Bewertung

Review: #6.19 Das Böse

Foto: Doug Savant & Felicity Huffman, Desperate Housewives - Copyright: ABC Studios
Doug Savant & Felicity Huffman, Desperate Housewives
© ABC Studios

Jetzt heißt es aber wirklich Endspurt. Nur noch drei Folgen, dann steht das mittlerweile sechste Staffelfinale der "Desperate Housewives" vor der Tür, welches mit dem Titel "I guess this is Goodbye" jetzt schon nichts Gutes erahnen lässt. Und wenn ein Staffelfinale vor der Tür steht, ist vor allem eines wichtig: interessante und spannende Storylines. Denn wenn die vergangene fünfte Staffel gegen Ende etwas falsch gemacht hat, dann war es die Tatsache, dass eben solche Storylines in weiter Ferne lagen und das Staffelfinale dementsprechend sehr dürftig ausgefallen ist. Und weil das sechste Staffelfinale eben zum Greifen nahe ist, darf ein kleiner Ausblick erlaubt sein. Und dieser Ausblick fällt bisher durchwachsen aus.

"Try not to take too long, because I miss you already."

Dabei war diese Folge an sich gar nicht so schlecht, ging es doch recht turbulent zu, was vor allem Lynettes Part zu verdanken war. Ihre Storyline dominierte diese Folge ganz klar und hatte einige gute Szenen zu bieten. Der Kampf Lynette vs. Irina ging in die dritte (und letzte) Runde und wie nicht anders zu erwarten, hat es Lynette gegen Ende doch noch geschafft, ihrer Gegnerin einen ordentlich K.o.-Schlag zu versetzen. Es war natürlich wirklich sehr vorhersehbar, dass es Lynette in letzter Sekunde gelingen wird, Irinas wahre Absichten aufzudecken, bevor ihr Sohn den größten Fehler seines Lebens begeht. Und dass Irina in Wirklichkeit nur auf Prestons Geld aus war, war natürlich auch keine große Überraschung. Dennoch war es herrlich zu sehen, wie verzweifelt Lynette versucht hat, Irinas Pläne aufzudecken und gegen Ende, als schon alles verloren schien, aus Verzweiflung einfach nur Prestons Schuh versteckt hat, um die Hochzeit hinauszuzögern und mehr Zeit zu gewinnen. Die Schlussszene zwischen Mutter und Sohn war dank Felicity Huffman sehr ergreifend und ich hoffe, dass sich die Beziehung zwischen den beiden wieder normalisiert. Es hat wohl mehr der Schock über Preston dominiert, dass er so abweisend war. Ich kann mir nämlich kaum vorstellen, dass er ewig sauer auf seine Mutter sein wird, weil sie ihn vor seinem wahrscheinlich größten Fehler überhaupt bewahrt hat. Alles in allem war Lynettes Story also der Höhepunkt der Folge, wenn dieser Höhepunkt auch nicht frei von Mängel war. Außerdem, und hier wären wir beim Staffelfinal-Ausblick, frage ich mich, was nun noch auf Lynette zu kommt, nachdem die Irina-Storyline abgeschlossen ist...

"Why would he want to hurt me?"

Währenddessen hatte Brees Storyline mit Sam schon bessere Tage erlebt. Nachdem Andrew und Orson am Ende der vergangenen Folge beschlossen hatte, Nachforschungen bezüglich Sam anzustellen, war ich schon sehr gespannt, welche schockierenden Details über ihn ans Licht kommen werden. Dass Andrew letzten Endes nur herausgefunden hat, dass Sam gelogen hat, was seinen MBA-Abschluss betrifft, war dann doch relativ enttäuschend. Natürlich heißt das nicht, dass Sam frei von Geheimnissen ist. Allerdings fehlte in dieser Folge die Dynamik bei dieser Storyline, da Bree zum Ende hin nur das erfahren hat, was wir Zuschauer schon seit #6.16 The Chase erahnen. Nämlich, dass mit Sam definitiv etwas nicht stimmt. Dennoch bleibt die Spannung erhalten, da es schließlich recht interessant wird zu erfahren, weshalb Sam mit allen Mitteln versucht, Andrew zu schaden. Da man davon ausgehen kann, dass diese Storyline bis zum Staffelfinale gestreckt wird, werden sicher noch einige interessante Details ans Licht kommen. Und mit interessant meine ich auch interessant, da ich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Ahnung habe, welche Ausmaße die Story um Sam annehmen wird.

"I pay for the clothes it wears, the massages it receives, and the implants it will one day require. If I don't own it, I'm at least a major stockholder!"

Hinter Gabys Part könnte ich ein großes, fettes Fragezeichen setzen, da ich momentan nicht weiß, ob die Autoren beabsichtigen, daraus eine richtige Storyline zu gestalten oder ob das wieder nur eine ihrer vielen Stand-Alone-Auftritte dieser Season war. Gaby dürfte wohl leider die Hausfrau sein, die in der sechsten Staffel die meisten Stand-Alones hatte.

An sich war ihre Geschichte in dieser Folge ganz interessant und gelungen, was hauptsächlich auch daran lag, dass Bob und Lee stark integriert wurden. Die beiden finden leider viel zu wenig Beachtung in der Serie, weshalb ich es immer schön finde, wenn man das Pärchen ein wenig in den Vordergrund rückt. Doch gerade weil man die beiden selten zu Gesicht bekommt, verfehlt die Tatsache, dass sich die beiden eventuell trennen, ihre schockierende Wirkung. Dennoch erhoffe ich mir natürlich, dass die beiden wieder zusammenfinden, da vor allem Lee in Kombination mit den anderen Damen (und speziell mit Karen) hervorragend in die Wisteria Lane passt. Auch fand ich es gut, dass ihre Storyline aus #6.16 noch einmal aufgegriffen wurde. Allerdings wurde die ganze Adoptions-Geschichte so rudimentär thematisiert, dass die Empathie mit dem Paar diesbezüglich recht oberflächlich bleibt. Wir werden sehen, ob sich diese Storyline noch irgendwie weiterentwickelt oder unter den Tisch gekehrt wird. Im Übrigen hätte ich es wirklich interessant gefunden, wenn Gaby sich als E-Spender bereiterklärt hätte. Diese Entwicklung hätte sicherlich für eine gute Story und grandiose Szenen zwischen ihr und Lee gesorgt.

"Hi. I'm having a problem with Mike and his male ego. Long story short, can I clog your drain?"

Nachdem es in #6.17 Chromolume No 7 noch den Anschein hatte, es handele sich um einen Lückenfüller, müssen wir nun der Tatsache ins Auge blicken, dass die finanziellen Probleme von Mike wohl eine größere Rolle einnimmt. Und eines ist jetzt schon klar: Im Vergleich dazu war die Finanzkrise der Scavos in der fünften Staffel der reinste Thriller. Noch immer ist es mir nahezu unverständlich, wie Mike nur so einen großen Stolz haben kann, um sich nicht von seiner eigenen Ehefrau finanziell unter die Arme greifen zu lassen. Als Mike gegen Ende der Episode mit einem zunächst Unbekannten über seine Geldprobleme spricht und denjenigen darum bittet, ihm zu helfen, dachte ich, dass die Identität des Unbekannten uns von den Socken hauen wird. Dass es sich dabei schlicht und einfach um Carlos gehandelt hat, war dagegen ernüchternd, wenn nicht sogar lächerlich. Man kann zwar irgendwo verstehen, dass Mike seinen Mann stehen möchte, um nicht als Versager rüberzukommen. Dann aber einen Freund anzupumpen ist mindestens genauso erbärmlich. Mal abgesehen davon, dass es jetzt schon klar ist, dass Susan dahinter kommt. Ich frage mich, inwieweit man noch Spannung in diese Storyline bringen will. Auch hier bin ich mehr als skeptisch was meinen Staffelfinal-Ausblick angeht.

Weniger skeptisch bin ich gegenüber dem Staffelgeheimnis, das im Prinzip kein wirkliches Geheimnis mehr ist und nach und nach zum Familiendrama wird. Da Patrick Logan offenbar plant, Angie zu ermorden und, wie wir alle wahrscheinlich vorausahnen können, er dies obligatorisch im Staffelfinale versuchen wird, bin ich gespannt, was uns noch in der Zwischenzeit erwartet, jetzt, wo Patrick endgültig in der Wisteria Lane angekommen ist. Die Dialoge zwischen ihm und Danny im Café waren schon einmal ein guter Vorgeschmack, wenn auch Patrick, im Vergleich zur letzten Folge, relativ harmlos erschien. Ich freue mich jetzt schon auf die Szene, in der Angie das erste Mal wieder auf Patrick trifft. Generell freue ich mich auf diese Storyline am meisten, da es mich mehr als interessiert, wie das sechste Staffelgeheimnis im Finale sein Ende findet.

"We all deserve to die."

Zu guter Letzt noch zum eigentlichen Paukenschlag dieser Episode, der letztlich gar kein so großer war. Die Identität des Würgers ist gelüftet, und wie schon von Anfang an vermutet, hat der Würger nichts mit dem Staffelgeheimnis zu tun und war Mittel zum Zweck, immer wieder Danny bzw. Nick in Verdacht geraten zu lassen. Doch die Autoren haben uns natürlich auf die falsche Fährte gelockt und der Würger ist niemand geringeres, als der Mann, der immer nur nebenbei zu sehen war, einen netten Eindruck machte und der liebe Junge von nebenan war: Prestons und Dannys Freund Eddie. Wie gesagt, für mich war diese Auflösung weniger überraschend, da man es einfach hätte vorausahnen können – oder eben nicht. Ich kann noch gar nicht wirklich beurteilen, ob mir die Auflösung bzw. die ganze Story um den Würger im Nachhinein gefällt. Dazu warte ich noch ab, ob man auf Eddie ein wenig mehr eingehen wird und uns seine Motive klargemacht werden. Wenn er einfach nur ein geisteskranker Teenie ist, der unter extremen Komplexen leidet, ist das Motiv viel zu klischeehaft, als dass es überzeugen könnte. Mal schauen, was in den kommenden Folgen noch kommt. Schließlich wissen nur wir Zuschauer die Identität des Würgers, während die Charaktere in der Serie noch im Dunkeln tappen.

Die Schlussszene, in der der Würger letztlich entlarvt wird, hat mir jedoch von der Aufmachung her sehr gut gefallen. Es wäre auch nicht "Desperate Housewives"-typisch gewesen, hätte man eine Nebenfigur, die für Ärger gesorgt hat und die man nicht mehr benötigt, einfach so aus der Serie verschwinden lassen. Natürlich musste Irina sterben, die sich damit in die relativ lange Liste der Staffel-6-Toten einreiht. Und im Prinzip hat sie den Tod mit ihren Aktionen auch irgendwie verdient. Laut dem Originaltitel dieser Episode haben wir das sogar alle.

Fazit

Wie gesagt, schlecht war diese Folge keinesfalls. Ein Großteil der Storys haben überzeugt und an Humor mangelte es auch nicht. Wenn man allerdings bedenkt, dass man langsam aber sicher auf das Staffelfinale hinarbeiten sollte, dann ist das Bild schon etwas ernüchternd. Einzig Bree hat momentan eine recht vielversprechende Handlung, während man bei den anderen Hausfrauen abwarten muss, was noch kommt. Noch drei Episoden lang haben die Damen die Chance, die Staffel genauso gut enden zu lassen, wie sie begonnen hat.

Manuel H. - myFanbase

Die Serie "Desperate Housewives" ansehen:


Vorherige Review:
#6.18 Der perfekte Sohn
Alle ReviewsNächste Review:
#6.20 Entstehung eines Monsters

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Desperate Housewives" über die Folge #6.19 Das Böse diskutieren.