Bewertung

Review: #4.13 Einführung in die Endgültigkeit

Foto: Joel McHale, Community - Copyright: Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved
Joel McHale, Community
© Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved

Als in der vergangenen Season mit #3.22 Duell in der Sonnenkammer das potentielle Serienfinale von "Community" lief, hatte man als Fan durchaus einen kleinen Kloß im Hals stecken bei dem Gedanken, dass man hier vielleicht gerade die letzten 20 Minuten der Serie sieht. Jetzt, eine Season später, ist dieser Kloß einem ungläubigen Augenrollen gewichen. #4.13 Introduction to Advanced Finality ist eine der miesesten "Community"-Episoden überhaupt und bestätigt leider den insgesamt schlechten Eindruck der vierten Staffel, in deren Verlauf die Serie zu einem einzigen Abzugbild ihrer selbst verkommen ist. Das Wirrwarr an Metareferenzen und Storyplots, die letztlich zu nichts führen, erstickt jegliche emotionale Bindung und jegliches Interesse des Zuschauers für das Geschehen, und dass die Folge noch dazu exakt keinen einzigen Lacher verbucht, macht das Desaster sozusagen perfekt.

Diese Episode vereint alle Schwächen in sich, an denen "Community" in dieser so unterirdischen vierten Staffel krankte. Die größte Schwäche ist dabei der konstante Versuch der Drehbuchautoren, alte Elemente, die in der Vergangenheit funktioniert haben, neu aufzuwärmen und quasi nach altem Erfolgsrezept vorzugehen in der Hoffnung, dass das Publikum sich damit schon zufriedengeben wird. Doch was dabei rauskommt, ist eine völlig uninspirierte, geistlose Geschichte, in der verschiedene Elemente nur um ihrer Existenz willen eingebaut werden, aber keinerlei Bedeutung für den Plot an sich haben. Die alternative Zeitlinie hat mal großartig funktioniert, also nehmen wir sie doch einfach nochmal her! Die Fans lieben Paintball, also bauen wir doch einfach mal interdimensionale Paintball-Gewehre ein! Jeff hält gern Reden, also lassen wir ihn eine Rede halten! Der Dean verkleidet sich gerne, also lassen wir ihn ein Brautkleid (!!!) tragen! Und weil Filmreferenzen immer gut sind, bauen wir doch einfach ein paar völlig beliebige Filmreferenzen ein! "Community" hat seinen eigenen Subtext mittlerweile schon so oft recycelt, dass er jegliche Bedeutung verloren hat.

Am schlimmsten ist es jedoch, dass "Community" seinen eigentlichen Kern aus den Augen verloren hat: die Charaktere und ihre Freundschaft zueinander. Egal, wie oft Jeff in dieser Folge darüber spricht, dass er Angst davor hat, seine Freunde zu verlieren, es ist nicht überzeugend. Nicht überzeugend deshalb, weil nach gefühlt 1000 Episoden, in denen die Integrität der Gruppe auf die Probe gestellt wurde, dem Zuschauer dann doch langsam klar geworden ist, dass die Gruppe eine Familie geworden ist, die sich immer gegenseitig unterstützt und sich liebt und zusammenhält und sich niemals trennen wird, etc. etc. etc. Nicht überzeugend deshalb, weil die alternative Zeitlinie, die Jeff in seinem Kopf durchspielt, letztlich überhaupt nichts aussagt bezüglich Jeffs Situation oder Gefühlslage. Nicht überzeugend deshalb, weil das Ende mit Jeffs obligatorischer Winger-Rede so unsagbar kitschig ist, dass man dies nicht einmal mehr als irgendeine Parodie entschuldigen kann.

Natürlich ist es wahr, dass Jeff sich in den vier Jahren auf dem Greendale Community College verändert hat. Der verantwortungsbewusste Mann, der alles für seine Freunde tut, ist nicht mehr mit dem egozentrischen Anwalt zu vergleichen, der Jeff noch am Anfang war. Doch egal, wie offensichtlich man es uns vor Augen führen will, was für eine tolle Entwicklung Jeff durchgemacht hat, letzten Endes wirkt hier alles unsagbar oberflächlich und phrasenhaft. Dies liegt vor allem daran, dass Staffel 4 die Charaktere in Sachen Komplexität und Facettenreichtum so reduziert hat, dass sie mittlerweile nur noch wie ihre eigenen Doppelgänger erscheinen: Jeff, der selbstverliebte Anwalt, der jetzt ein selbstloser Mann ist; Britta, die feministische Möchtegern-Psychologin; Annie, die Streberin mit Hang zum Perfektionismus; Shirley, die christliche Mutter und Hausfrau; Abed, der Popkultur-Nerd; Troy, der leicht dümmliche Sportler; Pierce, der alte Mann, der quasi nie da ist und wenn er da ist immer zum Deppen gemacht wird (und hier in einem Satz mal eben aus der Serie geschrieben wird). Tatsächlich hat man es geschafft, die Charakterentwicklung der letzten drei Jahre komplett zunichte zu machen und die Charaktere nun wieder auf nur die Grundeigenschaften zu begrenzen, die sie im Piloten hatten.

Und so steht man der unerwarteten Verlängerung von NBC skeptisch gegenüber: Einerseits beweist diese Episode, dass "Community" seinen kreativen Zenith anscheinend schon lange überschritten hat und eine Verlängerung weder verdient noch wünschenswert wäre – andererseits aber muss eine fünfte Staffel nahezu her, damit diese Serie, die ja einst mal so großartig war, nicht auf solch einem schlechten Niveau endet. Alles wird davon abhängen, ob die Produzenten den Kollateralschaden sehen und beheben können und uns wieder diese spritzige, innovative und unterhaltsame Comedyshow zurückgeben, die wir mal so ins Herz geschlossen haben. Nach diesem Finale und dieser Staffel kann es eigentlich nur noch aufwärts gehen.

Maria Gruber - myFanbase

Die Serie "Community" ansehen:


Vorherige Review:
#4.12 Superhelden
Alle ReviewsNächste Review:
#5.01 Zurück nach Greendale

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Community" über die Folge #4.13 Einführung in die Endgültigkeit diskutieren.