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Review: #1.22 Angriff der Rotznasen

Foto: Joel McHale & Chevy Chase, Community - Copyright: Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved
Joel McHale & Chevy Chase, Community
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#1.22 The Art of Discourse – man beachte den hundertprozentig ironisch gemeinten Originaltitel dieser Episode – dreht sich vor allem um eines: Generationenkonflikte. Auf der einen Seite haben wir Jeff und Britta, die sich mit drei High-School-Bastarden herumschlagen müssen, auf der anderen Seite haben wir Pierce und Shirley, die sich mit einer gewissen Gruppe von unreifen College-Studenten auseinanderzusetzen haben. Und über beiden Konflikten steht die Frage: Was soll Community College eigentlich sein?

Jeff und Britta werden diesmal mit der bitteren Wahrheit konfrontiert: Sie sind alt, zu alt fürs College. Sie sind Loser. So ist der Spott, den sie über sich ergehen lassen müssen, eben deshalb so beißend, weil sie selbst genau wissen, dass die Kiddies recht haben. Diese drei Dumpfbacken sind so dermaßen schrecklich, dass man hier eigentlich nur von gezielter Überspitzung sprechen kann, denn ganz ehrlich: Je älter man wird, desto mehr kommen einem pubertierende Jugendliche wirklich so vor. So sind Jeff und Britta hilflos angesichts der drei Teenies und ihren niveaulosen Antworten, und der Frust ist komplett verständlich. Umso herrlicher ist Brittas Masterplan: Jeff muss Frankenmom anmachen, um den Teenies jeglichen Wind aus den Segeln zu nehmen. Wie Jeff und Britta hier als Team agieren, ist einfach genial, das Herablassen auf die völlig primitive Streitkultur der Teenies, das Abklatschen mit den Händen, die Ernsthaftigkeit, mit der die beiden ihren Rachefeldzug angehen. Denn wie Abed ganz richtig bemerkt, in einer Hinsicht sind sich Jeff und Britta sehr ähnlich: "They have the two most fragile egos of the group."

Und so starten Jeff und Britta ihre Vendetta. Jeffs Anmache ist mal wieder der Brüller und könnte einer Werbung für Energydrinks entnommen sein ("You don't happen to have an extra bottle of sports drink, do you?"), und die Finalszene wird wohl die Gemüter spalten: Der Duh-Contest am Ende ist so bescheuert, dass die einen vor Fremdscham im Boden versinken, die anderen jedoch herzhaft lachen werden. Ich zähle mich zur letzteren Gruppe und denke, dass trotz der maßlos übertriebenen Darstellung der drei Kiddies sicherlich ein Fünkchen Wahrheit in ihrem Verhalten steckt – und wenn es nur aus Jeffs und Brittas subjektiver Sicht so ist. Dass es dann Shirley und Pierce sind, die den Teenagern die Hosen runterziehen, ist eine großartige Rückkopplung an den Anfang der Folge und an die zweite wichtige Storyline.

In dieser geht es um einen Konflikt zwischen Shirley und Pierce, der sich letztlich zu einem Konflikt zwischen den zwei Ältesten und dem Rest der Lerngruppe entwickelt. Pierce verhält sich mal wieder unmöglich und wird von Shirley zurecht aus der Gruppe verwiesen. Es war sicherlich überfällig, dass sein Verhalten mal angesprochen wird – schließlich ist der alte Herr ziemlich homophob und rassistisch (Troy: "At least he doesn't think that Shirley's my Mom anymore. He thinks that we're cousins."). Aber irgendwo liegt Pierces streckenweise abstruses Verhalten eben darin begründet, dass er dazugehören will und nicht weiß, wie er sich innerhalb einer Gruppe verhalten soll, in der alle mindestens halb so alt sind wie er. So ist Pierce ein schwieriger Charakter, einerseits durchaus liebenswürdig, andererseits gewissermaßen der Sündenbock der Gruppe (wie sie selbst bald feststellen, als ein neuer Prügelknabe gesucht wird) und so hat man wieder Mitleid mit ihm. Und dann sorgt Pierce mit seiner Art halt doch wieder für unwahrscheinlich witzige Szenen. Wie er sich doch prompt bei der falschen Frau entschuldigt, wie er glaubt, dass er Shirley jetzt küssen darf, nachdem sie eine Aussprache hatten – der Mann ist einfach unglaublich.

Im Subplot haben wir dann noch unser Dreamteam Abed und Troy, die gemeinsam Abeds "Quintessential College Experience List" abarbeiten wollen und dabei die verrücktesten Dinge anstellen. Die beiden sorgen für den komödiantischen Ausgleich in der sonst eigentlich etwas ernsthafteren Thematik, die durch Jeff/Britta und Pierce/Shirley angesprochen wird. Außerdem beantworten sie gewissermaßen die Frage, die diese Episode aufwirft: Was soll Community College sein? Für Jeff und Britta mag es zwar eine Art Fegefeuer sein, doch eigentlich ist es für sie, wie auch für Pierce und Shirley, eine Möglichkeit zum Neuanfang, eine Möglichkeit, neue und wichtige Erfahrungen zu machen und eine Möglichkeit für den jüngeren Teil der Lerngruppe (Jeff miteingeschlossen), sich weiterzuentwickeln und herauszufinden, was man vom Leben will. Community College ist der Ort, wo man mit Römerkostümen herumlaufen und einen Boob A Tron 4000 Roboter herumfahren kann, wo man Dinge ausprobieren kann – und wo es legitim ist, eine Essensschlacht zu veranstalten.

So kann #1.22 trotz der etwas überspitzten Darstellung der drei High-School-Schüler wieder mit viel Witz und Charme punkten, mit thematisch doch sehr wichtigen Storylines und mit vielen herrlichen kleinen Szenen: Sei es das kurze Intermezzo mit Señor Chang und den Cookies, Troys totale Unfähigkeit, Sarkasmus zu verstehen oder die großartigen Blicke zwischen Annie und Britta, als Abed ein selbstbewusstes "Checkaroonie" antwortet, als es um den Punkt "Make out with the hottest girl on campus" geht. Und wenn als Outro dann noch ein derartiger Klassiker wie Abeds und Troys Pornonamen drangehängt wird, dann ist der Gesamteindruck nicht mehr weit weg von einer vollen Punktzahl. Übrigens: Meiner ist Hardt Coca Cola Light.

Maria Gruber - myFanbase

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