Bewertung

Review: #7.18 Momente im Wald

Foto: Doug Savant & Felicity Huffman, Desperate Housewives - Copyright: 2011 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Doug Savant & Felicity Huffman, Desperate Housewives
© 2011 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.

Was das Besondere an Staffel Sieben von „Desperate Housewives“ ist? Also abgesehen davon, dass wir uns bereits bei Folge 18 befinden und uns mit Beth in dieser Staffel gerade einmal ein einziges relevantes Todesopfer geboten wurde? Ganz klar: Die siebte Staffel führt Geschichten weiter, die in den ersten Staffeln angefangen, aber nie wirklich beendet wurden. Einerseits kehrte mit Paul ein wichtiger Charakter aus den ersten beiden Staffeln zurück, sein legendärer Krieg mit Felicia wird fortgesetzt, und auch seine Beziehung zu Adoptivsohn Zach wurde in den Folgen #7.14 Flashback und #7.15 Farewell Letter wieder thematisiert. Außerdem griff man im Finale der sechsten Staffel, sowie im Staffelauftakt zur siebten auf die Story rund um Mama Juanita Solis’ nie wirklich aufgeklärten Tod zurück, der in der ersten Staffel eine Rolle spielte. Die Verknüpfungen zu den ersten Staffeln sind also unbestreitbar und lassen einen irgendwie nostalgisch werden, denn mir zumindest gefällt das Ganze sehr. Daher konnte auch in #7.18 Moments in the Woods gar nicht so viel schief gehen, da sowohl die Feindschaft zwischen Paul und Felicia, als auch Mama Juanita Solis’ Tod eine zentrale Rolle in dieser Folge spielte.

"Who is this victim number one?" "Mr. Solis. After all, I sort of did kill his mom."

Man muss schon zugeben, dass man fast hätte vergessen können, dass die Geschichte um Andrews Schuld am Tod von Carlos’ Mutter zu Beginn der Staffel wieder aufgerollt wurde. Denn nachdem Bree Gaby im Staffelauftakt gestanden hatte, dass Andrew Carlos’ Mutter versehentlich angefahren hat, wurde das Thema nicht mehr weiter aufgegriffen. Erst jetzt, sechzehn Episoden später, wird die Geschichte weitererzählt und gipfelt in ihrem Höhepunkt, nämlich der Tatsache, dass Carlos von Andrew persönlich erfährt, dass er Schuld am Tod von Mama Solis trägt. Ein Pluspunkt geht hierbei natürlich zunächst einmal an Andrew, dessen Charakter hier große Stärke bewiesen hat, da es schließlich auch für ihn abzusehen gewesen sein dürfte, dass Carlos alles andere als glücklich über diese Nachricht reagieren wird. Recht negativ war dann allerdings wieder die Tatsache, wie die Autoren der Serie übertrieben versucht haben, Spannung aufzubauen. So erfährt Carlos natürlich nicht in der mehr oder weniger idyllischen Wisteria Lane die Wahrheit, sondern in einer abgelegenen Waldhütte während eines starken Unwetters – jeglichen weiteren Kommentar erspare ich mir hier an dieser Stelle. Auch die Tatsache, dem Zuschauer zunächst befürchten zu lassen, Carlos könne Andrew umbringen, war einfach nur ein billiger Versuch, Spannung zu erzeugen. All das hätte es gar nicht gebraucht, denn vor allem mit der Friedhofsszene gegen Ende der Folge hat man gezeigt, dass man das Ganze viel überzeugender und mit mehr Ernsthaftigkeit hätte rüberbringen können. Jene Szene, in der Carlos Andrew letztendlich verzeiht, war nämlich ein richtig toller Moment, in dem besonders Carlos dank seiner verständnisvollen Art und Weise endlich mal wieder punkten konnte, der ja in letzter Zeit eher nicht gerade Sympathiepunkte hat sammeln können ... dass dieser Eindruck am Ende der Folge relativiert werden würde, war da noch nicht abzusehen. Schön waren selbstverständlich auch die einzelnen Szenen zwischen Bree und Andrew, sowie Brees Bestreben, Andrew zu schützen, ohne zu merken, dass ihr permanenter Versuch, eben das zu tun, ihm letztendlich nie die Chance gegeben hat, sich selbst zu beweisen. Daher war sowohl Andrews Wahl, seinen Fehler diesmal selbst auszubaden, als auch Brees Einsicht, endlich loslassen zu müssen, wichtige Entwicklungen. Das lässt gut und gerne drüber hinwegblicken, dass es sicherlich auch nicht verkehrt gewesen wäre, ein wenig mehr Szenen zwischen Gaby und Carlos zu zeigen.

Das Ende der Episode hinterlässt den Zuschauer dann mit einer recht interessanten Wendung: Zwar hat Carlos Andrew verziehen, doch plant er nicht, auch Bree zu verzeihen und macht ihr klar, dass von nun an die Freundschaft zwischen ihr und den Solis’ (und somit auch zwischen ihr und Gaby) beendet ist. Natürlich ist das einerseits vielversprechend, da das Ganze durchaus Potential hat, eine unterhaltsame Storyline zu werden. Schließlich werden sich Bree und Gaby sicherlich nicht einfach damit zufrieden geben, dass Carlos ihnen die Freundschaft verbietet. Andererseits ist es wieder einmal der Charakter Carlos, der hier extrem negativ auffällt. Gerade ihm als Vater zweier Kinder, und vor allem nach den ganzen Ereignissen rund um Grace, müsste wissen, dass ein Elternteil alles dafür tun würde, seine Kinder zu beschützen. Weshalb er das also nicht einsehen kann, ist mir unbegreiflich. Generell ist Carlos in dieser Staffel leider ein Charakter, der einiges an Sympathien verspielt hat.

"How about this? Go the bank and get a hundred thousand singles and roll around naked on them. And then apologize to everybody in the bank and then come home."

Bei Lynette und Tom hat sich einiges seit der letzten Folge verändert und auch nur dieser Storyline merkt man es an, dass zwischen dieser Folge und der vergangenen Episode in der Serie ein Monat vergangen ist. Nachdem Lynette ihren Ehemann in #7.17 fast schon zwingen musste, den neuen, höher positionierten Job anzunehmen, ist dieser in #7.18 nun die Karriereleiter weit nach oben geklettert. Geldsorgen werden in nächster Zeit somit nicht das Thema bei den Scavos sein, jedoch lässt uns die Folge mit dem mauen Gefühl zurück, dass das Ganze noch einige negative Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Lynette und Tom haben wird. Anfangs wird das nicht wirklich deutlich, nutzt Lynette Toms wertvolleren Gehaltsscheck doch gleich dazu aus, selbst davon zu profitieren. Schließlich lässt sich mit einer Menge Kohle doch Vieles kaufen. Oder gibt es vielleicht doch einen Preis, der zu hoch ist und den man nicht bereit ist, zu zahlen?

Mit dieser Frage muss sich Lynette am Ende der Folge beschäftigen, denn Renée macht ihrer Freundin bewusst, welchen Preis sie mit Toms Beförderung eingegangen ist: von nun an steht nicht sie auf Toms Nummer Eins, sondern dessen neuer Job; und das nicht nur, weil der Job ihm generell viel abverlangt, sondern auch, weil ihm der Job noch richtig viel Spaß zu machen scheint. Es wurde am Ende schon zart angedeutet, dass Lynette in Zukunft wohl unter dieser neuen Situation zu leiden haben wird. Zwar wurde das Thema in dieser Folge nur zart oberflächlich angekratzt, aber es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis sich auch erste sichtbare Risse in Toms und Lynettes Beziehung ausmachen lassen. Wie tief diese Risse letztendlich sein werden, bleibt noch abzuwarten. Natürlich ist die Storyline alles andere als neu: Bereits in Staffel 1 stand das Schema der von ihrem Mann vernachlässigten und unter dessen Job leidenden Hausfrau im Fokus. Damals war Gaby die Leidtragende, die prompt eine Affäre mit Gärtner John anfing. Trotzdem darf man gespannt sein, wie sich das Ganze bei den Scavos entwickeln wird, nicht zuletzt auch, weil Lynette bekanntermaßen schnell die Geschütze ausfährt, wenn ihr etwas missfällt und sie aktiv versucht, die Probleme zu lösen, statt ihren Frust dadurch auszulassen, es mit einem Angestellten zu treiben.

"You're on a lucky street. Who knows why? Just enjoy it."

Während die meisten Hausfrauen momentan also weit davon entfernt sind, wirklich glücklich zu sein, kann man das nicht unbedingt von Susan behaupten. Einen Monat ist es nun her, dass Susan Beths Niere verpflanzt bekommen hat und –oh Wunder – natürlich hat Susan mit keinerlei Nebenwirkungen zu kämpfen, sondern das große Glück, dass ihr Körper ihre neue Niere akzeptiert. Doch genau mit ihrem Glück kommt Susan nicht zurecht und beschäftigt sich mit der Frage, weshalb ausgerechnet sie es verdient hat, so viel Glück zu haben, während andere leiden müssen.

Ins Rollen kommt dieser Gedanke bei ihr erst so richtig, als ihre Dialyse-Bekanntschaft Dick stirbt, den wir Zuschauer bereits aus #7.13 Die Puppe kennen, wo er noch ein recht zynischer und unsympathischer Charakter war und sich erst am Ende mit Susan anfreundete. Wie erwähnt, segnete dieser Charakter nun das Zeitliche, was Susan schwer trifft; schließlich hätte auch sie diejenige sein können, die aufgrund ihres Nierenleidens hätte sterben können. Susans Umgang mit Dicks Tod war zwar recht emotional inszeniert, doch die volle emotionale Intensität konnte leider nicht wirklich auf den Zuschauer übertragen werden. Dafür war Dick einfach ein viel zu belangloser Charakter, zu dem man kaum eine Beziehung aufgebaut hat, was auch unmöglich ist, wenn man ihn zuvor nur einmal gezeigt hatte. Viel effektiver wäre es gewesen, Dick öfter in dieser Staffel zu zeigen, womit dem Zuschauer Dicks Tod wenigstens ein wenig nahe gegangen wäre. So war eben nur Susans Verfassung für uns Zuschauer bewegend, nicht aber Dicks Tod an sich. Die weiteren Szenen, vor allem die letzte Szene im Casino, waren dann aber dennoch sehr gelungen. Besonders Roy, der Susan klarmachte, dass man das Glück einfach akzeptieren sollte, solange es einen begleitet, hatte in dieser Folge eine echte Daseinsberechtigung und sorgte für einen tollen Moment und auch für einen guten Abschluss dieser Storyline rund um Susans ernsthafte gesundheitliche Verfassung, die an manchen Stellen ruhig etwas emotionaler hätte inszeniert werden können, unterm Strich aber – vor allem in Hinsicht auf Beths tragisches Ende – überzeugte.

"Do you really think that people on this street want a manipulative psycho for a neighbor?" "Well, they let you live here. So I'm guessing the zoning laws aren't all that strict."

Derweil wurde wohl der Traum einer Großzahl von „Desperate Housewives“-Fans der ersten Stunde wahr: Felicia ist wieder zurück in der Wisteria Lane! Natürlich hatten wir Felicia in dieser Staffel schön des Öfteren wieder gesehen, allerdings stets hinter Gittern. Nachdem sie am Ende der vergangenen Folge aufgrund Beths Tod freigelassen wurde (und hinterfragen wir mal nicht, wie realistisch das Ganze ist) zieht Felicia nun wieder zurück in die Wisteria Lane. Nicht etwa wegen der schönen Häuser, der idyllischen Umgebung oder der mehr oder weniger netten Nachbarschaft. Felicia interessiert nur eines: Paul.

Dass Felicia nach wie vor ein undurchschaubarer Charakter ist, wurde in dieser Folge perfekt gezeigt. Denn Felicia führte nicht nur Paul in die Irre, sondern auch uns Zuschauer. Natürlich hatte man die ganze Zeit im Hinterkopf, dass Felicias angeblich friedliche Absichten Paul gegenüber wieder nur ein intrigantes Spielchen ist, doch irgendwie haben es die Autoren geschafft, uns Zuschauer für einen kurzen Augenblick glauben zu lassen, Felicia meine es ernst. Als Zuschauer konnte man sich in dieser Folge gut mit Paul identifizieren, der mindestens genauso skeptisch gegenüber Felicia war, als man selbst. Und genau diese Ungewissheit, was genau Felicias Hintergedanken sind, sorgten für eine enorme Spannung in nahezu jeder Szene, in der sich die beiden Erzfeinde gegenüberstanden. Besonders die Szene am See sorgte für einige geniale Minuten und lediglich das Wissen, dass Felicia Paul sicherlich nicht drei Folgen vor dem Staffelfinale erschießen wird, sorgte für eine gewisse Vorhersehbarkeit. Am Ende der Folge wird dann uns Zuschauern klargemacht, dass Felicias friedliche Worte und ihr angeblicher Waffenstillstand mit Paul nur eines waren: blanker Schwachsinn. Natürlich wird Felicia weiterhin versuchen, sich an dem Mann zu rächen, der erst ihre Schwester umgebracht hatte, und in ihren Augen nun auch Schuld am Tod der eigenen Tochter ist. Und ihr Versprechen an Beth, dass Paul einen schlimmen Tod sterben müsse, macht neugierig auf das, was Felicia so planen wird. Somit kann man sich schon darauf freuen, wie die ganze Geschichte um Felicia und Paul weitergesponnen wird und auch darauf, eine der wohl interessantesten Charaktere der Serie wieder in der Wisteria Lane wohnen zu haben.

Fazit

Und somit waren es auch nur die Szenen zwischen Paul und Felicia, die wirklich rundum spannend und gelungen waren. Die restlichen Geschichten hingegen waren allesamt zwar nicht uninteressant, jedoch mangelte es teilweise an der Umsetzung. So war Lynettes Part in dieser Episode größtenteils belanglos und nur das Ende lässt vermuten, dass es in den kommenden Folgen interessanter zugehen könnte. Die Storyline von Susan war von der Grundidee und der vermittelten Moral absolut überzeugend, aber man hat es verpasst, uns Zuschauer wirklich mitfühlen zu lassen. Gut war es, endlich die Geschichte um den Tod von Carlos’ Mutter zu thematisieren, doch auch hier konnten nur die späteren Szenen gut abschneiden, da zu Beginn die nötige Ernsthaftigkeit gefehlt hatte, weil man lieber versuchte, die Szenen künstlich spannender zu gestalten. #7.18 Moments in the Woods war oberflächlich gesehen also eine gelungene Episode, die bei näherer Betrachtung allerdings einige Schwächen aufzuweisen hatte. Aber vielleicht schafft man es ja in den kommenden Folgen, nicht nur Storylines aus den ersten Staffeln wieder an die Oberfläche zu befördern, sondern auch die Qualität.

Manuel H. - myFanbase

Die Serie "Desperate Housewives" ansehen:


Vorherige Review:
#7.17 Alles ist anders, nichts hat sich geändert
Alle ReviewsNächste Review:
#7.19 Schlecht verborgene Lügen

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Desperate Housewives" über die Folge #7.18 Momente im Wald diskutieren.