Bewertung

Review: #4.22 Chuck gegen Agent X

Foto: Adam Baldwin, Chuck - Copyright: Warner Bros. Entertainment Inc.
Adam Baldwin, Chuck
© Warner Bros. Entertainment Inc.

Wow, damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Und ich meine in diesem Falle nicht nur die große Enthüllung der Episode, um wen es sich wirklich bei Agent X handelt (denn darauf hätte man gut kommen können, aber mehr dazu gleich), sondern dass diese Folge mich wirklich richtig in Finalstimmung versetzt hat, gute Erinnerung an die Zeiten, als ich ernsthaft die These vertreten hätte, "Chuck" wäre eine der besten Network-Serien, wachgerufen hat und einfach wirklich auf ganzer Linie überzeugen konnte. Zwar war #4.22 Chuck Verus Agent X auf dem Papier betrachtet "nur" eine Folge, um alle Puzzleteile für die beiden Finalepisoden an die richtige Stelle zu rücken und sie hatte nicht dieses epische Feeling manch anderer Episoden, aber dennoch haben alle Elemente hier wirklich Klick gemacht. Das lag vor allem daran, dass man die richtigen Zutaten zusammenbrachte, da wären ehrlich emotionale Momente zwischen Chuck und Ellie, ein grandioser John Casey und ein Jeffster-plus-Big Mike-Plot, der zwar kein Kracher, aber dennoch solider Gaglieferant war.

Kommen wir zuerst zum wichtigsten Punkt, dem emotionalen Kern des Ganzen. Regelmäßige Leser meiner Reviews wissen, wie sehr ich auf den Moment, dass Ellie endlich die Wahrheit erfährt, gewartet habe. Und bei allem Frust in letzter Zeit kann ich jetzt sagen, dass ich die Art und Weise, wie man es letztendlich über die Bühne gebracht hat, sehr zu schätzen weiß. Nicht nur hat man in diesem ehrlichen Gespräch endlich wieder einmal die früher einmal so großartige Geschwisterchemie zwischen Chuck und Ellie gespürt, man hat es sogar geschafft, Ellies geheime Arbeit an Orions Laptop und die damit verbundene anstrengende Heimlichtuerei mit einem sinnvollen Zweck auszustatten. So war sie in der Lage, Chucks Sicht der Dinge auf Anhieb zu verstehen und nun ist der Weg frei dafür, dass diese beiden auf so unterschiedliche Art hochintelligenten Geschwister endlich am selben Strang ziehen. Der Mittelteil der Episode, der sich ganz diesem so wichtigen emotionalen Schritt für Chuck als Charakter, aber auch für die Serie gewidmet hat, bildet das Herzstück und ist für meine Begriffe rundum gelungen. Ellie sieht nicht nur zum ersten Mal das Castle, sondern auch die kleine Ersatzfamilie darin, die sich in der Zwischenzeit um ihren Bruder herum entwickelt hat und deren wahre Bedeutung für diesen. Das war einfach ein schöner Moment, gepaart mit einer witzigen Demonstration der Intersect-Fähigkeiten zwischen Chuck und Morgan, der durch die gemeinsame Arbeit an Orions Laptop fortgeführt wurde. Ich bin immer ein Fan von Szenen, in denen Chucks Fähigkeiten nicht nur auf dem Intersect, sondern seinem naturgegebenen Talent beruhen und hier im Team mit Ellie beim Basteln am Computer war dies eine schöne Erinnerung daran.

Auch mit der großen Enthüllung am Ende, dass Alexei Volkoff der berüchtigte Agent X ist, bin ich mehr als zufrieden. Man hätte definitiv zuvor darauf kommen können, auch wenn ich selber den Gedanken erst bei der Erwähnung Englands hatte. Und mir ist es auch egal, ob die Autoren diesen Plan schon die ganze Zeit in der Hinterhand hatten oder im Laufe der Zeit entwickelten, denn ich halte das Gerede und die Bedeutung von unflexiblen Plänen von der ersten Sekunde an für sehr, sehr überbewertet (man muss nur sehen, wie durch flexiblen Mythologieaufbau aus "Fringe" eine kleine Perle der Sci-Fi-Welt wurde). Wichtig ist für mich hier, dass Volkoff als erstes Intersect-Testprojekt Sinn macht (sowohl durch dessen schizophrenes Verhalten, seiner komplizierten Beziehung sowohl zu Stephen als auch Mary Bartowski und der doch sehr inkonsequenten Art der CIA ihm gegenüber), dass es diese Entwicklung ermöglicht, Volkoff organisch im Zentrum der Geschichte zu halten, dass es Timothy Dalton weiterhin erlaubt sein wird, seine Performance zwischen Gut, Böse und Wahnsinn abzuliefern und dass man durch diesen Hintergrund die Einsätze merklich erhöht hat. Die Tatsache, dass man nun indirekt gegen die CIA vorgehen muss, verspricht ein spannendes Finale, auf welches ich mich nun doch sehr freue.

Ein weiteres Ass dieser Folge war unser aller John Casey. Ich habe mich in letzter Zeit oft genug darüber beschwert, dass man viel zu selten einen Weg findet, ihn in alter Stärke im Zentrum des Geschehens zu platzieren. Zu oft wurde er in seine eigene Nebenhandlung abgeschoben, aber hier ist er endlich in all seiner Genialität zurück. Ob als gnadenloser Einsatzleiter der missglückten Bachelor-Party (speziell mit seiner Methode, Awesome und Morgan beschäftigt zu halten), beim Treffen auf Mrs. Winterbottom, die am Maschinengewehr sein Herz stiehlt (einer Szene, die nicht nur John Casey, sondern auch dem Zuschauer ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubert) oder als Stimme der Vernunft bezüglich der Bedeutung ihrer Entdeckung am Ende der Folge. Hier waren alle Eigenschaften des John Casey vertreten, die ihn schon immer zu einem der besten Charaktere der Serie gemacht haben. Und davon kann man schließlich nie genug kriegen.

Auch die vielen anderen Kleinigkeiten in dieser Folge haben mir wirklich gut gefallen, ich mochte die diversen Gags im Zuge der Jungesell(inn)en-Feiern, sowohl Awesomes Trip nach Las Vecas, als auch Sarahs kleine Feier. Sie haben beide einen guten Einstieg geliefert und beispielsweise Jeff, Lester und Big Mike mal wieder organisch in die Geschichte integriert. Man hat es mit den Buy-More-Charakteren meiner Meinung nach in letzter Zeit schwer, deren Teil wirklich immer noch interessant zu gestalten und oftmals bin ich deren alberner Intermezzos überdrüssig, aber hier hat es sich doch wirklich stimmig angefühlt. Zwar ging die Verbindung zur Haupthandlung gegen Ende wieder verloren, aber die abgefahrene Musikmontage im Auto (plus der obligatorischen Toyota-Werbung) war dennoch witzig. Ich weiß nicht, wie man bei einer eventuellen 5. Staffel den Trend, dass die Buy-More-Jungs doch immer mehr überflüssig und ungemein schwer integriert werden können, entgegen steuern kann, aber das ist eine Frage für eine andere Zeit.

Unterm Strich war diese drittletzte Folge der Staffel ein wirklich viel versprechender Einstieg in deren finale Phase und ich wurde nicht nur köstlich unterhalten, ich bin nun auch voller Vorfreude und positiver Erwartung auf nächste Woche. Die wichtigste Errungenschaft der Episode ist dabei, dass man bei mir wieder dieses alte "Chuck"-Feeling auslösen konnte, welches in diesem Jahr doch leider zu selten der Fall war. Aber das ist nun hoffentlich Schnee von gestern und bis auf ein paar kleine Abstriche (dem austrudelnden Jeffster/Big Mike-Subplot und einem sträflich unterforderten Ray Wise, der aber glücklicherweise überlebt) bin ich mit dieser Folge wirklich sehr zufrieden.

Cindy Scholz - myFanbase

Die Serie "Chuck" ansehen:


Vorherige Review:
#4.21 Chuck gegen den Trickbetrug
Alle ReviewsNächste Review:
#4.23 Chuck gegen die letzten Details

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Chuck" über die Folge #4.22 Chuck gegen Agent X diskutieren.