Bewertung

Review: #8.11 Vor dem Sturm

Foto: Jennifer Carpenter & Michael C. Hall, Dexter - Copyright: Paramount Pictures
Jennifer Carpenter & Michael C. Hall, Dexter
© Paramount Pictures

Ei ei ei, was war denn das? Die letzte Folge vor dem Serienfinale hätte vieles bieten können, doch was uns hier mit #8.11 Monkey in a Box präsentiert wurde, war im Grunde einfach nur schlecht. Zum einen war die Episode an vielen Stellen einfach nur langweilig und große Zeitverschwendung, zum anderen war sie voller Logikfehler und hat auch noch die spannendsten Momente zerstört, die im Finale einen Knall hätten geben können. Da konnten die wenigen Highlights leider auch nicht mehr helfen.

"I never thought this day would come. You don't need me anymore."

Eine finale Staffel macht es einer Serie oft nicht leicht. Man muss zum Ende kommen, die Zuschauer zufrieden stellen und dafür sorgen, dass der Hauptcharakter einen logischen Abschied bekommt. Dexters plötzlicher Geistesblitz, dass er das Töten gar nicht mehr braucht, sondern viel eher bei seiner Familie sein möchte, ist im Grunde nicht schlecht. Das wäre definitiv ein Ende, das man sich für Dexter vorstellen konnte. Es muss nicht einmal groß mit Hannah zu tun haben, allein der Gedanke, Dexter kann auch ohne das Töten glücklich sein, ist ein schönes Ende. Gerade diese Folge hat deutlich gezeigt, dass Dexter ein Mensch mit Emotionen ist. Er ist nicht nur dieser Psychopath, der töten muss. Er hat eine Familie, eine Freundin und Freunde, die in seinem Leben sind und ihn glücklich machen. Besonders die Szene, als er auf seiner Party verkündet, dass er alle vermissen wird, sorgte für einen Kloß im Hals und das nicht nur bei Dexter. Er realisiert, dass er diese Menschen, die ihm viel bedeuten, zurücklassen wird und sein Leben ohne sie wahrscheinlich nicht das gleiche sein wird. Das ist ein schöner Gedanke, denn das zeigt auch, dass Dexter eine große Entwicklung gemacht hat und Dr. Vogel eben Unrecht hatte - Dexter ist ein Mensch mit Gefühlen und am Ende sieht er das auch ein. Das ist für den Charakter eine schöne Entwicklung und als er Saxon zurücklässt, erleben wir eine Wendung dieses Charakters, die große Bedeutung hat. Doch alleine das reicht nicht, denn diese Wendung wurde einfach falsch inszeniert.

Dexter hätte die Möglichkeit gehabt, viel früher zu dieser Erkenntnis zu kommen. Sei es seine Party, all die Eindrücke, die er mit seinen Freunden hat oder seine Gespräche mit Debra. Dexter hätte sich gar nicht erst mit Saxon einlassen sollen und dann wäre das ganze Drama nicht passiert. Er hätte sich auf den Deal einlassen sollen und dann hätten wir unser Ende gehabt, das auf eine Art sicherlich zufriedenstellend gewesen wäre. Zwar wäre ich mit keinem Happy End für Dexter zufrieden gewesen, aber gut, man kann ja nicht alles haben. Doch das gesamte Hin und Her zwischen Dexter und Saxon hat so viele Lücken, dass die große Erkenntnis von Dexter am Ende einfach nicht mehr die Wirkung hat, die sie vielleicht haben sollte. Alleine schon Saxons plötzliches Auftauchen bei der Polizei. Dexter hätte hier schon seine Chance nutzen können, wenn er sich schon in den Kopf gesetzt hat, Saxon zu töten. Oder die Begegnung der beiden in Dexters Apartment. Auch hier hätte Dexter zum Zuge kommen können. Dass er dann das Video veröffentlicht und Saxon zum meistgesuchten Mann macht, ist nur Mittel zum Zweck und hier sieht man schon, dass die Autoren einfach einen Weg gewählt haben, um es sich einfach zu machen. Wieso sollte Saxon aufhören? Wieso sollte er Dexters Familie nicht einfach bedrohen? Hätte er hier schon zugeschlagen, dann hätten wir wenigstens ein wenig Spannung gehabt. So fügte sich eines nach dem anderen und Saxon geht Dexter in die Falle. Das war alles viel zu unspektakulär und nicht das, was uns eine der finalen Episoden hätte bieten sollen. Hinzu kommt, dass Saxon in dieser Folge nicht mehr diesen großen Psychopath verkörpert, der er in der letzten Folge noch war. Nichts an ihm war mehr angsteinflößend und so war er einfach ein Charakter, mit dem man hier nicht viel anfangen konnte und der einen gelangweilt hat.

Das einzig Gute an Saxons Plan, sich bei Dexter ins Haus zu schleichen, war die Zusammenarbeit zwischen Dexter und Debra und das Gespräch zuvor. Der Fokus auf die beiden funktioniert einfach und hier wünscht man sich nichts mehr, als dass die Staffel die Richtung, die sie anfangs eingeschlagen hat, weiter verfolgt hätte - mit Dexter und Deb zusammen. Die Szenen der beiden sind voller Emotionen und hätte man sich mehr auf die beiden konzentriert und auf die Nachwehen von Laguertas Tod, hätten wir es vielleicht nicht mit einem Hirnchirurgen, einem Lehrling oder Hannahs Rückkehr zu tun gehabt. Dexter hätte auch nur mit Deb zu der Erkenntnis kommen können, dass er das Töten gar nicht braucht. Aber gut, das ist Wunschdenken und jetzt müssen wir uns damit abfinden, dass es an Saxon liegt, die Serie zu beenden.

"Don't ever think it was the code that made you a good brother. There is a person in there, there always has been, and don't you forget it."

Und das ist nach dieser Folge einfach schade. Es lauerten Gefahren an allen Ecken. Saxon hätte alles machen können und Dexter hätte nicht nur mit ihm zu tun gehabt, sondern auch mit Deputy Marshal Clayton, der von der anderen Seite lauert. Doch stattdessen haben sich die Autoren dazu entschlossen, diese Storys miteinander zu verbinden und damit einen großen Fehler zu begehen. Zum einen ist es einfach lächerlich, dass Clayton Saxon befreit. Das macht einfach keinen Sinn! Er ist ein US Marshal und Saxons Gesicht war überall in den Nachrichten zu sehen. Er hätte einfach wissen müssen, wen er da vor sich hat. Diesen Fehler kann man einfach nicht durchgehen lassen und das minimiert die Gefahr, die von Clayton drohte, ungemein. Jetzt ist er tot und so macht die Flucht von Hannah und Dexter einem irgendwie auch nichts mehr aus. Diese Entwicklung ist einfach nur falsch und widerspricht jeder Logik, sodass das Auftauchen von Clayton auch komplette Verschwendung war.

Zum anderen kommt dazu, dass Deb hier angeschossen wird, was auch nur bedingt schockierend war. Es musste etwas passieren, nachdem Dexter sie zurücklässt und so finden wir sie am Ende der Folge blutend auf dem Boden liegen. Das schließt gleichzeitig aus, dass sie im Finale sterben wird und damit für einen großen Schocker sorgt. Und sollte sie tatsächlich sterben, dann wird es nicht mehr die Wirkung haben, die es haben sollte, so wie es etwa bei Rita der Fall war. Ihr Tod kam aus dem Nichts, man hat nicht damit gerechnet und hatte somit ein Staffelfinale vor sich, das einen umgehauen hat. Mit Debs Verletzung am Ende dieser Folge hat man diese Spannung komplett zerstört, sodass ihr Tod, sollte es diesen geben, keine große Auswirkung haben wird. Jetzt bleiben für ein spannendes Finale nur noch wenige Möglichkeiten und hier kann man nur hoffen, dass die Autoren sich für die richtige entscheiden werden. Ein Happy End sehe ich hier nicht mehr und das ist auch gut so, weil das für Dexter nach dieser Vorbereitung nicht mehr passen würde. Seine Erkenntnis war zwar gut und auch schön für diesen Charakter, doch dass man das in den letzten zwei Episoden der Serie reinquetscht, ist einfach zu wenig.

"I don't even want to be here."

Neben all diesen logischen Fehlern und unzufriedenstellenden Ereignissen kommt auch noch hinzu, dass die anderen Charaktere komplett versagen. Batista hat zu dieser Staffel nichts beigetragen und der Wunsch, er hätte zu Beginn direkt in Laguertas Mord ermittelt und wäre somit eine Gefahr für Dexter und Deb geworden, verpuffte im Nichts. Seine Worte an Dexter waren zwar nett und haben klar gemacht, dass es mit der Serie zu Ende geht, doch da hätte sehr viel mehr drin sein müssen. Mit Masuka und seiner Tochter Niki möchte ich gar nicht erst anfangen.

Aber auch Quinn. Er war zu Beginn der Staffel ein guter Charakter. Man mochte ihn wieder. Man konnte sich auf ihn verlassen und nun? Da passiert auch nichts mehr und alles verläuft irgendwie im Sande. Das schlimmste an diesen Charakteren ist jedoch, dass niemand erkennt, dass Dexter in all diese Todesfälle involviert ist. Man trauert um die Charaktere, seien es Laguerta oder Dr. Vogel, doch keiner kommt auf die Idee, Dexter damit in Verbindung zu bringen. Was wäre das doch für eine Staffel geworden, wenn das Miami Metro endlich aufwacht und erkennt, dass Dexter und Deb nichts Gutes bedeuten? Damit wäre nicht nur der Fokus auf Dexter und Deb gelegt worden, sondern auch auf die anderen Charaktere, die endlich mal hätten zeigen können, dass es sinnvoll ist, sie zu haben. Je mehr man darüber nachdenkt, umso schlimmer sind all die Entwicklungen in dieser finalen Staffel. Die Spannung hat man schon herausgenommen, Dexters Wandel hätte vielversprechend sein können, wurde aber durch die Umsetzung zerstört und der Psychopath, der gefährlich hätte sein können, ist plötzlich langweilig ohne Ende. Das kann es doch nicht sein!

Hinzu kommt auch noch die Suche nach Hannah, die ebenfalls nur noch lächerlich ist. Zum einen ist die Arbeit von Elway und Clayton einfach nur schlecht geschrieben und zum anderen kann es doch nicht sein, dass Hannah plötzlich in einem Hotel sicher ist, nachdem sie doch jeder aus den Nachrichten kennt. Zum Glück stand sie nicht zu stark im Fokus, denn das hätte alles noch viel schlimmer gemacht. Dass Deb sie zum Hotel fährt, ist lächerlich, schließlich hätte Elway ihr hinterher sein müssen. Dass Hannah im Hotel bleibt, ist lächerlich und auch ihr Auftauchen am Flughafen ist lächerlich. Eine Frau, die man aus den Nachrichten kennt, sollte sich an öffentlichen Orten einfach nicht aufhalten. Es ist ja schön und gut, wenn Dexter glücklich mit ihr werden will und die beiden haben auch eine tolle Chemie, doch dass die Autoren hier so unachtsam sind, darüber kann man nicht hinwegsehen.

Fazit

Es ist schwer zu sagen, was uns das Serienfinale nach dieser Folge bieten wird, doch die Erwartungen daran sind jetzt sehr gering und man kommt nicht drum herum zu denken, dass es vielleicht gar nicht so schlecht ist, dass die Serie ein Ende nimmt. Nach dem großartigen Start dieser Staffel und der tollen letzten Staffel haben die Autoren einfach einen falschen Weg gewählt und sich auf etwas konzentriert, dass nicht die Auswirkungen hatte, die es hätte haben sollen. Schade eigentlich, doch wir haben ja immernoch eine Folge vor uns. Die Chance, dass diese alles retten wird, ist jedoch sehr, sehr gering.

Alex Olejnik - myFanbase

Die Serie "Dexter" ansehen:


Vorherige Review:
#8.10 Fehler der Vergangenheit
Alle ReviewsNächste Review:
#8.12 Abschied

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Dexter" über die Folge #8.11 Vor dem Sturm diskutieren.