon darauf, wie die "Genies" hinter dem ganzen Dollhouse hier dem ahnungslosen Agenten noch den ein oder anderen harmlosen Streich spielen, der eigentlich mit seinem Tod enden soll. Eine Frage (ich lerne langsam zu akzeptieren, dass anscheinend Logik in dieser Serie manchmal einfach eine unangebrachte Problemlösestrategie ist) stellt sich mir dennoch: Warum sollten sich die Herr- und Frauschaften hinter dem Dollhouse die Mühe machen, einen Insider in die Ermittlungen Ballards einzuspeisen? Erstens scheint es so, als hätte er wirklich gar keine Ahnung von gar nichts (uh, gutes Deutsch!) und könnte demzufolge einer Institution, die es schafft, mit einem wirklich nicht unauffälligen Gebäude und einem schier endlosen Klientel einfach von allen Schnüfflern dieser Welt (keine Hunde, sondern mehr so Leute die Beispielsweise als "Journalisten" bezeichnet werden könnten, oder aber Privatdetektive die von Angehörigen der Personen angeheuert werden, die im Rahmen dieses Projektes verschwinden) unentdeckt zu bleiben, nicht wirklich gefährlich werden. Zweitens kann es doch für eine Institution mit genannten Ressourcen gar nicht so schwierig sein, einen FBI-Agenten am untersten Ende der Nahrungskette einfach so verschwinden zu lassen. Naja, Logik eben.

The Attic

Ah, ein weiteres Geheimnis tut sich auf. Wo kommen die Dolls hin, die ihr Verfallsdatum überschritten haben? Das ist doch mal was, das mein Interesse weckt. Gut zu sehen, dass die Oberlinge des Püppchenhauses (hoffen wir einfach mal, dass der Titel bei einer Deutschlandausstrahlung so übersetzt wird!) keine total inkompetenten Ignoranten sind, sondern ihnen schon langsam auffällt, dass an Echo etwas ein ganz klein wenig anders zu sein scheint. (Hierzu auch nett der Kommentar von Sierras Handler, dass es das Letzte sei, was er will, dass sich Echo auf Sierra abfärbt.)

Langsam scheinen sich auch innerhalb der Organisation die Fronten zu klären. Nach der letzten Woche wenig überraschend steht Boyd Langton auf Echos Seite; ebenso wie die moralische Einstellung von Dr. Saunders auch direkt vom Start her eindeutig war. Schön – na ja, schön ist vielleicht das falsche Wort, aber ich wollte nicht so was starkes wie "gut" benutzen – dass die beiden sich finden und es so aussieht als könnte eine "Allianz" zwischen beiden entstehen. Gut außerdem, es kommt endlich ein wenig Humor in die Dialoge: "You're gonna get married and have scowly babies!"

Schockiert hat mich die dieswöchige Zeichnung von Topher, der im Gegensatz zu den vorherigen beiden Episoden doch ein wenig mehr evil rüberkam. Dass er von sich und seinem Intellekt überzeugt ist, war ja abzusehen, aber seine narzisstischen Züge verleihen ihm doch ein wenig mehr Tiefe. Ich hoffe mal, dass dieser Charakterzug nicht einfach darauf zurückzuführen ist, dass sich die Autoren untereinander in ihrer Charagestaltung nicht optimal abgesprochen haben. Wenn nämlich im Verlauf der nächsten paar Epis mehr in diese Richtung kommt, könnte er doch interessanter werden als ich vermutet hätte.

Der Dauerlutscher vom Goldenen Käfig

Die PotW konnte mich auch diese Woche nicht wirklich vom Hocker reißen (siehe Links für extreme Beschönigung). Okay, die oben erwähnten Voreinstellungen, mit denen ich in diese Folge reingegangen bin, könnten dazu beigetragen haben, dass ich einfach nicht das Gute in ihr sehen wollte, aber sind wir doch mal ehrlich: der goldene Käfig? Das Pop-Prinzesschen, das sich ein wenig mehr von sich selbst wünscht in einer überkontrollierten und befehligenden Umgebung? Der Wunsch nach dem letzten "Hurra", nach dem ganz großen Finale, um sich selbst zu befreien und für immer in Erinnerung zu bleiben? Lahm, alt, uninspiriert und viel zu viel Zeit einnehmend.

Eines ist mir noch aufgefallen, was langsam (aber sicher) anfängt, mir tierisch auf die Eier zu gehen: Warum enthält jede PotW eine Szene, in der die "Lehren" der Geschichte auf die Situation eines Dolls und dann wieder zurück auf allgemeine Lebenssituationen übertragen werden? Und dann immer mit dem Holzhammer druff – weil das Publikum nicht denken kann. Ich kam mir in dieser Woche wirklich mehrmals richtiggehend ver...äppelt vor. Die Schreiberlinge sollten meiner Ansicht nach schnell den Modus abstellen, in dem sie uns Analogien und Metaphern vorkauen.

Schnipsel

  • Eliza Dushkus Performance-O-Meter: Diese Woche empfand ich einiges als wirklich mies. Ihre "Casting"-Szene war eine absolute Katastophe. Gott sei Dank (für Eliza und uns alle) kam es aber wieder dazu, dass Echo am Ende eine toughe, starke, robuste und ein ganz klein wenig verdrehte Person wurde (ich vergleiche jetzt mal nicht mit... – whoops, doch gemacht). In dieser Rolle geht Eliza einfach auf und der Showdown war wirklich gut.
  • Trotz des guten Showdowns wurde Dushku diese Woche von Dichen Lachman einfach an die Wand gespielt. Die Szene, in der sie für den Verrückten den Song singen sollte, war die erste wirklich intensive, fast ein wenig gänsehautige Szene der Serie bislang. Besonders im Vergleich zu ihrem Auftritt im Piloten hat Lachman mich bis jetzt schon mehr von ihrem Facettenreichtum überzeugt als Dushku.
  • Auch Sierra behält Erinnerungen (wie sie auf Echo in der letzten Szene zugeht) und Echo ist bereits so weit, dass sie weiß, dass sie die Kindlichkeit und Ahnungslosigkeit vortäuschen muss. Und wie schon letzte Woche reagiert sie kaum noch auf ihre "Schläfer-Sätze" – wie weit dieses Spiel noch getrieben werden kann, ohne dass sie wirklich keine Puppe mehr ist, erwarte ich mit Spannung.
  • Stand-Alone – pfft, genau!

Fazit

Eine Folge, die mit vielen Nebenschauplätzen und einer intensiven Szene gerade so von der schlechten PotW ablenken kann.

Es bleibt mir total schleierhaft, warum ausgerechnet die ersten drei PotWs so dröge sind. Sollten nicht eigentlich diese drei besonders intensiv, innovativ und überzeugend sein um Leute bei der Stange zu halten? Stattdessen findet man sich schon in der ersten paar Folgen damit ab, die nervigen PotW-Szenen zu ertragen um dann zu den Szenen zu kommen, die den Seasonarc tragen sollen und die auch wirklich interessant sind (Lubov = Doll, The Attic und die sich verschiebenden Konstellationen der "normalen Menschen" im Dollhouse sind wirklich interessant zu gucken). Die letzte Szene (also das aufdecken von Echos "wahrem geistigen Zustand") und die Szene um Sierras Grenzerfahrung retten diese Folge auf ein mittelmäßiges Niveau – hätte man die ganze Folge einfach um 15 Minuten gekürzt (also ungefähr die Hälfte der PotW ersatzlos gestrichen) wäre sie wesentlich besser gewesen. So ging sie mir teilweise auf die Nerven.

Martin Schultze - myFanbase

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