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Review: #2.17 Schwarzer Montag

Man sagt, schwarz ist die Farbe der Trauer. Das gilt besonders für das Personal vom "Chicago Med" in #2.17 Schwarzer Montag, die einen ihrer Kollegen durch einen Suizid verlieren und sich überlegen, was sie hätten anders machen können, um diese Tat zu verhindern.

Die Frage nach dem Warum

Sobald man hört, dass jemand einen Suizid unternommen hat, wird man nachdenklich und fragt sich zum einen nach dem Warum und zum anderen was man hätte anders machen können, um demjenigen zu helfen. Genau diese Frage stellt sich auch das gesamte Personal vom Chicago Med, nachdem sich Jason Wheeler aus heiterem Himmel das Leben genommen hat. Waren die Anzeichen da? Ja. Hat man sie übersehen? Vielleicht. Hat jemand daran Schuld, dass es soweit gekommen ist? Jein. Das sind alles Fragen, die dem Personal vom Krankenhaus nach der Tat förmlich ins Gesicht geschrieben standen. Dabei ist auch klar, dass sich besonders Sarah Reese, Connor Rhodes und Will Halstead immer wieder fragen, ob sie Jason hätten doch helfen können. Wieder muss man die Frage mit vielleicht beantworten. Vielleicht hätten sie sich Zeit nehmen sollen, um ihm richtig zuzuhören. Und den Anfang hätte Will wahrscheinlich gemacht.

Wenn wir uns erinnern, gab es vor einiger Zeit einen Vorfall, bei dem Jason alkoholisiert gewesen ist und Will ihm eindeutig klar gemacht hat, dass beim nächsten Vorfall sein Job als Arzt mächtig auf der Kippe steht. Er war es, der Jason gesagt hat, er solle sich Hilfe suchen. Doch vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er ihn selbst danach gefragt hätte, warum und weswegen er Alkohol getrunken hat, obwohl er genau wusste, dass es auffallen wird. Trägt Will eine Schuld? Ich denke, das ist sehr schwer zu beurteilen, zumal man als Arzt sicher auch so unter enormen Druck steht.

Sarah nimmt sich das Ganze sehr zu Herzen – verständlicherweise. Denn immerhin wurde sie gleich zweimal von Jason aufgesucht. Einmal hat er nach Pillen gefragt, die sie ihm aber ohne Einwilligung von Daniel Charles nicht verschreiben durfte. Ich hatte mir zu diesem Zeitpunkt gewünscht, dass sie Daniel zumindest indirekt daraufhin weist. Das soll aber nicht heißen, dass sie schuldig ist. Auch wenn Jason sie nochmals aufgesucht hat und nach Therapiemöglichkeiten gefragt hat. Ich denke, in solch einer Lage ist es verdammt schwierig, zu entscheiden, ob derjenige in Lebensgefahr schwebt oder sich nur interessehalber danach erkundigt, um sich vielleicht doch mehr damit auseinanderzusetzen. Zumal Sarah noch immer recht neu ist auf dem Fachgebiet und sie sich vielleicht auch (wie jeder ihrer Kollegen) fragt, ob sie nicht doch eine Grenze überschreitet, hätte sie Jason direkt nach möglichen Problemen gefragt. Und vielleicht hätte er nicht einmal die Wahrheit gesagt.

Der Letzte im Bunde, der sehr davon betroffen ist, ist Connor. Auch er hat nicht erkannt, dass bei Jason wahrscheinlich mehr im Argen lag, als er angenommen hatte. Natürlich war Jason betroffen, als die schwangere Frau nach dem schweren Verkehrsunfall auf dem Highway fast verblutet wäre und Jason sich die Schuld daran gegeben hat – aber die hatte er nicht. Denn niemand hätte vorhersehen können, dass es zu solchen Komplikationen kommt und wenn ich mich recht daran erinnere, dann hat Connor ihm das auch gesagt hat – allerdings auf recht unfreundliche Art. Es war eine stressige Situation und möglicherweise hat Connor gedacht, Jason ist noch zu 'frisch' in dem Job, dass ihm alles noch zu nahe geht.

Neben den dreien vom Krankenhauspersonal stellt sich aber noch eine weitere Person die Frage nach dem Warum: Jasons Vater. Auch er hat nichts davon mitbekommen, was in seinem Sohn vorgeht und auch ihm kann man keinen Vorwurf machen. Denn ich vermute mittlerweile, dass der Suizid von Jason eine Art Kurzschlussreaktion gewesen ist. Es bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass er irgendwie und irgendwann mit der Tat seines Sohnes zurechtkommt.

Wirkung und Bewältigung

Der Suizid überschattet nicht nur den Arbeitstag des Krankenhauses, sondern auch die Gedanken, Gefühle und Emotionen des Personals. Es ist völlig normal, dass so eine Tat eine bestimmte Wirkung auf einen hat und man hinterfragt, was man für ein Mensch ist, wenn man so etwas nicht bemerkt bzw. ob man die Richtige auf einem Posten ist, bei dem man ein wachsames Auge auf seine Angestellten hat. Insbesondere tat mir Sharon Goodwin leid. Denn für sie war es mit am schlimmsten, dass einer ihrer Schützlinge sich das Leben genommen hat und sie die ganze Zeit in dem Glauben war, dass sie einen guten Job macht, bei dem sich ihr Personal gegenseitig unterstützt. Vollkommen verständlich, dass sie das dann hinterfragt und sich Sorgen um den Rest macht, weil so etwas jeder Zeit wieder passieren kann. Ich denke und hoffe, dass sie jetzt nicht überlegt zurückzutreten. Denn ich glaube, dass das Krankenhaus sie braucht und Sharon dafür sorgen kann, dass ihre Mitarbeiter noch genauer aufeinander achten.

Während Sharon Angst um die Ärzte hat, nimmt sich Natalie Manning einem Vorwurf an, der aber völlig unbegründet ist. Sie behandelt einen Jungen, der in einen eiskalten See gefallen und der Erfrierung nahe ist. Natürlich war Natalie wieder mit vollem Einsatz dabei und tat alles dafür, dass es dem Kleinen besser geht und trotzdem hat sie an sich gezweifelt, nachdem ihr eine besorgte Mutter vorgeworfen hat, nicht alles zu tun und sie als schlechten Menschen hingestellt hat. Ich glaube, es ist manchmal sehr schwierig zu entscheiden, welcher Patient Priorität hat. Ich denke, wenn es für den Jungen keine andere Möglichkeit gegeben hätte, hätte Natalie sich dafür eingesetzt, dass er vor seinem Retter behandelt wird. Ich kann aber auch verstehen, dass die Mutter total mit der Situation überfordert ist und um das Leben ihres Kindes bangt. Das Schlimme an der Sache war, dass Natalie sich wegen Jason Vorwürfe gemacht hat und sich dem Vorwurf der Mutter angenommen hat, was ihre Schuldgefühle nur noch mehr verstärkt hat, obwohl sie vollkommen richtig gehandelt hat. Gut, dass Sharon ihr deutlich gemacht hat, nicht an sich zu zweifeln.

Zweifel hatte nämlich Ethan Choi, was aber auch mit dem Vorfall am Morgen zu tun hatte. Zusammen mit Will hat er den Teenager Kevin behandelt, der plötzlich unter Lähmungserscheinungen leidet, die auf einen Herzinfarkt hindeuten und Ethan eine andere Meinung über die Behandlung hat. Andere Ansichten zu haben, ist ja nicht falsch, doch eigenmächtig zu handeln und dann auch noch die Fähigkeiten seines Oberarztes in Frage zu stellen, ist dann schon falsch. Besonders dann, wenn man so besessen wie Ethan ist, der glaubt, richtig zu handeln. Ich fand zwar sein Verhalten mehr als ungerechtfertigt, aber auf der anderen Seite habe ich es auch verstanden, dass er nicht zulassen wollte, dass jemand weiteres an diesem schwarzen Montag stirbt. Wirkung und Bewältigung waren hier sehr deutlich zu sehen. Jasons Suizid hat auf Ethan eine wütende Wirkung gehabt. Wütend auf sich selbst, dass er nicht geholfen hat und die Bewältigung davon war es, es bei Kevin wieder gut zu machen und dabei hätte Ethan bald einen sehr schlimmen Fehler gemacht, da für ihn nur die Rettung im Vordergrund stand, hat er die ausschlaggebenden Zeichen, nämlich, dass das Ganze psychische Ursachen hatte, vollkommen übersehen.

Eine positive Wirkung und Bewältigung gab es allerdings bei Sarah. Obwohl sie sich so schwere Vorwürfe gemacht hat, die möglichen Anzeichen nicht gesehen zu haben, war sie sich bewusst, es anders und vor allem besser zu machen. Nicht nur dass sie ihren Patienten danach gefragt hat, woran er erkannt hat, dass der Junge, den er gerettet hat, in ernster Gefahr war, sondern sie hat es sich selbst zur Aufgabe gemacht, Anzeichen schneller zu erkennen. Ich finde es immer wieder toll, wenn es vertraute Szenen zwischen Daniel und Sarah gibt. Die beiden haben ein tolles Vertrauensverhältnis und ich finde es gut, dass sie ihrem Mentor jetzt schon mehrfach bereitwillig zugehört hat, da sie weiß, wie schwer auch bei ihm Verluste wiegen. Ganz gleich, was Sarah über sich denkt: Ich bin mir sicher, dass sie eine tolle Psychiaterin wird.

Trennung

Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, was ich über die Trennung von Tate Jenkins und April Sexton denken soll. Für mich war sie bereits während ihrer Schwangerschaft absehbar und nach ihrer Fehlgeburt und der Tatsache, dass sich dadurch etwas in ihrer Beziehung geändert hat, war es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis der endgültige Bruch kam. Ich weiß nicht, ob ich darüber traurig sein sollte. Denn auch für mich hatte es den Anschein, als wolle Tate April 'umerziehen', schließlich wollte er schon, dass sie vor ihrer Schwangerschaft aufhört zu arbeiten, wo ich mich immer gefragt habe, was er damit bezwecken wollte. Ob Tate sich dann besser gefühlt hätte? Ich weiß es nicht. Allerdings hat er mich in dieser Folge sehr aufgeregt. Ich kann durchaus verstehen, dass er nicht begeistert war, als April ihm wegen dem Essen nicht Bescheid gesagt hat. Allerdings hat er nicht mal nach dem Grund gefragt! Hat er nicht mitbekommen was passiert ist? Anstatt mal zu fragen, hat er ihr Vorwürfe gemacht, dass sie sich etwas zu Essen geholt hat. Dabei ist es nicht mal so lange her, dass er ihr Essen ins Krankenhaus gebracht hat. Ich denke, April hat Recht, dass er ihr indirekt die Schuld an der Fehlgeburt gibt, weswegen eine Trennung genau die richtige Entscheidung ist.

Fazit

Eine Folge, die von einer Einzeltat eines Kollegen überschattet wurde und die dafür gesorgt hat, dass alle hinterfragen, wie sie auf andere wirken. Jasons Suizid wird das Denken und Arbeiten des Krankenhauses verändern und ich bin gespannt, was uns in nächster Zeit erwarten wird.

Daniela S. - myFanbase

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