Bewertung

Review: #2.03 Macht der Natur

Es scheint so, als würde "Chicago Med" in dieser Staffel zur Höchstform auflaufen und sich vor allem auf die Gefühle und Empfindungen der Charaktere konzentrieren. Diesmal erfahren wir etwas sehr Intimes über Maggie Lockwoods Privatleben, was ihre freundschaftliche Beziehung mit Will Halstead festigt. Aber auch die anderen Handlungen können durchgängig überzeugen.

Malcolm, I miss you

Fangen wir doch mal mit der Storyline an, die nicht nur dafür sorgt, dass wir etwas mehr über Maggie erfahren, sondern die sonst so starke Krankenschwester von einer sehr verletzlichen Seite zeigt: Als innerhalb der ersten Staffel bekannt wurde, dass man Marlyne Barrett in den Hauptcast von "Chicago Med" befördert hat, freute ich mich wahnsinnig über diese Nachricht. Ich glaube, dass man Maggie einfach mögen muss. Allerdings dauerte es noch eine ganze Weile, bevor man wirklich mehr über sie als Charakter erfahren hat. Bis zu dieser Folge wusste man gar nichts über ihre Familie, was ich aber absolut nicht schlimm finde. Denn dadurch bot sich die Möglichkeit, ihr den größten Teil dieser Folge zu widmen. Allerdings war ich ehrlich gesagt überhaupt nicht darauf gefasst bzw. hatte nicht mal eine Ahnung, was uns präsentiert wurde. Für mich persönlich war es ohnehin schon ein Highlight, Maggie mal als Privatperson zu erleben. Sonst ist sie die organisierte Krankenschwester und jetzt erleben wir sie ausgelassen, fröhlich und einfach nur glücklich. Dass das nicht die gesamte Folge andauern würde, war mir spätestens dann klar, als sich ihre Schwester Denise seltsam aufführte. Man musste kein Hellseher sein, um zu bemerken, dass sie etwas zu verbergen hat. Zwar vermutete ich hinter ihrem Verhalten eine (schwerwiegende) Krankheit, doch dass Denise eine Geschlechtsumwandlung gemacht hatte, hat mich sprachlos gemacht.

Es ist nicht mal die Offenbarung selbst, die mich so sprachlos gemacht hat. Vielmehr war es die Tatsache, dass Maggie sich niemanden anvertraut hat. Mir ist schon klar, dass es schwer ist, über das Thema zu sprechen und ich vermute auch mal, dass Denise sehr eindringlich darum gebeten hat, dass niemand außerhalb der Familie von der Umwandlung erfährt. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie schwer es für Maggie gewesen sein muss, ihren Bruder zu verlieren und mit keiner außenstehenden Person darüber reden zu können. Es zeigt aber auch, wie unglaublich stark diese Frau doch ist! Man kann sie in gewisser Hinsicht schon als Naturgewalt bezeichnen und es macht sie mir umso sympathischer! Wirklich schön finde ich, dass Will ebenfalls davon weiß und Maggie in ihm jemanden hat, mit dem sie im Zweifelsfall reden kann. Ein erster Grundstein dafür wurde bereits gelegt. Ich denke, Will kann sich geehrt fühlen, nun ein 'Teil' von Maggies Familie zu sein und ihr Vertrauen gewonnen zu haben, nachdem sie ihm gestanden hat, Gespräche mit ihrem Bruder zu vermissen. Ich hoffe die gute Prognose stimmt, sodass es keine Komplikationen bei Denise geben wird.

Kurz möchte ich noch auf Will zu sprechen kommen. Mich hat es etwas erschreckt, wie er mit Maggie gesprochen hat, nachdem er herausgefunden hat, dass Denise eine Prostata hat. Anfangs fand ich sein Verhalten einfach drüber und unverschämt. Denn welches Recht hätte Maggie denn gehabt, Will darüber zu informieren, dass Denise mal ein Mann gewesen ist? Keins! Ich denke allerdings, dass Will es nur gut meinte und eine bessere Behandlungsmöglichkeit gehabt hätte, wenn er eher von der Geschlechtsumwandlung gewusst hätte. Ich erinnere mich noch an eine Folge der ersten Staffel, in der Will ein kurzes Streitgespräch mit Natalie Manning hatte, in dem er ihr klar gemacht hat, dass er letztlich Arzt geworden ist, um den Menschen zu helfen und deswegen manchmal über die Stränge schlägt und genauso empfand ich es auch in dieser Folge.

Scheinschwangerschaft als Ausgleich

Menschen brauchen eine Aufgabe, um gefordert zu werden. Wenn sie allerdings keine Aufgabe haben, dann verlieren sie sich manchmal und werden im schlimmsten Fall krank davon. Bei dem Fall von Sarah Reese, Daniel Charles und Ethan Choi ist es ähnlich. Sie behandeln eine junge schwangere Frau namens Amanda mit Verbrennungen. Ein ganz simpler Fall eigentlich. Ich habe mir auch nichts weiter dabei gedacht, als sie keinen Ultraschall wollte. Sie ist nicht die erste Frau, die so etwas verweigert, um ihr Baby zu schützen. Um ein Baby vor den Strahlen zu schützen, muss aber auch eine Schwangerschaft vorliegen, was allerdings nicht der Fall gewesen ist.

Ehrlich gesagt hatte ich für einen Moment auch den Verdacht, dass bei Amanda eine psychische Störung vorliegt. Diesen Gedanken habe ich aber schnell wieder verworfen, nachdem ich sie und ihren Mann beobachtet habe. Auf mich wirkte es so, als würde Amanda unterdrückt und bevormundet werden und auf mich machte sie nicht den Eindruck, als könne sie keine eigenen Entscheidungen treffen, sondern würde ihrem Mann nur einen Gefallen tun, nicht arbeiten zu gehen. In diesem Zusammenhang fand ich auch gut von den Autoren, dass Sarah mit der Panikattacke von Amanda überfordert gewesen ist und nicht verstehen konnte, warum man sie ohne Weiteres entlassen hat. Das zeigt auch, dass sie noch ganz am Anfang ihrer Ausbildung steht, was sie umso menschlicher macht.

Wichtig fand ich es daher auch, dass es Sarah selbst gewesen ist, die Amanda klar macht, nicht schwanger zu sein. Ich denke, dass es für beide Frauen wichtig gewesen ist, sich nochmals zu treffen, um die jeweils andere besser verstehen zu können. Denn so hat Sarah erfahren, dass Amanda einmal Extremsportlerin gewesen ist und dafür gelebt hat. Mit dieser Information konnte sie die richtige Diagnose stellen und Amanda genau erklären, warum bei ihr eine Scheinschwangerschaft vorliegt. Ich glaube, Sarah ist auf einem guten Weg, um irgendwann in Daniels Fußstapfen treten zu können.

Der aufgehende Stern unter 40

Der Fall von Connor Rhodes führte für mich persönlich dazu, dass ich sein Handeln und seine Gedanken viel besser nachvollziehen kann. Denn eigentlich ist Connor ein sehr komplexer Charakter, was in dieser Folge sehr deutlich wurde. Noch immer lastet der Tod von David Downey schwer auf ihm bzw. wird er von diesem sehr beeinflusst, zumindest ging ich anfangs davon aus, dass dies der Hauptgrund für sein Handeln gewesen ist.

Nachdem Glenn Simon eingeliefert wurde und einen schweren Herzinfarkt erleidet, möchte Connor ihn operieren, doch Glenns Frau möchte eine zweite Meinung haben. Allerdings kann Connor sie davon überzeugen, dass er die enorm schwere Operation tatsächlich durchführen darf. Zu diesem Zeitpunkt ging ich davon aus, dass er David ehren wollte, der einen guten Job gemacht und sich gleichermaßen gegenüber Dr. Latham beweisen wollte. Das sind zwei Faktoren, die man auf Eitelkeit zurückführen könnte. Vielleicht spielte auch ein gewisser Grad an Eitelkeit bei dieser Entscheidung mit. Ebenso denke ich, dass er zum Teil auch Lea etwas beweisen wollte, die ihm deutlich zu verstehen gab, mit David den besten Lehrer gehabt zu haben.

Es wäre sehr unrealistisch gewesen, hätte Connor die Operation innerhalb der 30 Minuten geschafft. Dazu fehlt ihm noch immer die nötige Routine, die er noch erlangen muss. Ich kann aber sehr gut verstehen, dass Connor die Meinung von Dr. Latham nicht sofort eingeholt hat, da er ihn bei seinem Sabbat nicht stören wollte. Das macht ihm zu einem sehr aufgeschlossenen Menschen, dem es wichtig ist, die Religionen anderer zu akzeptieren und zu respektieren. Ich denke, das war für Sharon Goodwin ebenfalls ein ausschlaggebender Punkt dafür, den Artikel über Connor abzusegnen.

Und Connor selbst ist seit der ersten Staffel umso vieles reifer geworden! Zum einen weil er seinen Fehler vor Sharon zugegeben hat und zum anderen weil er durch das Vertrauen von ihr erkannt hat, dass man ihm etwas zutraut und nicht mehr das Gefühl haben muss, sich gegenüber seinem Vater klein zu fühlen. Sehr tolle Entwicklung!

Blick in die Vergangenheit

Den Fall von Natalie und Jeff Clarke fand ich sehr interessant. Zum einen aus dem Grund, weil die beiden zusammenzuarbeiten mussten und zum anderen weil man durch den Fall gleich mehrere Sachen bedient hat, die klischeehaft sind. Bei ihrem gemeinsamen Patienten handelte es sich um einen Ausländer, der nicht ihre Sprache gesprochen hat und zudem an einer Krankheit leidet, die anfänglich als exotische Krankheit eingestuft wurde.

Dieser Fall zeigt einmal wieder, dass die Menschen Vorurteile haben und einfach auch Angst haben. Wirklich verdenken kann man es ihnen nicht. Gerade bei solchen Symptomen und der Tatsache, dass er kein Wort verstanden hat, lässt die Menschen vorsichtig werden und besonders bei dem Verdacht auf eine exotische Krankheit. Gut, dass sich das alles nicht bestätigt hat und sich alles als recht harmlos erwiesen hat. Zu verdanken ist das vor allem Will, der Natalie den Tipp gegeben hat, in der Vergangenheit des Patienten zu suchen. Wobei ich mich natürlich frage, ob er auch so gehandelt hätte, wenn es sein Patient gewesen wäre.

Ich denke allerdings auch, dass Natalies Fall ebenfalls dazu diente, dass Jeff erkennt, wie toll sie eigentlich ist und sich dadurch vermutlich erst recht in sie verliebt. Mir gefallen die Szenen zwischen den beiden allerdings bislang sehr gut, da sie nicht zu gewollt wirken, sondern sich die beiden schrittweise näher kommen, genauso wie Will und Nina Shore. Mal sehen, was uns noch so erwartet.

Fazit

Episode #2.03 Macht der Natur lässt tief in die Eigenheiten und Gefühle der einzelnen Charaktere blicken und wird dadurch zu etwas ganz Besonderen, da man wichtige Punkte aus der Vergangenheit aufarbeitet und sie wunderbar für die Entwicklung nutzt. Dafür vergebe ich gerne die volle Punktzahl.

Daniela S. - myFanbase

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