Bewertung

Review: #1.04 Jetzt geht immer vorbei

Während das Team einen Fall von Geldwäsche untersucht, müssen sich sowohl Voight als auch Olinsky mit Entscheidungen ihrer Kinder befassen, und Burgess fragt sich nach der Beendigung eines Falles, den sie und Atwater bearbeitet haben , ob der Polizeiberuf wirklich zu ihr passt.

"I'm dead anyway"

Der Fall in dieser Woche gliedert sich für mich in drei Teile, weswegen ich dies auch in meiner Review so gestalten möchte. Der erste Teil fand im Haus des Verdächtigen statt, zu dem die Spezialeinheit gerufen wurde. Eigentlich war der eingegangene Notruf wegen Hausfriedensbruch etwas, was sicherlich normalerweise nicht Voights Einheit regeln würde, doch da es sich bei dem Besitzer des Hauses um Dean Masters handelt, der schon länger von der Sondereinheit überwacht wird, kommen diese zum Zug. Doch Masters spielt im weiteren Verlauf eigentlich gar keine große Rolle mehr, hat aber diese eine Szene, die ich hier vor allem im Bezug zur Mutterserie von "Chicago PD", "Chicago Fire", erwähnen möchte. Während des Einsatzes bringt sich Masters nämlich vor den Augen der Polizisten um. Vor allem Erin, die versucht hat, mit Masters zu reden und ihn dazu zu bringen seine Geisel freizulassen, steht bei dem Selbstmord sehr nahe bei Masters, was sicherlich ein Trauma auslösen kann. Ähnliches haben wir nämlich bei Dawson und Shay in der Episode #2.04 Fehlalarm erlebt. Positiv zu erwähnen ist hier auf alle Fälle, dass genau dieser Fall aus "Chicago Fire" durch Antonio erwähnt wird und er Erin als auch Halstead rät, mit jemandem über diesen Vorfall zu sprechen. Negativ ist dann aber, dass hier rein gar nichts passiert. Zwar sind alle nach dem Vorfall kurz geschockt, doch anschließend nimmt alles wieder den gewohnten Lauf und keiner spricht mehr von dem Selbstmord, den sie aus der Nähe beobachten mussten. Grundsätzlich hätte das ganze bei einer Polizeiserie hier wohl nicht mal Erwähnung gefunden, da ich mir wohl einfach gedacht hätte, dass so etwas zur Ausbildung bei der Polizei gehört und diese mit solchen Taten umgehen müssen und die ganze Verarbeitung off screen abläuft. Hier wird aber extra erwähnt, dass sich die Betroffenen unbedingt Hilfe suchen sollten, da erwartete ich schon, dass man wenigstens noch kurz zeigt, ob sie dem Ratschlag von Antonio gefolgt sind oder ob sie selber versuchen irgendwie damit klarzukommen.

Über den zweiten Teil, den Fall an sich, möchte ich ehrlich gesagt gar nicht viele Worte verlieren, war er für mich doch eher uninteressant. Irgendwie schien er mir fast nur aus einen Wechsel der Verdächtigen zu bestehen, die verhört wurden, wodurch die Spur dann zu einem nächsten Verdächtigen führte. Das Thema Geldwäsche wurde zu wenig ausgearbeitet und der Fall war meiner Ansicht nach durch diese zwei Faktoren weder interessant noch spannend.

Sehr gefallen hat mir dann jedoch der dritte Teil, den der Fall noch beinhaltete. Und zwar spreche ich hier von Erin und Nadia. Nadia ist eine wichtige Zeugin in dem vorerwähnten Fall und wird von Erin verhört. Schnell entdeckt Erin, dass Nadia Heroinsüchtig ist und braucht die Droge beim Verhör als Druckmittel, genauer gesagt, sie verspricht Nadia ihr einen Schuss zu besorgen, wenn sie ihr verrät, was sie wissen will. Dieser Schritt zeigt auf, dass auch Erin bereit ist über die Grenzen der Legalität zu gehen, um jemanden zum Reden zu bringen. Als sie Nadia den gewünschten Schuss, trotz erhaltenen Informationen nicht gibt, war ich dann zuerst etwas enttäuscht, vor allem weil Erin bei der ganzen Aktion relativ kalt und beherrscht rüberkam. Schlussendlich stellt sich dann aber heraus, dass sie Nadia eigentlich nur helfen und ihr einen Ausweg aus ihrer Situation ermöglichen will. Dass sie dafür clean sein muss, versteht sich von selbst, da sie sich sonst sowieso für die Drogen entschieden hätte. Realistisch gesehen wird sie das aber wohl auch noch im jetzigen Zustand tun, da der Entzug, vor allem der psychische, ja noch überhaupt nicht durch ist und sich ein Junkie in diesem Stadium leider meistens für die Droge entscheidet.

Trotz dieser vielleicht etwas naiv dargestellten freien Entscheidung, hat mir gerade diese Szene gut gefallen. Ich denke Erin war selber einmal in einer ziemlich ausweglosen Situation und aus dieser hat Voight sie befreit. Doch ist sie sich auch bewusst, dass der Betroffene selber überzeugt sein muss, dass er sein Leben ändern will. Deswegen lässt sie Nadia diese Entscheidung offen und hält sich raus, obwohl es ihr fast das Herz bricht, sie dort zurückzulassen. Was ich auch darauf zurückführe, dass sie eben selber genau weiß, wie sich so etwas anfühlt und wie schwer diese Entscheidung zu treffen ist. Diese Szene hat mir auch Erin Lindsay etwas näher gebracht und ich sehe endlich nicht mehr Brooke Davis aus "One Tree Hill" vor mir, sobald Sophia Bush auf dem Fernsehbildschirm auftaucht. Und auch, wenn wir hier gar nicht sehen, wie Nadia sich schlussendlich entschieden hat und dies vielleicht gar nie erfahren werden, istt dieser Handlungsstrang für mich der beste in dieser Episode.

"When we took you in, you were the problem, now you're the golden girl and I'm the problematic son."

Auch in die Storyline mit Justin, Voights Sohn, ist Erin immer noch involviert und zwar indem sie versucht den Puffer zwischen Vater und Sohn zu spielen, was momentan vor allem bei Justin nicht gut ankommt, da er sich erstens von seinem Vater und zweitens nun auch noch von Erin verraten fühlt. Mein Zitat zu diesem Abschnitt zeigt deutlich, dass Justin sich weggeschoben vorkommt, so als wäre er durch Erin, ein "Mädchen von der Straße", ersetzt worden. Natürlich trägt Justin an dieser Situation selber Schuld und mit dem was er nun seit seiner Freilassung bereits angestellt hat, macht er es auch nicht besser, trotzdem kann ich seine Gefühlslage in gewisser Weise nachvollziehen. Scheinbar ist Justin bei seinem Vater aufgewachsen, denn man weiß immer noch nicht genau was mit seiner Mutter ist. Auf alle Fälle scheint die Beziehung zwischen Sohn und Vater schon länger schwierig zu sein und da kommt man sich dann vielleicht schon etwas abgeschoben vor, wenn eben dieser Vater ein Mädchen mit Problemen aufnimmt und diese dann auch noch gleich in seine Fußstapfen tritt.

Voight selber zeigt sich momentan auch nicht wirklich einfühlsam gegenüber seinem Sohn. Man kann ihm zwar nicht vorwerfen, dass er nichts für ihn tut, denn er hat ihn ja schließlich aus dem Gefängnis geholt und ihm auch gleich einen Job besorgt, doch fehlt natürlich die Zuneigung oder die Liebe zum eigenen Kind, von der hier kaum etwas zu spüren ist. Da man aber über die Kindheit von Justin immer noch ziemlich im Dunklen ist, ist es auch sehr schwer über Voights Verhalten hier zu urteilen oder es auch nachzuvollziehen. Ich hoffe also, dass der Zuschauer hier noch einige Informationen bekommt, bevor Justin bereits wieder im Gefängnis einsitzt, denn es wird in dieser Episode mehr als deutlich, dass er sich mit den falschen Leuten auf die falschen Geschäfte einlässt. Ob er das aus reiner Dummheit tut oder ob er es macht, um die Aufmerksamkeit seines Vaters zu erreichen, ist momentan noch schwierig zu beurteilen.

"I don't live in the garage to be away from your mother, I live here to be close to you."

Vater des Jahres wird Olinsky wohl auch nicht, doch auch wenn seine Handlungen nicht immer die besten sind, geschehen sie sicherlich aus Liebe zu seiner Tochter. Schon alleine die Tatsache, dass er nach der Trennung von seiner Ehefrau in der Garage wohnt, nur um in der Nähe seiner Tochter zu bleiben, sagt ziemlich viel über die Gefühle gegenüber ihr aus. Natürlich ist es bei aller Liebe zum eigenen Kind nicht richtig, einen Mitschüler so zu behandeln, wie Olinsky dies mit dem Freund seiner Tochter tut und trotzdem kann jeder der selber Vater oder Mutter ist, die Handlung in gewisser Weise nachvollziehen. Schön war deswegen die Szene am Schluss als Lexi im Ballkleid zu ihrem Vater in die Garage kommt und mit ihm den Vater/Tochter-Tanz tanzt, zu dem sie momentan wegen der Suspendierung von der Schule nicht zugelassen ist. Mit dieser Geste gibt sie einerseits ihrem Vater zu verstehen, dass sie ihm verzeiht und andererseits auch, dass sie ihn genauso liebt, wie er sie und es schätzt, dass er nicht einfach irgendwohin weggezogen ist, sondern trotz der Trennung bei ihr in der Nähe bleibt.

Schön fand ich, dass man in diesem kleinen Handlungsstrang wieder ein bisschen mehr über Alvin Olinsky erfahren hat und zwar nicht nur, dass er von seiner Ehefrau getrennt ist und eine Tochter im Teenageralter hat, sondern auch, dass er diese über alles liebt, dass er nach Außen geduldig und ruhig rüberkommt, wenn in ihm innerlich wohl schon ein Sturm tobt, und dass er für das Wohl seiner Tochter auch nicht davor zurückschreckt, sein Amt zu missbrauchen.

"Seven years ago today Lonnie. Today. Seven Years. He would been fifteen but you’re murdered that boy."

Halstead ist weiter auf seinem privatem Rachefeldzug. Hier würde mich eigentlich vor allem auch interessieren, ob dies schon seit sieben Jahren, also seit der Tat so läuft, dass Halstead immer wieder versucht Lonnies Schuld zu beweisen oder ob dies jetzt einfach wieder aus irgendwelchen Gründen hervorgekommen ist und in seinem Leben wieder vermehrt thematisiert wird. Was ich an diesem Handlungsstrang momentan sehr interessant finde, ist dass Halstead vor allem in der Pilotfolge der Serie Voights Methoden hinterfragt hat, er selber sich im Fall Lonnie Rodinger aber auch nicht unbedingt an die Spielregeln hält. Ich hoffe doch, dass diese Ungereimtheit in Halsteads Verhalten noch das eine oder andere Mal thematisiert wird, geht es doch in die Richtung, wo genau dann die Grenzen gezogen werden, was immer wieder Diskussionen auslöst und ein interessanter Gedankengang der Serienmacher ist, der sicherlich in einen spannenden Handlungsstrang umgewälzt werden kann.

"Sometimes I think I'm too nice to be a cop."

Neben dem Hauptfall in dieser Woche lief nebenher noch ein anderer Fall, den Burgess und Atwater bearbeitet haben. Gefallen hat mir, dass Burgess und Atwater dadurch etwas mehr ins Handlungsgeschehen einbezogen wurden und man ein kleines bisschen mehr über sie erfahren hat. Ich hoffe aber trotzdem, dass man es in Zukunft schafft, die beiden Fälle etwas besser aufeinander abzustimmen oder wenigstens thematisch anzunähern, so dass die Episoden nicht zu voll werden und sich allzu stark auf die Fälle konzentrieren und die Charakterentwicklung nicht mehr wirklich vorangetrieben wird.

Doch nun zum Fall selber und vor allem zu Burgess. Sie und Atwater müssen sich um einen Messie kümmern, über die Klagen von den Nachbarn eingegangen sind. Burgess sympathisiert mit der Frau und geht deswegen mit ihr nicht so hart ins Gericht, wie sie sollte. Später stellt sich dann heraus, dass die Frau nicht nur ein Messie ist, sondern auch noch ein Kind im Keller festhält. Kein Wunder, dass Burgess sich hier Vorwürfe macht und an ihrer Urteilsfähigkeit zweifelt. Der Fall als solches wurde viel zu wenig aufgebaut, damit er wirklich spannend hätte sein können, aber ich denke es ging sowieso viel mehr um Burgess, von daher werte ich das nicht unbedingt negativ. Burgess ist mir durch ihren "Fehler" aber überhaupt nicht unsympathischer geworden, im Gegenteil. Ich finde es schön, dass sie ihre Menschlichkeit behält und nicht nur nach Regeln arbeitet, sondern versucht mit den Personen Lösungen zu erarbeiten. Ist es nicht genau das, was eine Polizistin eigentlich tun sollte? Klar hier ist ihr ein Fehler unterlaufen, ein schlimmer Fehler, der glücklicherweise früh genug behoben werden konnte, doch hätte es ja auch sein können, dass die Frau nur psychologische Hilfe braucht und ihr absolut nicht dienlich gewesen wäre, wenn man sie in Handschellen abgeführt hätte. Ich glaube Burgess muss sich überhaupt nicht fragen, ob der Polizeiberuf der Richtige für sie ist, denn er ist es sicherlich, so lange sie ihre Menschlichkeit bewahrt.

Fazit

Im Großen und Ganzen hat mir die Folge sehr gut gefallen. Natürlich hatte sie hier und da ein paar kleine Schwachstellen, doch die wurden vor allem durch die grandiose Storyline um Erin und Nadia aufgehoben. Einzig die Fälle der Sondereinheit und diejenigen der Streifenpolizisten sollten etwas besser aufeinander abgestimmt werden, so könnte man mehr Spannung aufbauen und hätte nebenher immer noch Zeit für schöne Charakterarbeit. Doch grundsätzlich muss hier erwähnt werden, dass trotz einiger negativer Punkte "Chicago PD" nach vier Folgen begeistern kann und es sicherlich die richtige Entscheidung war, diesem Spin-Off eine Chance zu geben.

Maria Schoch - myFanbase

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