Bewertung

Review: #1.15 Jeder mit jedem

Foto: Joel McHale, Community - Copyright: Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved
Joel McHale, Community
© Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved

Dass sich eine Folge mit dem Originaltitel #1.15 Romantic Expressionism mit der Liebe beschäftigt, dürfte keine Überraschung für den Zuschauer sein. Umso überraschender ist es jedoch, dass man nicht, wie man nach der vergangenen Episode vermuten könnte, die Beziehungen zwischen Jeff und Britta bzw. Jeff und Michelle in den Mittelpunkt stellt, sondern sich vielmehr auf Annie konzentriert, die diesmal in ein herrlich amüsantes Techtelmechtel mit Vaughn gerät und gleichzeitig mit einem übereifrigen Troy konfrontiert wird.

Vaughn aka "micro-nipples" bandelt also mit Annie an, die seine Weisheiten über den G-Akkord und das Universum unwahrscheinlich komplex findet, und sich direkt in ihn verknallt. Dass Annie eingesehen hat, dass sie bei Troy wohl keine Chance hat ("The other day after Spanish I thought he was trying to hold my hand, but he'd just mistaken me for Abed."), ist nach dem, was in #1.08 zwischen ihnen passiert ist, nur verständlich. Und so wie Alison Brie die Rolle spielt, ist Annies Verliebtheit auch gleich in der ersten Szene komplett überzeugend. Dank Brie ist die emotionale Basis für die Annie-Storyline gelegt, die letztlich in einer unvergesslichen Szene endet – doch mehr dazu später.

Annies "Greendale-Eltern" Jeff und Britta sehen es gar nicht gerne, dass Annie nun mit Vaughn anbandelt, da sie Angst haben, dass Vaughn für Annie ein erster Schritt in eine Zukunft mit lauter Idioten ist, die womöglich mit der Hochzeit mit Starburns endet ("Oh yeah. Turn to your left, turn to your right, yes, we can see both of them. It's like a constellation on your face."). Dass Jeff und Britta sich so um Annie sorgen, ist sicherlich gut gemeint, doch der Versuch, Annie durch Troy von Vaughn wegzubekommen, geht gewaltig nach hinten los. Zwar ist Troy direkt bereit, Annie eine Chance zu geben und zieht für seine Anmache alle Register (Donald Glover ist mal wieder der Wahnsinn), doch Annie scheint Vaughn wirklich zu mögen. Dieser wiederum hat ein Déjà-Vu von seiner Enttäuschung mit Britta und ist tief verletzt, als er Annie mit Troy sieht ("You don't even deserve ice-cream!").

So kommt es, dass Annie sauer auf Jeff und Britta ist, und Troy sauer auf Jeff und Britta ist, und sogar Leonard sauer auf Jeff und Britta ist, und der große Streit ausbricht. Britta sagt Annie schließlich, dass sie sehr wohl ein Problem damit hat, dass Annie mit ihrem Ex-Freund ausgeht (doch sagt sie das, weil es so ist, oder weil sie damit Annie zu ihrem Schutz von Vaughn wegbekommen will?) und die Diskussion artet schließlich so sehr aus, dass Jeff die Spannungen innerhalb der Gruppe damit erklärt, dass jeder für jeden ein potentieller Sexpartner ist. Was folgt, ist eine der witzigsten Szenen, die die Show je geboten hat. Die Blicke unter den einzelnen Leuten sprechen Bände, sei es Brittas verliebter Blick zu Jeff, der vielsagende Blick zwischen Shirley und Troy (!), der lustvolle Blick zwischen Annie und Britta (!!), Annies entsetzter Blick von Pierce zu Jeff, dem sie nicht abgeneigt zu sein scheint, oder Abeds aufreizende Blicke zu Britta und Jeff (!!!). Jede Einstellung ruft schallendes Gelächter hervor, da die Akteure einfach eine derart geniale Mimik an den Tag legen und man als Zuschauer mit ihnen die verschiedenen Möglichkeiten durchspielt und lachen muss, wie die Figuren selbst darauf reagieren. Am Ende ist jedoch wieder alles gut, Vaughn singt Annie einen weiteren seiner herrlich sinn- und kopflosen Songs ("I feel it in my fingers, I feel it in my toes, but then the words get frozen in my mouth like eskimoes, I like your nose.") und einer Beziehung zwischen Annie und Vaughn steht erstmal nichts mehr im Wege.

In einem amüsanten Subplot haben wir mit Abed, Troy, Pierce, Shirley und Señor Chang ein äußerst lustiges Quintett in einer herrlichen Situation: Sie machen einen Videoabend, bei dem sie sich einen schlechten Film ansehen und über ihn herziehen. Pierce entpuppt sich mal wieder als Fremdkörper innerhalb der Gruppe (Shirley, die Hausfrau, ja witzigerweise nicht!) und kann nicht nur mit den Witzen der anderen überhaupt nichts anfangen, sondern bringt innerhalb der Gruppe auch noch einen rassistischen Witz ("Kim Yang. Asian. Can't direct, can't drive."). Dass er sich daraufhin bei einer Sketchgruppe Hilfe holt, um endlich auch lustig zu sein und zur Gruppe zu gehören, ist eine nette Idee ("He likes gay jokes." – "What?" - "I said we write great jokes." – "Don't flatter yourself."), hätte man vielleicht aber noch etwas besser umsetzen können, um Pierces Stereotyp ein wenig aufzulockern, anstatt ihn zu verstärken. Umso gelungener ist aber das Ende, als Chevy Chase mal wieder hinfallen darf und Pierce angesichts der Tatsache, dass er den größten Lacher des Abends verursacht hat, die Faust in die Höhe streckt. So zeigt die Storyline sehr schön, was den Kern von "Community" ausmacht: Es geht darum, dass Leute, die alle irgendwie ein bisschen Außenseiter sind, sich zusammenfinden, um nicht ganz allein zu sein, auch wenn das bedeutet, dass der Lehrer mit seinen Schülern einen schlechten Film schaut, oder ein Rentner sämtliche Hebel in Gang setzt, um dazuzugehören.

Während die Story rund um den "Kickpuncher" zwar solide, aber nicht herausragend war (wobei sie mal wieder für ein richtig gutes Outro gesorgt hat – Kickpuncher vs. Punchkicker!), so konnte insbesondere das romantische Hin und Her in Annies Liebesleben überzeugen (samt Jeffs und Brittas beherztem Eingreifen), vor allem, da es uns diesen herausragenden Moment im Lernraum gebracht hat. Gespickt mit einigen herrlichen Dialogzeilen ("I mark your mail as spam." – "Who the hell is Pam?") und witzigen Szenen ("Turning it into a snake...") macht #1.15 Romantic Expressionism einfach einen Heidenspaß und weiß seinen talentierten Cast wieder einmal wunderbar einzusetzen.

Maria Gruber - myFanbase

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