Bewertung

Review: #1.05 Prozess im Schwimmbad

Foto: Ken Jeong, Community - Copyright: Sony Pictures Television Inc. All Rights Reserved
Ken Jeong, Community
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Schon die letzte "Community"-Folge konnte nicht begeistern und auch bei dieser Episode merkt man sehr deutlich, dass die junge Serie noch Schwierigkeiten hat, Fuß zu fassen. Zu viele lose Enden, zu viele Situationen, in denen die Sitcom von einem unausgesprochenen "Quo vadis?" durchzogen wird. Wann die Comedy endlich den Schuh findet, der zu ihr passt? Im Moment jedenfalls noch nicht.

Die Anklage

Alles fängt damit an, dass Spanischlehrer Chang einen Spickzettel entdeckt und damit droht, den kompletten Kurs durchfallen zu lassen, sollte sich der Übeltäter nicht outen. Gerecht ist das nicht, aber es streicht noch einmal hervor, dass Greendale ein Community College ist und seine eigenen Gesetze und Eigenheiten pflegt, die sich von herkömmlichen Bildungseinrichtungen unterscheiden. Britta gesteht am Ende und man erfährt, dass sie ihr Versagen provozieren wollte, weil sie es gewohnt ist, alle Gelegenheiten in ihrem Leben zu ruinieren.

Die hübsche, perfekte und anfänglich unnahbare Blondine ist in Serien ein Tropus an sich. "Community" nimmt diesen Tropus zur Hand, dreht ihn hin und her und entscheidet sich schließlich, ihn zu zerknüllen und abzuschießen. Bei allen anderen Figuren weiß man, wie es sie nach Greendale verschlagen hat – Jeff z.B. wurde die Anwaltslizenz entzogen, Shirley wollte sich ein neues Leben nach der Trennung vom Ehemann aufbauen. Brittas Motivation hingegen war immer von einem mysteriösen Schleier umgeben, welcher von dieser Folge ein wenig gelupft wurde. Warum hat eine 28-jährige, ungebundene Frau immer noch keine berufliche Existenz? Die Folge kommt der Antwort nahe und zeigt Brittas Versagensängste und –gefühle. Sie bekommt ein paar Kanten verliehen und gewinnt so an Lebensnähe.

Natürlich wäre der Dean nicht der Dean, wenn er Brittas Fehltritt nicht zu einem Kräftemessen mit Ivy-League-Universitäten nutzen würde. Ebenso wäre Greendale nicht Greendale, wenn die verordnete Anhörung vor der Schulkommission keine grotesken Züge aufweisen würde. Das Tribunal hat sicher seine starken Momente. Die Chemie zwischen John Oliver als Professor Ian Duncan und Ken Jeong als Chang ist pure Brillanz und sorgt für unterhaltsame Momente, ob nun im Schwimmbad selbst oder später im Duschraum. Jede Sitcom braucht ihre zwei Erzfeinde und diese beiden Kaliber füllen ihre Rollen glänzend aus. Einmal mehr zeigt sich, dass die Rolle des Ex-Anwalts Joel McHale auf den Leib geschrieben zu sein scheint – diese rhetorisch ausladenden Monologe liegen ihm einfach. Und Gillian Jacobs versteht es subtil, aber wirkungsvoll Brittas Minderwertigkeitsgefühle und ihre Ängste herauszuarbeiten.

Allerdings verlässt sich dieser Handlungsbogen zu stark auf billige Sitcom-Standardwitze. Ob nun der nackte Mann, die ungerührt mit quietschenden Badelatschen durch die Anhörung marschierende Frau oder die Springer im Hintergrund - dem Schwimmbad als Lokalität wurden zu oft ein paar schmerzhaft peinliche Gags abgerungen.

Greendales Pop-Titan

Nicht besser ergeht es Annie und Pierce. Pierce wird unter Annies Aufsicht damit beauftragt, einen Song für das College zu verfassen und entpuppt sich dabei als Greendales ureigener Dieter Bohlen. Er nimmt einfach bereits existierende Lieder als Grundlage, versieht sie mit unsinnigen Texten und verkauft sie sodann als sein eigenes Werk. Unsinn kann mitunter unterhaltsam oder gar scharfsinnig sein, aber Pierces Version davon ist nicht Satire-Unsinn oder Sarkasmus-Unsinn, sondern schlicht Unsinn-Unsinn.

Sarkasmus = eine Sprache für sich

Die schwächste Storyline der Folge liefern jedoch Abed und Troy. Troy versucht, seinen Freund auf den Arm zu nehmen, wobei sich herausstellt, dass Abed unempfänglich für Ironie und Sarkasmus ist. Abed, der von Troy auf seine Schwäche hingewiesen wird, versucht seinerseits Troy hereinzulegen. Doch die Aktion misslingt und wirkt auch weder einnehmend, lustig noch unterhaltsam. Es fehlen ein klimatischer Verlauf, eine unvorhersehbare Wendung oder ein kleiner Lernprozess, die diesem Plot eine Daseinsberechtigung verleihen würden. Auch wirkt es so, als habe man ein wenig bei "The Big Bang Theory" gewildert und sich von Sheldons in den Anfängen der Serie defizitärem Sarkasmus-Verständnis inspirieren lassen.

Highlights und Kuriositäten

  • Trivia: Achtet genau auf das Poster, das rechts zu sehen ist, als Chang vorne auf dem Hocker seinen Tagesablauf am Tatdatum schildert, und erinnert euch in der nächsten Folge daran. Kontinuität anyone?
  • Autsch, das schmerzt:

    "I may not be a practicing lawyer, but relative to this place, I'm Alan Dershowitz."

  • Du da, die Misere des britischen National Health Services hat hier nichts zu suchen:

    "Hey! British dentistry is not on trial!"

  • Eier und ihr Einfluss auf die Atmosphäre:"Do you mind if we have this conversation in a room with less balls?"

Fazit

Alle drei Handlungsstränge enden unbefriedigend und leben davon, den jeweils gleichen Gag zu wiederholen. Keiner der Plots wartet mit einer erinnerungswürdigen Überraschung auf oder bringt die Handlung der Serie nennenswert voran. Sicher, einige Silberstreifen am Horizont lassen sich auch in dieser Episode ausmachen – die Konstellation aus Chang und Duncan ist Gold wert und Britta wie Jeff sind fast immer sehenswert. Insgesamt verbleibt die Folge aber in lauwarmen Gewässern und ist nur empfehlenswert für Zuschauer, die ahnen, dass diese Serie Potential hat, im Moment aber noch in einem Selbstfindungsprozess steckt.

Eva T. - myFanbase

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