Bewertung

Review: #7.07 Eine demütigende Geschichte

Foto: Marcia Cross & Brian Austin Green, Desperate Housewives - Copyright: 2010 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Marcia Cross & Brian Austin Green, Desperate Housewives
© 2010 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.

Nachdem die letzte Folge #7.06 Excited and Scared einen kleinen Ausflug in das obere Drittel der Bewertungsskala unternahm, liegt man mit #7.07 A Humiliating Business zwar nicht ganz auf diesem Niveau, allerdings fühlte ich mich doch besser unterhalten, als ich es erwartet hatte. "Erniedrigung" ist das Thema der Stunde – wer also auf die Castings von "Deutschland sucht den Superstar" steht, wird diese Folge mögen.

"Humiliation - it's not always something we can avoid."

Wenn sich der Episodentitel (übersetzt in etwa: "Ein erniedrigendes Geschäft") dieser Folge auf Susan beziehen soll, dann muss ich doch wirklich ein bisschen schmunzeln. Passender wäre es gewesen, wenn man eine der ersten Folgen dieser Staffel so benannt hätte. Denn was ist wohl der erniedrigendere Job: die Nanny für das Baby der besten Freundin zu spielen oder vor einer Webcam in Unterwäsche bekleidet das Wohnzimmer abzustauben?

Natürlich ist die Antwort darauf Ansichtssache. Und für Susan wird der Job als Nanny wohl tatsächlich erniedrigender sein. Denn niemand möchte auf die finanzielle Hilfe von Freunden angewiesen sein – erst recht nicht, wenn man dafür noch Windeln wechseln muss. Nichtsdestotrotz war mir Susans Verhalten in dieser Folge ein wenig unverständlich. Es ist selbstverständlich hart, so offensichtlich zeigen zu müssen, dass man auf Geld angewiesen ist. Und es ist auch hart, dass die beste Freundin offenbar nicht ihre wirklichen Qualitäten sieht. Jedoch müsste selbst Susan klar sein, dass Lynette sich gar nicht bewusst war, wie sehr sie Susan mit dem Jobangebot kränkt bzw. erniedrigt. Susans aktuelle Situation ist für meine Begriffe momentan recht authentisch dargestellt und es gefällt mir, wie die Story inszeniert wird.

Besonders Teri Hatchers Darstellung als eindeutig überforderte und verzweifelte Hausfrau spiegelt die eigentliche Grundessenz der Serie wieder, weshalb vor allem solche Szenen punkten, wie die im Supermarkt, als Susan gegenüber einer Kassiererin einen halben Nervenzusammenbruch erleidet und in diesem Fall auf eine humorvolle Art und Weise klar gemacht wird, wie fertig Susan mit den Nerven ist. Überzeugend waren dann auch die Szenen mit Lynette, speziell zum Schluss hin, wo letztendlich wieder das Thema Freundschaft im zentralen Mittelpunkt stand. In Hinsicht auf Susan war die ganze Storyline somit gelungen, auch wenn ich noch kein wirkliches Potential für die kommenden Folgen sehe. In Hinsicht auf Lynette allerdings war ich ein wenig enttäuscht, da ich eine wirklich eigenständige Storyline vermisst habe und ihre Zusammenarbeit mit Renée ein wenig rudimentär inszeniert wirkte. Hier wiederum sehe ich jedoch Potential, da Renée und Lynette sicher auf Dauer nicht die besten Geschäftspartner sind.

"Now if you’d excuse me, I'm going to the kitchen to ask if I can stand in their walk-in freezer."

Auch Brees Storyline konnte auf weiten Strecken überzeugen und punktete fast ausschließlich durch humorvolle Szenen, die mich des öfteren zum Lachen brachten: Angefangen mit ihrem Blackout im Park, weiter mit ihrer Reaktion auf die Diagnose Menopause, dann die Szene zwischen Bree und ihren Freundinnen mit einer Karen, deren Sprüche fast schon einen gewissen Ekelfaktor bereithielten und schließlich mit dem Abendessen mit Keiths Eltern. Besonders letzterer Punkt ist ziemlich erwähnenswert, denn mit der Tatsache, dass Bree Keiths Eltern kennen lernt, bestätigt sich nur unser Verdacht, dass die Beziehung zwischen den beiden auf etwas Ernstes hinausläuft.

Fast schon zu erwarten war natürlich, dass Keiths Mutter auf irgendeine Art und Weise Ärger machen wird. Schließlich sind wir es von der Serie gewohnt, dass die (potentiellen) Schwiegermütter selten in ein gutes Licht gestellt werden. Dass Keiths Mutter aber ausgerechnet die Ärztin ist, der Bree zuvor unwissend erzählt hat, wie toll sich ihr Sohn doch als Liebhaber schlägt, war natürlich das perfekte Chaos. Allerdings bleibt mir die Reaktion von Keiths Mutter Mary ein Rätsel: Natürlich hört eine Mutter nicht gern, wie gut ihr eigener Sohn im Bett ist. Genauso wenig wie eine Mutter sich mit ansieht, wie ihr Sohn belogen wird. Dennoch rechtfertigt es in meinen Augen nicht Marys erniedrigendes Verhalten Bree gegenüber. Aber vielleicht hat auch Marys Enttäuschung darüber einfach überwogen, dass Bree einfach zu alt für Keith ist. Ich hoffe, dass in den nächsten Folgen Marys Verhalten näher erläutert wird. Eine nette Figur hat hingegen Keiths Vater gemacht, der doch einen recht charmanten Eindruck gemacht hat. Störend war für mich nur wieder, dass man am Ende erneut eine „Friede, Freude, Eierkuchen“-Szene zwischen Bree und Keith zeigen musste, wie sie es bisher bei fast allen Folgen dieser Staffel zum Schluss gab. Wir Zuschauer haben es langsam verstanden, dass sich Bree und Keith sehr nahe stehen, weshalb diese teilweise zwanghaft wirkenden, emotionalen Beziehungsgespräche zwischen den beiden langsam aber sicher einfach nur belanglos sind, auch wenn ich zugeben muss, dass sie inhaltlich oftmals überzeugen können.

"He's not going to give up these Chimichangas for a plate of frank and beans."

Mit Gabys Part wurde die Bob/Lee-Storyline abgeschlossen. Es gab eine Bob/Lee-Storyline? Ja, gab es. Auch wenn sie so belanglos behandelt wurde, dass man sie wirklich hätte vergessen können. Die Story fing irgendwo in #6.16 Verführung an, als Gaby erfuhr, dass die beiden planen, ein Baby zu adoptieren, erreichte ihren vermeidlichen Höhepunkt in #6.19 Das Böse, als Lee Bob verlassen hat, und... ja, das wars. Dazwischen wurde niemals erwähnt, wie es zwischen den beiden weiterging und um ehrlich zu sein, hatte ich in der Zwischenzeit die gesamte Story auch wieder total vergessen. Nun also, elf Folgen später, wird das Ganze wieder aufgegriffen und zu einem Abschluss gebracht – natürlich mit einem Happy End. Und obwohl die Storyline an sich nicht wirklich fesseln konnte, was ich aber auch auf die schwachsinnige Einteilung der Story werfe, bin ich natürlich froh, dass Bob und Lee wieder zusammen sind, nicht zuletzt, da sie für mich das witzigste Paar der Serie sind, was man vor allem auf Lee schieben darf.

Alles andere als "gut" fand ich allerdings den Part in dieser Folge, in der Gaby doch tatsächlich annahm, Bob wolle ihren Mann verführen – und dabei auch noch Carlos' Männlichkeit in Frage stellte, nur weil er Handcreme benutzt. An dieser Stelle gibt es ein großes Augenrollen meinerseits und die Bitte, Gaby nächste Woche wieder eine anständige Storyline zu geben. Wobei sich diese nicht unbedingt um Grace drehen muss, da ich es eigentlich angenehm finde, dass die Autoren immer zwischen der doch eher emotionalen Storyline rund um Grace und einem eher auf Humor ausgelegten Stand-Alone-Part hin und her wechseln.

"For a virgin you were surprisingly open-minded."

Zum Schluss noch ein paar Worte zu Paul und dessen Frau Beth. Und habe ich schon erwähnt, dass ich ein bekennender Beth-Fan bin und die Figur für mich bisher die Bereicherung der Staffel ist? Einfach großartig, was für eine zurückhaltende und fast schon verklemmte Art und Weise sie nach außen hin ausstrahlt, aber in Wirklichkeit mit allen Wassern gewaschen ist – besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle natürlich die Szene, in der Beth auf eine wenig subtile Art und Weise versucht hat, aus Pauls ehemaligen Zellnachbarn herauszubekommen, was für einen teuflischen Plan er bezüglich der Nachbarschaft ausheckt. Ebenso gefällt es mir, wie sie sich gnadenlos Pauls Vertrauen erschleicht und er dabei gar nicht merkt, dass sie ihm im Prinzip schon ein Messer in den Rücken gerammt hat. Stille Wasser sind eben tief – und in Beths Falle sehr tief.

Zum Schluss der Folge gab es dann den Moment, in dem enthüllt wurde, wer Beths mysteriöse Mutter ist. Und ja ich geben zu, es war nicht wirklich überraschend, dass es sich dabei um Felicia Tilman handelt. Nichtsdestotrotz hat mir die Schlussszene gut gefallen und lässt natürlich im wahrsten Sinne des Wortes mörderisches Potential in der ganzen Sache aufkommen. Nicht zuletzt, weil ich endlich wissen möchte, was denn nun Pauls schrecklicher Plan ist, um sich an der Nachbarschaft zu rächen. Und wiederum was Felicias Plan ist, um sich an Paul zu rächen. Und Pauls Plan, sich an Beth zu rächen, falls er herausfinden sollte, dass sie Felicias Tochter ist. Ja, da kommt noch einiges auf uns zu...

Humiliating?

Die Folge war insgesamt vor allem dank Beth, Susan und Bree stimmig und unterhaltsam, während ich eigentlich nur an Gabys Part etwas auszusetzen hatte, aber auch dieser nette Szenen bot. Für bisherige Staffel 7-Verhältnisse konnte #7.07 A Humiliating Business also überdurchschnittlich überzeugen.

Manuel H. - myFanbase

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