Bewertung

Review: #3.05 Trügerische Ruhe

"Chicago Med" meldet sich mit #3.05 Mountains And Molehills aus der Winterpause zurück und bringt mit dieser Episode das lang vermisste Feeling der Serie zurück. Einige Handlungsstränge werden wie auch die Charaktere weiterentwickelt. Das führt dazu, dass diese Episode bisher am meisten in der Staffel überzeugen konnte.

Er wird reifer als Arzt

Es heißt ja immer, dass das Beste zum Schluss kommt. Doch diesmal möchte ich mit dem Besten beginnen und das war für mich der Handlungsstrang rund um Noah Sexton. Seit der ersten Staffel begleiten wir ihn nun dabei, sich als Arzt zu etablieren und sein Können unter Beweis zu stellen. Zugegeben wirkte er am Anfang wie jemand, der zwar gerne ein angesehener und guter Arzt sein möchte, aber sich letztlich doch lieber auf die faule Haut legt und stattdessen eher nur das Nötigste macht.

Allerdings heißt es immer, man wächst mit seinen Aufgaben und in meinen Augen ist Noah in dieser Episode über sich hinausgewachsen und wird sicherlich mal ein ganz fantastischer Arzt. Denn diesmal hat er sich nicht vor der unangenehmen Seite des Berufes gedrückt: Einer Familie die schlimme Nachricht zu überbringen, dass ein geliebtes Familienmitglied gestorben ist. Doch nicht nur das hat ihn für mich reifer und erwachsener gemacht, sondern auch, dass er Einfühlungsvermögen und Verständnis gegenüber den Trauernden gezeigt hat.

Nach einem schweren Verkehrsunfall werden Spencer, der jugendliche Unfallverursacher, und dessen Opfer, eine Frau, eingeliefert. Während Spencer von Noah behandelt wird und nur mit leichten Verletzungen davon gekommen ist, wird das zweite Unfallopfer von Connor Rhodes behandelt, und ihre Überlebenschancen stehen nicht allzu gut.

Mir hat es gut gefallen, dass Noah einen Teenager behandelt hat, zumal ich den Eindruck hatte, dass der angehende Arzt dadurch reifer geworden ist. Zwar hätte ich nicht erwartet, dass Spencer an einer vermutlichen Hirnblutung stirbt, aber dies gehörte wohl dazu, um Noah reifer aussehen zu lassen. Mir tat er sehr leid. Nicht nur weil er seinen Patienten verloren hat, sondern weil ich den Eindruck hatte, dass er sich dafür verantwortlich fühlte und offensichtlich glaubte, etwas übersehen zu haben und Spencers Familie das Versprechen gab, dass mit ihm alles in Ordnung sei.

Umso erwachsener fand ich es von Noah, dass er sich seiner Verantwortung stellte und den Hinterbliebenen selbst mitgeteilt hat, dass Spencer überraschend gestorben ist. Ein weiterer Reifungsprozess fand für mich nach der Attacke auf Noah statt. Anders als Sarah Reese sah Noah von einer Anzeige ab, obwohl er jedes Recht dazu gehabt hätte. Allerdings hat Noah erkannt, dass der Angriff auf ihn eine Reaktion der Hilflosigkeit auf die Todesnachricht war und das kann man keinem vorwerfen. Ich bin gespannt, wie sich Noah noch entwickeln wird und hoffe, dass er nicht so lange an seinem ersten Patientenverlust zu knabbern hat.

Sarah und ihre Angst

Bei Sarahs momentanen Handlungsstrang gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder ich verstehe diesen absolut nicht oder die Autoren scheinen selbst noch nicht ganz zu wissen, was sie mit diesem anfangen wollen.

Seit einiger Zeit ist Sarah der festen Überzeugung, sie wird von ihrer einstigen Patienten verfolgt, doch allzu sicher bin ich mir da nicht mehr. Sicherlich hätte Edith Lake anfangs einen Grund gehabt, Sarah zu verfolgen. Allerdings fände ich es persönlich viel zu übertrieben, dass man das auf so viele Episoden ausdehnt, weswegen ich eher davon überzeugt bin, dass etwas anderes dahinter steckt. Die große Frage ist natürlich was?

Auch muss ich sagen, dass der Charakter für mich momentan eher in eine recht unsympathische Richtung entwickelt wird. Sarah war auch in der ersten Staffel verängstigt, das gefiel mir aber bei weitem besser, als das, was man uns jetzt präsentiert. Im Moment kommt sie mir wirklich sehr paranoid vor und ich glaube, dass mittlerweile sehr vielmehr dahinter steckt, als nur der Angriff auf ihren Mentor.

Richtig erschrocken hat mich ihre Reaktion, nachdem Noah angegriffen worden ist. Wobei ich es schon verstehen kann, dass man sich nach so etwas fürchtet und glaubt, man könne der Nächste sein, dem so etwas widerfährt. Doch Sarahs Aussetzer hat deutlich gezeigt, wie sehr sie das alles belastet. Das Traurige daran ist einfach auch, dass sie sich ihrer aktuellen Situation durchaus bewusst ist, aber nicht dazu stehen möchte und ich frage mich wirklich warum. Schließlich war die Psychiatrie nie ihre erste Wahl. Es kann natürlich sein, dass sie ihren Mentor nicht enttäuschen will, gerade weil er selbst mit dem Schuss auf ihn abgeschlossen hat.

Ein bisschen habe ich die Befürchtung, dass man Sarah auf diese Weise aus der Serie schreiben möchte. Zwar steht es ihr nicht zu, eine Waffe zu führen, aber dass sie sich eine besorgen wollte, zeigt schon, dass sie sehr ängstlich ist und dadurch zu einem Sicherheitsrisiko werden könnte. Ich bin mal gespannt, wie man die Storyline weiterführen wird.

Lähmungen und Schäferstündchen

Nachdem sich Will Halstead und Natalie Manning gegenseitig ihre Gefühle füreinander eingestanden haben, sorgen die Autoren der Serie nun dafür, dass die beiden immer mal wieder ihre Zweisamkeit genießen können und lassen sich dafür etwas einfallen.

Ich muss sagen, dass die beiden diesmal wirklich auf sehr umständliche Weise zu ihrem Schäferstündchen gekommen sind. Doch bevor ich genauer darauf eingehe, möchte ich erst einmal noch sagen, dass ich es zwar schade finde, dass man Owen gar nicht zu Gesicht bekommt, er aber dennoch nicht von den Autoren vergessen wird und hin und wieder eine Erwähnung findet. Schließlich ist es sein Autositz und sein Spielzeug gewesen, das die Zweisamkeit zwischen Will und Natalie verhindert hat. Aber wie heißt es so schön? Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.

Obwohl Will sich die Zweisamkeit sicherlich anders vorgestellt hat. Er und Natalie behandeln die kleine Denise, die aus unbekannten Gründen ihre Beine nicht mehr bewegen kann und später auch Atemprobleme hat und auch alle durchgeführten Tests negativ ausfallen. Das Verwunderliche an der ganzen Sache ist, dass kurze Zeit später auch Will unter den gleichen Symptomen leidet und man darum bemüht ist, den Grund dafür herauszufinden. Schließlich ist es Natalie, der auffällt, dass Will von einer Zecke befallen wurde, als er Denise behandelt hat und somit das kleine Tierchen die Symptome ausgelöst hat.

Ich bin wirklich froh, dass es eher etwas 'Harmloses' gewesen ist. Denn nachdem die beiden endlich zu ihren Gefühlen und zu ihrer Beziehung stehen, wäre es wirklich schade, wenn sie jetzt schon wieder irgendwelche Steine in den Weg gelegt bekommen würden. Da mir die beiden auch sonst sehr gut als Paar gefallen, hat mich die letzte Szene besonders gefreut und ich hoffe, dass man weiterhin um solche Momente bemüht sein wird.

Mut zur Wahrheit

Seine Angst vor etwas zu überwinden ist wahrscheinlich das Schwierigste. Genauso ergeht es der Patientin von April Sexton und Ethan Choi. Abena wird geschwächt ins Med eingeliefert und anhand des Hautausschlags lässt sich schnell erkennen, dass sie sich anscheinend mit HIV infiziert hat. Um das aber mit Sicherheit sagen zu können, muss ein HIV-Test durchgeführt werden, dem Abena allerdings zustimmen muss und genau davor weigert sie sich.

Wenn es nach Stanley Stohl ginge, der eher die Sparmaßnahmen des Krankenhauses im Kopf hat und die Behandlung eh für sinnlos hält, wäre Abena längst wieder dem Mercy East überstellt worden. Aber zum Glück hat Sharon Goodwin das Sagen und gibt der jungen Frau die Chance, sich die Sache mit dem Test noch einmal zu überlegen.

Mir gefiel es sehr gut, dass man Sharon in den Handlungsbogen eingebunden hat und so nicht nur gezeigt hat, wie einfühlsam sie ist, sondern auch, dass man noch ein bisschen mehr auf ihre Tätigkeit als Krankenschwester eingegangen ist. Im Grunde ist es Sharon zu verdanken, dass sich Abena einem HIV-Test unterzieht, indem sie ihr von ihren eigenen früheren Patientenfällen und -verlusten aus den 1980er Jahren berichtet und ihr klar gemacht hat, dass diese für solch eine Chance, wie sie Abena hat, dankbar gewesen wären.

Wobei ich absolut verstehen kann, dass ihr der Mut zur Wahrheit gefehlt hat, gerade beim Thema HIV. Dennoch fand ich es gut, dass sie nun Klarheit hat. Ähnlich wie April und Ethan, die sich nach gefühlt langer Zeit öffentlich zueinander bekennen und das in meinen Augen schon längst überfällig gewesen ist. Aber eben auch hier spielte der Mut zur Wahrheit eine Rolle. Ich bin mal gespannt darauf, inwieweit und vor allem wie genau nun ihre Beziehung in ihren (gemeinsamen) Arbeitsalltag einfließen wird.

Randnotizen

  • Schade finde ich es, dass man offenbar Robyn Charles vollkommen kaputt schreiben will, da man scheinbar keine andere Verwendung für sie findet und stattdessen ihre Krankheitssymptome soweit ausreizt, bis auch der Letzte begriffen hat, dass ihr die Umgebung und der Beruf nicht mehr gut tut.
  • Ich hätte mich sehr gefreut, wenn man mal gesehen hätte, was Daniel in seinem Urlaub so getrieben hat, doch stattdessen ist man das umgangen und erlebt ihn bereits in dieser Episode wieder bei der Arbeit.
  • Ich würde mir sehr wünschen, dass den Autoren bald eine eigenständige Handlung für Maggie Lockwood einfallen wird. Ich mag sie wirklich sehr und finde es schade, dass sie, obwohl ihre Darstellerin seit Mitte der ersten Staffel zu den Hauptdarstellern gehört, noch immer als Nebencharakter behandelt wird. Dabei hätte Maggie in meinen Augen recht viel Potenzial.

Fazit

Mit dieser Episode hat die Serie die ersten Episoden dieser Staffel ziemlich gut wettgemacht. Zwar befand sich auch hier der ein oder andere Stolperstein, aber was das Feeling beim Schauen angeht, kann man nicht meckern. Sehr gut hat sich Noah entwickelt, bei dem ich einfach hoffe, dass er dies beibehält. Ansonsten sind mir die Handlungsstränge rund um Sarah und Robyn noch immer ein Rätsel, welches uns die Autoren hoffentlich bald entschlüsseln werden.

Daniela S. - myFanbase

Die Serie "Chicago Med" ansehen:


Vorherige Review:
#3.04 Hauen und Stechen
Alle ReviewsNächste Review:
#3.06 Es ist kompliziert

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Chicago Med" über die Folge #3.05 Trügerische Ruhe diskutieren.