Bewertung

Review: #5.19 Die letzte Ruhestätte

Foto: Nicollette Sheridan, Desperate Housewives - Copyright: 2006 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.
Nicollette Sheridan, Desperate Housewives
© 2006 American Broadcasting Companies, Inc. All rights reserved.

Insgesamt ist es ja eine schöne Idee, wenn schon eine der Housewives verabschiedet wird, dass es dann eine gesonderte Folge gibt, die der Figur und auch der Darstellerin die letzte Ehre erweisen soll. Ein Special-Event sozusagen, abgesondert vom Rest der Staffel, in dem es nur um die besagte Person geht. Ja, es wäre eine schöne Idee, wenn es nicht praktisch dieselbe Episode bereits vor wenigen Wochen für einen völlig unbedeutenden, bis dahin sogar unbekannten Charakter gegeben hätte. Insgesamt ist es sogar schon die dritte Folge dieser Staffel, die sich vollständig aus Flashbacks speist. Ja, sind die DH-Macher denn wirklich so unkreativ? Gibt es denn kein Mittelding zwischen Stand-Alone-Flashback-Episode und in die Staffel integrierter Folge, die sich nur auf das derzeitige Geschehen konzentriert und die Story vorantreibt?

Die Geschichten, die wir dann über Edie hören durften, waren nicht mal besonders erwähnenswert. Sie sollten uns allzu zaunpfahlmäßig zeigen, dass Edie ja doch keine so schlechte Person, sondern eigentlich sogar sehr liebenswert mit all ihren Fehlern und Sorgen war. Doch hat man es doch nun wirklich oft genug geschafft, uns das auch so innerhalb von Episoden integriert zu zeigen. Und mir wäre es fast lieber gewesen, dass wir die hier gezeigten Szenen einfach so mal in die Story eingestreut gefunden hätten. So wirkte das Ganze ein wenig künstlich und konstruiert und hat mir ganz ehrlich nicht wirklich gefallen.

Über Edies Tod selbst bin ich erstaunlich wenig schockiert oder berührt. Man wusste es einfach schon zu lange und konnte sich diesen Spoilern ja kaum entziehen. Es ärgert mich, dass ich über ihren Tod nicht traurig bin und keinerlei Mitgefühl für diesen Charakter, den ich zu Beginn überhaupt nicht ausstehen konnte und der mir gegen Ende immer mehr ans Herz wuchs, empfinden kann. Ein weiterer Grund, diese Folge nicht gut zu finden. Und je länger ich darüber nachdenke, umso schlechter fällt meine Bewertung diesem zweiten Teil einer Doppelfolge aus. An dieser Stelle war Edies Tod für mich einfach unnötig und storytechnisch nicht wirklich nachvollziehbar.

Ganz besonders ärgerlich ist eben, dass man erneut den Staffelfluss unterbricht und Szenen zeigt, die uns nicht wirklich etwas bringen. Das lässt fast den Eindruck aufkommen, dass die Autoren nicht wirklich etwas mit diesem Staffelmysterium anzufangen wissen und die Story unnötig strecken wollen. Der zweite schlechte Eindruck, der bei mir aufkommt, ist, dass man unnötig zwanghaft versucht hat, Nicollette Sheridan loszuwerden. Anders kann ich mir diesen völlig unnötigen Tod, den man in Staffel 3 schon hätte vollziehen können, nicht erklären. Aus diesem Grund empfinde ich den Schritt auch alles andere als mutig. Denn einen der Hauptcharaktere zu töten, ist nur mutig, wenn sich daraus storytechnisch etwas Sinnvolles ergibt. Das scheint mir hier nicht der Fall zu sein, aber ich lasse mich in der Zukunft noch gerne vom Gegenteil überzeugen. Kommen wir dann nun zum eigentlich Episodeninhalt...

Edie Britt was sexy,...

Gabys Story war zunächst die, von der ich am meisten enttäuscht war, da sie mich gelangweilt hat. Am Ende erfuhr man durch sie jedoch am meisten über Edie, nämlich ihren Blick aufs Leben, ihre Wertschätzung desselben und die fehlende Angst, aber doch vorhandene Melancholie gegenüber dem Ende. Eine Szene, die mir noch einmal besonders bewusst gemacht hat, warum ich diesen Charakter - mehr als bspw. Susan - vermissen werde.

... perceptive, ...

Bree erzählt uns eine Geschichte, die ich mir so ähnlich auch aus Edies Sicht gut vorstellen konnte. Es gab ja auch so hin und wieder in der Serie mal einen Hinweis, dass Edie keine Furcht davor hatte, ihren Freundinnen (wenn man sie denn so nennen möchte, denn nach der Wegjagszene aus der letzten Staffel, fand ich es fast etwas unpassend, als Travers die Housewives als ihre besten Freundinnen bezeichnete) den Kopf zurecht zu rücken. Außerdem konnte man so auch nochmal ein wenig über Brees Zeit in den fünf Jahren erfahren. Etwas, das ingesamt in meinen Augen viel zu kurz kommt nach diesem doch sehr großen Zeitsprung. Auch die Szenen waren wieder sehr gut und emotional, jedoch hat es mir einfach nicht in dieser Form gefallen, wie es hier vorgetragen wurde. Lieber wäre es mir innerhalb einer ganz normalen Episode gewesen.

... strong, ...

Dasselbe lässt sich auch über Lynettes Story erzählen. Hätte man denn so eine starke, großartige, wunderbar bewegend gespielte Szene nicht zeigen können, während Lynette den Krebs bezwingen wollte? Müssen wir wirklich so lange warten, um so etwas geboten zu bekommen? Wie bereits erwähnt, auch dies eine wirklich starke Szene, die, wäre sie innerhalb einer normalen Episode aufgetaucht hätte, wahnsinnig viele Bonuspunkte gebracht hätte. Aber dieses lieblose Zusammenwürfeln von konstruierten Erinnerungsstückchen, die bisher nicht mal angeschnitten wurden, vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen, gefallen mir einfach nicht.

... beautiful, ...

Karen war wohl die einzige, die ich wirklich als Edies Freundin bezeichnen würde. Die beiden haben eine sehr interessante Beziehung in den letzten Jahren aufgebaut, die mich immer sehr amüsiert hat. Ihre Story für Travers lieferte wieder ein Puzzlestückchen zur Person Edie Britt, doch muss man auch Travers verstehen, dass das keine wirklich gute Entschuldigung ist. Klar ist es lobenswert von Edie, dass sie ihre eigenen Gefühle zurückstellt, damit ihr Sohn die in ihren Augen beste Erziehung erhält, die möglich ist. Doch ohne Mutter ist das nun mal schwierig und man könnte Edie durchaus vorhalten, dass sie sich ihrem Sohn zuliebe hätte ändern und bemühen können. Stattdessen fallen mir nur die Szenen der dritten Staffel ein, als Edie ihren Sohn benutzte, um Carlos an sich zu binden. Nicht unbedingt Sternstunden des Charakters. Dass die Frauen Travers die Nachricht beibringen, hat mir einerseits gefallen, da so die Trauer der Familie nicht ganz außer Acht gelassen wurde. Genau genommen war es aber unnötig, da es der Story ebenso wenig gebracht hat wie die ganzen Geschichten, die die Frauen erzählt haben.

... one of a kind!

Susans Geschichte war einerseits sehr interessant, aber typisch für Susan irgendwie auch sehr oberflächlich. Sie und Edie waren auf dem Weg, beste Freundinnen zu werden, was mir übrigens sehr gut gefallen hat und hätte. Bis Susan herausfindet, dass Edie mit den Männern anderer Frauen schläft, und ihr praktisch die Freundschaft kündigt. Klar kann man Susan verstehen, da es nicht unbedingt vertrauensfördernd ist, wenn die Freundin mit dem Mann einer anderen Freundin schläft. Trotzdem ist es ein wenig traurig, dass es angeblich so abrupt geendet haben soll, denn in der Freundschaft hätte großes Potential gesteckt und sie hätte sicher viel Spaß gemacht und ein wenig bin ich sauer, dass die Serie uns diese Karotte jetzt vorgehalten hat, die wir nie erreichen können, da dieser Charakter nun so lieblos dahingeschieden ist.

Kommen wir immerhin abschließend noch zu den positiven Dingen der Episode. Mir gefiel es, dass man nachträglich nicht versucht hat, Edie zu einer Heiligen zu machen, die doch eigentlich eine großartige Person, nur immer missverstanden war. Deshalb fand ich die abschließenden Worte der Housewives, die eigentlich teilweise sehr oberflächlich klingen, aber doch aus dem Herzen kamen, auch sehr passend. Insgesamt war das Ende - im Gegensatz zu Edies eigentlichem Tod zu Beginn - sehr emotional, stimmig und mehr als bewegend.

Fazit

Zunächst dachte ich nicht, dass ich so viel würde schreiben können über diese Episode, in der nicht wirklich viel drin steckte. Am Ende wurde es dann doch mehr als gewollt, aber ich möchte meinen Unmut darüber äußern, wie man das Ganze gelöst hat. Vielleicht hätte mir diese Folge auch besser gefallen, hätte ich nicht schon vor Wochen (Ist es wirklich so schwer, so ein Geheimnis zu behalten? Andere Serien haben es doch auch schon vorgemacht...) auf den einschlägigen Seiten gelesen. So bin ich enttäuscht darüber, wie Edies Tod gehandhabt wurde, enttäuscht über den Tod per se und enttäuscht darüber, dass ich nicht enttäuscht genug bin. Um mit den Paradoxien aufzuhören, möchte ich abschließend noch sagen, dass das auf uns zukommende Finale besser alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt, um diesen Tod zu rechtfertigen.

Bis dahin, Edie Britt R.I.P. Auf dass wir dich noch in einigen Flashbacks sehen und deine Stimme statt der von Mary-Alice hören dürfen.

Nadine Watz - myFanbase

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