Bewertung

Review: #5.17 Einsame Entscheidung

Nach dem spannenden Crossover der letzten Woche kehrt "Chicago P.D." mit #5.17 Breaking Point nun zum Alltagsgeschäft zurück, das dieses Mal aber auch von einer Zuspitzung rund um die Ermittlung zum Fund der Leiche von Kevin Bingham geprägt ist.

Beginnen möchte ich diese Review mit dem Fall der Woche, den ich als unspektakulär betiteln möchte. Weder für die Seite der Opfer, noch für die Seite der Täter wurden Sympathien aufgebaut, so dass dieser Aspekt der Folge für mich rasch zur Nebensache wurde, der das Kerngeschäft nur nervenaufreibend hinauszögerte. Auch die Motivation für die Tat ist in "Chicago PD" schon unzählige Male ausgepackt worden, so dass man den Fall der Woche als Griff ins Klo sehen kann. Vielleicht hätte an dieser Stelle geholfen, wenn man Stadtrat Price involviert hätte, denn dessen berechnende Art und seine Schlagabtäusche mit Hank Voight sind stets Gold wert. Für eine Sache war der Kriminalfall dann doch noch gut, da Themen wie Loyalität und – wie der Episodentitel schon sagt – der Breaking Point eines jeden Individuums angesprochen wurden. Diese beiden Aspekte haben für den Fall nur eine kleine Auswirkung, für die von Denny Woods knallhart initiierten Ermittlungen dafür umso mehr.

Angekommen bei Woods muss ich zunächst einen Aspekt ansprechen, der mich doch sehr geschockt hat. Aus der Folge #5.14 Anthem bin ich mit der Überzeugung gegangen, dass Woods Tochter Brianna tot ist. Zwar sieht man den tatsächlichen Sterbeprozess nicht, aber so hoffnungslos wie sich Woods Hank präsentiert hat, war ich von ihrem Sterben absolut überzeugt. Nun erfahren wir gleich mit Beginn der Folge, dass Brianna sehr wohl überlebt hat und dass sie wieder vollkommen genesen wird. An dieser Stelle habe ich mich dann doch gefragt, ob die Autoren es absichtlich etwas offengelassen haben, um sich für die weiteren Drehbücher dann die richtige Strategie bereitlegen zu können. Ich war von Briannas vermeintlichem Tod enttäuscht, nun wiederum bin ich ratlos, wohin das plötzliche Umschwenken führen soll.

Im Zentrum dieser Folge steht ganz klar, dass sich die Ermittlungsschlinge überraschenderweise nicht um Hank, sondern um Alvin Olinsky zusammenzieht. Natürlich war auch er mit Bingham zugange, aber am eigentlichen Tötungsprozess war er gar nicht beteiligt, so dass es bitter ist, dass nun ausgerechnet von ihm DNA an der Leiche gefunden wurde. Da ich die ganze Zeit nur darauf gewartet habe, dass Hank festgenommen wird, waren die Ermittlungen gegen Alvin ein cleverer Schachzug. Zudem bin ich aus einem weiteren Grund über diese Wendung sehr dankbar. Denn Alvin hat in der fünften Staffel bisher eine so geringe Rolle gespielt, dass ich mehrfach gerätselt habe, ob Elias Koteas gesundheitliche Probleme hat, die längere Drehzeiten verhindern.

Nun also steht Alvin im Fokus und ich finde es spannend, wie damit auch die Freundschaft von ihm und Hank näher beleuchtet wird. Bis dato war immer klar, dass die beiden wie Pech und Schwefel zusammenhalten und sich gegenseitig bei ihren krummen Dingern den Rücken freihalten. Sicherlich war Hank immer der Dominante in ihrer Beziehung, häufig aber auch bedingt dadurch, dass er ihm nun mal beruflich vorangestellt ist. In dieser Folge nun erhält ihre Freundschaft erste Risse. Das beginnt, als Alvin seinen teuren Anwalt erwähnt und Hank um Geld bittet. Normalerweise hätte Hank an dieser Stelle nicht mal mit der Wimper gezuckt, sondern sogleich für seinen Freund das Geld zur Verfügung gestellt. Dieses ist aber in einem Treuhandfonds für Hanks Enkel angelegt, da dieser befürchtete, dass durch Ermittlungen gegen ihn, alles beschlagnahmt werden könnte. Diese Ausrede glaube ich Hank auch, ich war aber dennoch überrascht, dass er nicht sofort nach anderen Lösungswegen gesucht hat.

Noch schlimmer wird es, als Woods genau den richtigen Moment abpasst, um bei Alvin Zweifel an Hank zu säen. Denn die Frage, ob Hank sich auch Alvin gegenüber so loyal verhalten würde, wenn ihm eine Gefängnisstrafe bevor stünde, die ist absolut berechtigt und auch ich würde da meine Zweifel haben. Auch wenn Hank von seinen Anfängen bei "Chicago Fire" inzwischen meilenweit entfernt ist, ist er dennoch süchtig nach seiner Macht und da er bereits einen Gefängnisaufenthalt hinter sich hat, würde es mich nicht wundern, wenn er nicht alles geben würde, um einer erneuten Einbuchtung zu entgehen. Als Hank dann auch noch in Bezug auf den Fall der Woche offenbart, dass er bedingungslose Loyalität für unrealistisch hält und jeder Mensch einen Breaking Point hat, da war es dann wohl bei Alvin endgültig vorbei.

Meiner Meinung nach war Hanks Verhalten in dieser Episode viel zu konstruiert. Dass man sowohl bei Alvin, als auch bei den Zuschauern für Zweifel sorgen wollte, kann ich nachvollziehen. Aber ich halte es für höchst unwahrscheinlich, dass Hank solche Sachen von sich gibt, wenn er weiß, welche Relevanz sie für Alvin haben. Nachhaken müsste man auch bei dem gefundenen Geld in Jenkins Zufluchtsort. Meine Gedanken gingen natürlich sofort dahingehend, dass Alvin sich dieses beiseite nimmt, um den Anwalt zu bezahlen. Da Kim Burgess und Antonio Dawson jedoch dazukommen, macht Hank diesen Vorschlag logischerweise nicht. Daher bleibt nun die Frage: hat Alvin sich das Geld nun ohne Hanks Wissen genommen oder haben die Autoren das begonnene Thema selbst vergessen?

Aber egal, was ich an diesem Weg auszusetzen habe, eine spannende Frage stellt Hank in jedem Fall: wo befindet sich Alvins Breaking Point? Erwischt er einen so guten Anwalt, dass er nicht belangt werden kann? Organisiert Hank Beweise gegen ihn? Oder wird Alvins Grenze tatsächlich ausgetestet, um die Freundschaft von ihm und Hank erstmal in den Sand zu setzen, um dann wieder neuaufzubauen? Ebenso spannend bleibt auch die Frage nach der Verwicklung von Erin Lindsay. Da ein Zeuge aufgetan wurde, der Alvin und eine Frau, deren Beschreibung auf Erin passt, am Tatort gesehen haben will, ist nun die Frage, ob die Autoren um eine Rückkehr von Sophia Bush herumkommen oder ob es doch noch einen Überraschungsbesuch gibt. Betrachte ich die Berichterstattung rund um ihren Ausstieg, muss ich das eigentlich verneinen, aber als genialen abschließenden Schachzug würde ich allemal sehen!

Fazit

Die Folge nach dem Crossover der Vorwoche präsentiert sich mit einigen Schwächen. Zum einen ist der Fall der Woche dermaßen langweilig und damit nichtssagend und zum anderen wirken viele Aspekte zu stark konstruiert. Woods Tochter ist plötzlich nicht mehr tot, Hank verhält sich wie ein ganz übler Freund. Der Folge muss man aber zu Gute halten, dass sie mit Alvin als aktuellem Hauptverdächtigen in Binghams Todesfall ein wahres Überraschungsmoment parat hat. So bekommt Alvin endlich mehr Screentime und seine Involviertheit ist bereits jetzt von Hochspannung und Vorfreude auf die Zukunft geprägt!

Lena Donth - myFanbase

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