Bewertung

Review: #4.11 Pfad der Zerstörung

Herrmann kehrt nach seinem Krankenhausaufenthalt auf die Wache zurück, muss aber feststellen, dass die Rückkehr zur Arbeit weder für ihn noch für Cindy einfach ist. Derweil kommt ein Tornado auf Chicago zu und versetzt die Stadt in Alarmbereitschaft und Chilis Verhalten führt dazu, dass sie bei einem Einsatz einen folgenschweren Fehler begeht.

"National Weather service has upgraded the city from a Tornado watch to a Tornado warning."

Der Einsatz der Woche dreht sich dieses Mal um ein Unwetter, in Form eines Tornados und bringt die Tragödie, die ein solches Wetterphänomen in kurzer Zeit verursachen kann, gut zum Tragen. Trotzdem hätte ich mir für den Einsatz dieser Woche etwas anderes als ein Unwetter gewünscht, denn meiner Meinung nach ging dieser Tornado unter dem Handlungsstrang um Herrmann etwas unter und ich finde es schade, dass man hier nicht etwas mehr Zeit für diesen Handlungsstrang und die Schicksale die daraus entstehen, aufgewendet hat. Sowohl Tornados wie auch Hurrikans sind ja in den USA häufig vorkommende Phänomene und können unglaubliche Schäden anrichten und ich bin der Meinung, dass man hier Potential gehabt hätte, einen wirklich spannenden und interessanten Einsatz zu gestalten, der ohne Probleme eine Folge gefüllt hätte. Dadurch, dass man den menschlichen Aspekt bei der Rettung nicht außer Acht lassen wollte, gestaltete sich der Einsatz als solches eher unspektakulär und die Verwüstung und Hoffnungslosigkeit, die ein solcher Tornado hinterlässt, wurde einzig in der Einstellung als die Feuerwehr am Ort des Geschehens eintrifft, kurz aufgezeigt.

Im Mittelpunkt des Dramas um den Tornado steht eine Familie, deren Sohn sich durch den Sturm gekämpft hat, um zu seinem Vater und seiner schwangeren Mutter zu kommen, nur um zu sehen, dass diese in einem brennenden Gebäude eingesperrt sind. Casey trifft am Ort des Geschehen auf den Jungen, Lucas, der unter Schock steht und dadurch nicht merkt, dass ein Stück Glas in seinem Rücken steckt. Obwohl sich alles relativ schnell abspielt und Casey gewohnt professionell vorgeht, fiebert man mit der Familie mit und als sich nach der Rettung alle gemeinsam in den Armen liegen, ist die Erleichterung groß. Umso größer ist zum Schluss der Folge auch der Schock, als Dr. Choi Casey mitteilt, dass der Vater von Lucas an einer Kopfverletzung gestorben ist. Ich vermutet, dass diese Storyline um Lucas' Familie noch nicht zu Ende ist, ansonsten würde es mich ein bisschen irritieren, dass man hier gerade so einen Schluss wählt, obwohl der Handlungsstrang der Familie die Folge nicht dominiert hat. Da Casey sich normalerweise auch nicht unbedingt im Krankenhaus nach dem Gesundheitszustand der geretteten Personen erkundigt, gehe ich stark davon aus, dass sich die kommende Storyline um Casey anbahnt und ich bin gespannt in welche Richtung die führen wird.

Eine Szene die am Schluss zu einem schönen Gespräch zwischen Herrmann und Mouch geführt hat, war der Tod des Mannes im gelben Regenmantel. Unter den Menschen, die aus dem Keller des Hauses gerettet werden können, befindet sich eine Frau, die auf der Suche nach ihrem Ehemann ist und sich bei Mouch nach ihm erkundigt. Mouch weiß, der Beschreibung nach, dass er Mann tot ist, kann dies der Frau jedoch nicht sagen, da er nicht weiß wie. Später macht er sich deswegen Vorwürfe, was den tollen Freundschaftsmoment mit Herrmann nach sich zieht. Gerade in diesem Moment zeigt sich schön, was Casey kurz vorher zu Herrmann gesagt hat, nämlich dass er das Herz und die Seele der Feuerwache ist und er in gewisser Weise diese Familie zusammenhält. Toll von den Autoren, dass sie diese Aussage von Casey kurze Zeit später gleich mit einer Szene untermauert haben.

"I'm not rushing back. I'm just... wanna feel like myself again."

Die Hauptstoryline in dieser Episode dreht sich um Herrmann und seine Rückkehr auf die Feuerwache. Von mir aus hätte man hier durchaus noch mehr auf seine Gefühle und auch auf diejenigen von Cindy eingehen dürfen, mir hat es nämlich sehr gut gefallen, dass einmal thematisiert wird, wie schwierig es für eine Familie sein kann, einen Feuerwehrmann als Ehemann und Vater zu haben. Natürlich haben wir schon öfters mitgekriegt, wie schmerzhaft und dramatisch es für die Familie ist, wenn ein Angehöriger von ihnen im Einsatz gestorben ist, schließlich hat in gewisser Weise damit die Serie auch angefangen, nämlich mit dem Tod von Andy Darden. Doch die Angst, die Cindy in dieser Folge aussteht, die Angst um Herrmann, der vielleicht nicht mehr lebend aus seinem Einsatz zurückkehrt, Angst, die sicherlich durch die vergangenen Ereignisse noch verstärkt wird, haben wir in dieser Weise so noch nicht wirklich mitgekriegt und das darf meiner Meinung nach öfter thematisiert werden.

Doch auch die Gegenseite, nämlich die Gefühle von Herrmann werden unglaublich nachvollziehbar aufgezeigt, denn auch in ihm steckt nun die Angst seine Familie im Stich zu lassen und auch er hat Angst, dass er irgendwann nicht mehr nach Hause zurückkehrt und vielleicht wird ihm momentan erst so richtig bewusst, wie risikoreich sein Beruf eigentlich ist. Gefallen hat mir an der ganzen Sache aber vor allem eines, nämlich das sowohl Herrmann als auch Cindy versuchen mit der Situation klarzukommen und nicht ein einziges Mal das Thema des Aufhörens angeschnitten wird. Herrmann ist mit Herz und Seele Feuerwehrmann, neben seiner Familie, ist dies sein Leben und das weiß auch Cindy. Sie weiß, dass Herrmann ohne die Feuerwehr nicht der Mann wäre, den sie liebt und den sie geheiratet hat, also wird sie, wie auch er, einen Weg finden mit dieser Angst, die sie im Moment beschäftigt, umzugehen.

Schön und auch emotional waren die Interaktionen zwischen Casey und Herrmann. Während Casey im Einsatz als Vorgesetzter klarstellt, dass Herrmann seinen Kopf an Ort und Stelle haben muss, um die Menschen zu retten, die in Gefahr sind, ist er anschließend ein guter Freund, der mit seiner Tat klarstellt, wie sehr er Herrmanns Ängste versteht. Wahnsinnig schön war aber die Szene in der Casey Herrmann klarmacht, welche Rolle er in der Feuerwache spielt, und dass er zu ihm aufsieht. Hier spürt man richtiggehend den gegenseitigen Respekt und die tiefe Freundschaft, welche die zwei Männer miteinander verbindet. Und obwohl Herrmann ja inzwischen auch Lieutenant ist und aufgrund seines Alters wahrscheinlich eine größere Erfahrung als Casey aufweist, akzeptiert und respektiert er ihn als Vorgesetzten und holt sich bei ihm in dieser schwierigen Zeit Rat.

Cruz plagt verständlicherweise immer noch ein schlechtes Gewissen und er möchte Herrmann unbedingt über die Fortschritte in Sachen Freddie und dessen Strafe informieren. Dass Herrmann darüber gar nichts wissen will, versteht Cruz in diesem Moment nicht, etwas was ich absolut nachvollziehen kann. Natürlich verstehe ich aber auch Herrmann, der die ganze Sache so schnell wie möglich vergessen möchte und wieder in seinen normalen Alltag zurückkehren will. Irgendwann wird er merken, dass dies nicht möglich ist und er sich mit Freddie und der Tat auseinandersetzen muss, doch momentan braucht er noch Zeit und das muss auch Cruz akzeptieren. Und Cruz muss sich eingestehen, dass auch er durch Freddie verletzt wurde, weil dieser auch sein Vertrauen missbraucht hat. Cruz' Besuch bei Freddie im Gefängnis ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, denn so kann er Freddie seine Wut, aber auch seine verletzten Gefühle mitteilen.

"You check the label you'll always check the label." – "Relax, everything is fine."

Wenigstens wissen wir jetzt endlich was mit Chili los ist und natürlich ist der Tod ihrer Schwester ein Schock und für sie schwer zu verkraften. Ich kann mich jetzt nicht erinnern, dass Chilis Schwester bisher groß erwähnt wurde und weiß nicht, wie die Beziehung von Chili zu ihr war, aber egal wie nahe sie sich standen, jemanden mit dem man zusammen aufgewachsen ist, auf diese Art zu verlieren, da ist der Schmerz sicherlich groß und wird noch gepaart mit Schuldgefühlen. Also kein Wunder, dass Chili momentan nicht sie selbst ist und ein merkwürdiges Verhalten an den Tag legt. Nichts desto trotz, mag ich die ganze Storyline überhaupt nicht und Chili nervt mich inzwischen gewaltig.

Vielleicht habe ich von Dora Madison nach ihrem Auftritt in "Friday Night Lights" mehr erwartet, vielleicht liegt es daran, dass mir ihr Charakter in "Chicago Fire" nie so richtig sympathisch wurde oder vielleicht liegt es daran, dass mir ihre aufgesetzte Fröhlichkeit gepaart mit den plötzlichen Stimmungsschwankungen schon vor dieser Storyline bzw. bevor diese Gefühlsausbrüche stärker wurden, auf die Nerven gefallen sind. Ich kann ehrlich nur hoffen, dass nun, da Gabby über Chilis Schwester Bescheid weiß, sie sich helfen lässt und somit das ganze so schnell wie möglich beendet wird. Dass Chili irgendwann zu einem meiner Lieblingscharaktere heranwachsen wird, kann ich mir zwar kaum mehr vorstellen, aber ich hoffe, dass die Autoren es hinkriegen, dass ich bei ihren Szenen nicht sofort den Drang verspüre die Fernbedienung in die Hand zu nehmen und zur nächsten Szene vorzuspulen.

Was mich an Chili in dieser Folge aber am meisten irritiert und auch beängstigt hat, war ihre Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Fehler, der schließlich fast ein Menschenleben gekostet hätte. Gerade als der Fehler passiert, scheint Chili zwar geschockt und ist unfähig weiter zu handeln, doch später spricht sie mehrmals aus, dass das Ganze jetzt nicht so tragisch war, wie es beispielsweise Brett empfindet. Das finde ich nun doch ganz schön krass und deutet für mich daraufhin, dass der Tod von Chilis Schwester nicht das einzige Probleme ist, das Chili mit sich herum trägt. Auf alle Fälle ist es sicherlich richtig, dass Brett sich entschieden hat, Boden die Tat zu melden, denn egal was in Chili vorgeht und egal wie schmerzhaft das ist, als Sanitäterin muss sie hundertprozentig bei der Sache sein, sonst werden dadurch Menschenleben gefährdet, was sicherlich nicht zu verantworten ist.

"You want me to kick down a door, I kick down a door."

Auch Severide erhält eine neue Storyline und ich gehe stark davon aus, dass diese wieder einmal in einer Liebesbeziehung für ihn endet. Obwohl ich jetzt nicht unbedingt etwas gegen eine erneute Beziehung für Severide, die wahrscheinlich eh nicht lange halten wird, habe, frage ich mich doch, ob man für ihn nicht einmal einen Handlungsstrang schreiben könnte, der keine Frau, mit der er eine Beziehung eingeht, beinhaltet. Wie gesagt stören tut es mich nicht, wirklich interessieren aber auch nicht, da ich wie schon erwähnt, nicht davon ausgehe, dass die Beziehung etwas Längerfristiges wird. Im Gegensatz dazu scheint mir die restliche Storyline um Alex Ward spannend zu werden, vor allem in Hinsicht darauf, dass sich hier etwas abzuspielen scheint, bei dem auch die beiden anderen Serien aus dem Chicago-Universum einbezogen werden könnten.

Randnotizen und persönliche Eindrücke

  • Ich hoffe doch sehr, dass sich Mouch Herrmanns Rat zu Herzen nimmt und wir auf die Hochzeit mit Platt nicht zu lange warten müssen. Ich freue mich ja schon wahnsinnig darauf.
  • Otis' Veränderung, sprich seine Rasur war zwar witzig und hat die Folge aufgelockert, in gewisser Weise war es aber auch etwas traurig, wenn man bedenkt, dass Otis wirklich noch kaum mal eine Freundin gehabt hat und sich die Frauen immer wieder für den anderen entscheiden. Ob er nun ohne Schnauzer bessere Chancen hat, wird sich zeigen, ich muss mich auf alle Fälle zuerst an sein "neues" Aussehen gewöhnen.
  • Schön, dass jemand aus "Chciago Med" einen Gastauftritt hatte und die Integration dieser neuen Serie in die bestehenden hervorragend zu klappen scheint.

Fazit

Die Rückkehr von Herrmann und sein Gefühlszustand hat die Folge dominiert und dieser Handlungsstrang wurde bestens umgesetzt und konnte mit schönen und emotionalen Szenen punkten. Der "Einsatz der Woche" hätte meines Erachtens locker eine eigene Episode verdient, in der man sich noch intensiver mit den Folgen einer solchen Katastrophe hätte beschäftigen können. Interessant war der Tornadoeinsatz aber allemal. Negativ zu erwähnen ist eigentlich nur Chilis Verhalten, das mir inzwischen wirklich komplett auf die Nerven geht.

Maria Schoch - myFanbase

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