Bewertung

Review: #2.11 Nachtschicht

Foto: Rachel DiPillo, Chicago Med - Copyright: Elizabeth Sisson/NBC
Rachel DiPillo, Chicago Med
© Elizabeth Sisson/NBC

Das war eine Folge von "Chicago Med", welche die Nachtschicht der Ärzte zeigte und somit den Zuschauern erstmals verdeutlichte, was sie auch nachts alles leisten müssen. Der Fall von Ethan Choi war etwas ganz Besonderes, Sarah Reese bricht völlig überfordert zusammen, Isidore Latham hat eine neue Erkenntnis und Will Halsteads Zusammenarbeit mit Jeff Clarke kann durchaus punkten.

Der besondere Patient

Bereits in meiner letzten Review habe ich geschrieben, dass mich die Morbidity-and-Mortality-Konferenz sehr an "Emergency Room" erinnert. Doch auch der Fall von Ethan erinnerte mich an die Serie, mit der ich aufgewachsen bin. Diesmal hat der Arzt nämlich einen ganz besonderen Patienten: Einen Panda. Wenn ich mich recht erinnere, war es Robert Romano, der einmal einen Affen in die Notaufnahme gebracht hat und behandeln ließ. Damals wie heute hat es mich etwas verwundert, was vielleicht daran liegt, dass eine ärztliche Behandlung an Tieren in einer Notaufnahme eher untypisch ist. Ebenfalls war ich anfangs erstaunt darüber, dass Sharon Goodwin einem solchen Eingriff zustimmt – bis natürlich klar war, dass es auch etwas mit dem Ansehen des Krankenhauses zu tun hat. Gute Presse bringt auch mehr Patienten und verbessern auch die medizinischen Anschaffungen.

Mir hat es sehr gut gefallen, dass gerade Ethan mit diesem Fall zu tun hat. Wie wir ja wissen, hat er einen Papagei von einem Patienten bei sich aufgenommen, zu dem er meiner Meinung nach eine gute Beziehung aufgebaut hat, die ihm auch dabei hilft, mit seinem Beruf und seiner Vergangenheit klar zukommen. Ein weiterer Aspekt für Sharons Entscheidung, ihm die Genehmigung zu geben, ist wahrscheinlich auch die Tatsache, dass er ehrenamtlich im Zoo arbeitet.

Der Panda leidet unter einem Herzproblem, was dringend behandelt werden muss, da er sonst sterben muss. Mir blutet ja immer ein bisschen das Herz, wenn Tiere leiden und man ihnen vielleicht nicht mehr helfen kann. Bei dem Panda ist es zum Glück anders und ich bin froh, dass sich Connor Rhodes dazu entschieden hat, mit Ethan zusammen den Eingriff durchzuführen. Ich glaube allerdings, dass Robyn Charles letztlich dafür gesorgt hat, dass er restlos davon überzeugt gewesen ist, nachdem sie Connor klar gemacht hat, wie stolz sie auf ihn ist, dem Panda das Leben zu retten. Zwar hatte ich tief in mir gewusst, dass der Panda gerettet werden kann, aber ich hatte dennoch Angst, als der Tier in Narkose lag, da ich befürchtet hatte, dass diese während des Eingriffs nicht mehr wirkt und das Tier irgend wen verletzt. Zum Glück ging alles gut aus und das Chicago Med ist im Ansehen gestiegen. Und bei mir ist Ethan im Ansehen gestiegen. Ich kann zwar nicht behaupten, dass er mein absoluter Liebling der Serie ist, aber er ist mir deutlich sympathischer als noch in der ersten Staffel.

Rivalität beendet?

Neben Ethan ist auch Will in meiner Sympathie-Skala gestiegen. In der ersten Staffel fand ich ihn noch anstrengend und arrogant, da er nur die Arbeit gesehen hat und ich manchmal den Eindruck hatte, dass ihm diese über alles geht, ohne die Bedürfnisse der Patienten zu berücksichtigen. Auch am Anfang der zweiten Staffel verfiel er wieder in alte Muster, nachdem Jeff als neuer Assistenzarzt im Chicago Med angefangen und sich wieder sehr gut mit Natalie Manning verstanden hat. Will hat ihm – wie Connor am Anfang der Serie – deutlich zu verstehen gegeben, wer das Sagen hat. In dieser Folge war gar nichts davon zu merken, ganz im Gegenteil. Ich hätte nicht gedacht, dass die beiden mal so gut und harmonisch zusammenarbeiten würden.

Will und Jeff müssen einige Teenager behandeln, die eine unbekannte Substanz zu sich genommen haben, wodurch sie Krämpfe und andere körperlichen Probleme bekommen haben. Mir hat es unglaublich gut gefallen, wie beide gemeinsam Schritt für Schritt bestimmte Kriterien ausgeschlossen haben und Will Jeff auf Augenhöhe begegnet ist. Ich denke, dass Wills neue Haltung gegenüber Jeff nicht unbedingt etwas mit der Trennung zu tun hat, sondern eher damit, dass Jeff in der letzten Folge hinter Natalie stand. Ich würde mir sehr wünschen, dass man Wills Entwicklung beibehalten wird, denn dadurch wurde er für mich zu einem noch besseren Arzt.

Nicht nur gegenüber seinem ehemaligen Rivalen hat er sich in meinen Augen anständig verhalten, sondern auch gegenüber dem Assistenzarzt Jason Wheeler, der mir erst in dieser Folge richtig aufgefallen ist. Auch er musste die Teenager behandeln, wovon eine im Koma liegt und der andere an Nierenversagen leidet. Ich kann verstehen, dass es gerade für Neulinge unglaublich schwer ist, die Schicksalsschläge zu verkraften. Im Moment bin ich mir aber nicht sicher, ob Jason schon seit der Schicht betrunken war oder erst sein Fehler bei dem Patienten mit dem Nierenversagen dazu geführt hat, dass er sich betrunken hat. Natürlich ist es ein absolutes No Go, auf der anderen Seite kann ich ihn auch verstehen.

Schön, dass Will Jason dahingehend keine Vorwürfe gemacht hat, sondern Verständnis dafür aufgebracht hat, ihm dabei aber zu verstehen gegeben hat, dass dies ein einmaliger Ausrutscher bleiben muss, weil er ansonsten seine Arztkarriere an den Nagel hängen muss.

Ich werde Sie enttäuschen!

Ein bisschen enttäuscht bin ich vom Handlungsstrang um Sarah und Daniel Charles schon. In meinen Augen hat sich Sarah bereits am Ende der ersten Staffel wunderbar entwickelt hat und eigentlich war ich der Meinung, dass sie eine starke Persönlichkeit hat. An dieser habe ich nur bei ihren ersten Fällen in der Psychiatrie meine Zweifel. Als sie sich dann aber so gut bei Danny Jones behauptet hat, war ich mir sicher, dass sie nichts mehr so schnell aus der Bahn werfen könnte – bis zu dieser Folge.

In einer der letzten Folgen wurde Sarahs Mutter thematisiert. Da war mir schon klar, dass das Verhältnis zwischen den beiden sehr angespannt ist, fragte mich aber nicht nach dem Warum, als Sarah ihr ihre Entschuldigung in Form eines Schecks angenommen hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass sie noch einmal erwähnt wird, auch wenn ich mir letztlich wünsche, dass wir mehr über Sarahs Leben vor ihrem Studium erfahren. Ich fürchte allerdings, dass mir das nicht gefallen wird.

Es ist traurig, dass ihre Mutter sie nicht in ihrer Berufswahl unterstützt und ihrer Tochter sogar sagt, die Psychiatrie sei als Fachbereich nichts für Sarah. Damit wurde für mich umso deutlicher, wie angespannt und kaputt das Verhältnis zwischen den beiden zu sein scheint. Ich hatte aber nicht erwartet, dass Sarah dadurch an ihren Fähigkeiten zweifelt. Ich finde nämlich, dass sie sich in ihrer neuen Fachrichtung wunderbar entwickelt hat und diese unbedingt beibehalten sollte.

Zwar fand ich es erschreckend, dass gleich drei Patienten in ihrer Nachtschicht sterben und ich hatte für kurze Zeit den Eindruck, man würde ein Spiel mit ihr spielen, aber das war anscheinend ein sehr unglücklicher Zufall. Ich kann auch verstehen, dass sie sich dadurch überfordert fühlte, weil sie niemand darauf vorbereitet hat. Umso schlimmer war es, dass sie dadurch und durch ihre Mutter den Eindruck hatte, Daniel irgendwann zu enttäuschen. Mich würde wirklich mal interessieren, was die Mutter letztlich alles zu Sarah gesagt hat. Ob dazu aber Psychotherapie notwendig ist, weiß ich nicht. Ich stehe solchen Therapien recht skeptisch gegenüber, weil ich manchmal glaube, das Reden und Durchleuchten von Problemen und der Vergangenheit, machen vieles nur schlimmer. Mir gefiel es aber sehr gut, dass Daniel für Sarah dagewesen ist und ihr neuen Mut gemacht hat.

Die Welt anders sehen

Mein Gott! Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Mir war zwar schon lange klar, dass mit Isidore irgendwas nicht stimmt und er sich seltsam verhält. Ich kam aber beim besten Willen einfach nicht auf den Gedanken, dass er unter dem Asperger-Syndrom leidet, dabei lagen die Fakten klar auf der Hand! Menschen die unter dem Asperger-Syndrom leiden, haben große Schwierigkeiten Mitgefühl zu empfinden oder auch zu erkennen. Es muss schlimm für diese Menschen und deren Mitmenschen sein, in ihrer eigenen kleinen Welt zu leben, aus der sie manchmal gern heraus möchten, aber nicht können.

Sehr interessant fand ich, wie man die Handlung Schritt für Schritt aufgebaut hat. Schon in den letzten Folgen konnte man erkennen, dass Isidore mit irgendetwas unzufrieden ist, aber wahrscheinlich noch nicht bereit gewesen ist, über sein Problem zu sprechen. Dass Isidore sofort für die Elektroschocktherapie gewesen ist, macht auch deutlich, dass er sofort aus seiner Gefangenschaft ausbrechen will. Ich habe zwar noch Zweifel daran, dass diese Maßnahme eine langanhaltende Wirkung zeigen wird, aber warten wir mal ab.

Beziehungen

Seit der Ankunft von Daniels Tochter Robyn war das Verhältnis zwischen den beiden sehr angespannt, was auf die Vergangenheit der beiden zurückzuführen ist. Daniel hat Robyns Mutter verlassen, als diese ein Kind war und er hat sich deswegen schwere Vorwürfe gemacht. Vorwürfe, mit den Robyn nicht umgehen konnte bzw. nichts davon hören wollte.

In einer der letzten Folge konnte man aber erkennen, dass sich die beiden etwas annähern und ich habe inständig gehofft, dass man das Ganze noch etwas vertieft. Wer hätte gedacht, dass die Behandlung des Pandas dazu geführt hat, dass Vater und Tochter endlich einmal über die Vergangenheit sprechen und dabei interessante Dinge zum Vorschein kommen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Robyns Berufswahl mit ihrem Vater im Zusammenhang steht. Zwar ist er auch Arzt, doch sie ist nicht ganz in ihre Fußstapfen getreten. Ihr Fachgebiet steht allerdings mit der Vergangenheit und dem Wunsch, ihrem Vater nahe zu sein, in Verbindung. Ein schöneres Geschenk hätte sie ihm wahrscheinlich gar nicht machen können. Das Gleiche gilt auch für Daniel selbst. Ich fand es süß, wie behutsam er den Stein hervorgeholt hat, von dem er Robyn zuvor noch erzählt hat. Man hat gemerkt, wie stolz er darauf ist. Ich würde mir wünschen, noch weitere solch schönen Momente zwischen den beiden zu sehen. Ohnehin denke ich, dass es auch ihrer Beziehung zu Connor gut tut. Mir gefallen die beiden als Paar sehr gut und so wie es momentan aussieht, macht man aus den beiden auch mehr, als aus anderen.

Zum einen wären da April Sexton und Tate Jenkins, deren Beziehung mich momentan sehr anstrengt. Ich freue mich sehr, dass es dem Baby und April soweit gut geht. Was mich allerdings sehr wenig freut, sind die ewigen Streitigkeiten zwischen den werdenden Eltern. Ich kann schon verstehen, dass Tate sich sorgt, aber in meinen Augen übertreibt er seine Fürsorge etwas zu sein. Zumal er schon vor der Schwangerschaft wollte, dass April weniger oder am besten gleich gar nicht mehr arbeitet und ehrlich gesagt, kenne ich den Grund dafür bis heute nicht. Wenn das so weitergeht, werden sich die beiden vor der Geburt des Kindes trennen, worüber ich nicht unbedingt traurig wäre, wenn ich die derzeitige Situation betrachte. Ich befürchte ohnehin, dass mit dem Baby demnächst etwas passieren könnte, was nichts mit Aprils Erkrankung zu tun hat. Hoffen wir mal, dass ich nicht Recht behalte.

Zumindest hatte ich bei Jeff klar unrecht. Nach der Trennung von Natalie hatte ich befürchtet, er würde seinen Dienst im Krankenhaus quittieren. Aber vielleicht geschieht das noch, sollten sich Jeff und Natalie weiterhin so kindisch verhalten. Ich hatte schon erwartet, dass die Zusammenarbeit nach der Trennung sicherlich kein Zuckerschlecken sein würde, aber die beiden benehmen sich wie im Kindergarten! Soweit ich mich erinnere, wollten die beiden Freunde bleiben. Davon sind sie aber weiter denn je entfernt und schaffen es gerade mal mit Ach und Krach, sich zu grüßen, was sich eher nach zwei flüchtige Bekannten anfühlt. Hoffentlich ändert sich das bald.

Fazit

Diese Nachtschicht im Chicago Med bot einige interessante Handlungen, auf deren Weiterführung ich mich durchaus freue. Wills Entwicklung wie auch das Aufarbeiten der Beziehung von Daniel und Robyn sollten unbedingt fortgeführt werden! Hingegen sollten die Autoren aufpassen, wie sich die Beziehung bzw. Freundschaft zwischen April, Tate, Jeff und Natalie entwickeln, die schon jetzt einen nervigen Beigeschmack haben.

Daniela S. - myFanbase

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