Bewertung

Review: #7.08 Virus

Nachdem sich die letzte Folge verständlicherweise sehr auf Castle und Beckett konzentriert hat und das Paar in seinen speziellen Flitterwochen gezeigt hat, setzen die Autoren in dieser Episode auf Esposito und setzen für einmal ihn in den Mittelpunkt, indem er in eine Geiselnahme involviert wird, bei der sich die Bombe des Geiselnehmers, welche dieser sich um den Oberkörper geschnallt hat, plötzlich als das kleinste Problem darstellt.

"This wasn't a mugging, this was delivered murder."

Der Fall in dieser Episode teilt sich in drei Abschnitte. Der erste ist der Mord an Paul Reed, der zweite die Geiselnahme in der U-Bahn und der dritte die versuchte Ausbreitung des Vogelgrippevirus. Auch wenn die drei Abschnitte natürlich alle zusammenhängen, wunderbar miteinander verwoben wurden und zum Schluss eine logische Erklärung für die Vorgänge erfolgt, war mir das Ganze doch etwas zu viel, vor allem weil dadurch andere, vor allem zwischenmenschliche, Aspekte völlig auf der Strecke geblieben sind.

Interessant an dem ersten Abschnitt des Falles war sicherlich die Verbindung eines Mannes, Paul Reed, der für die Regierung gearbeitet hat und des Hackers Jared Stone. Denn auch wenn es nicht ausdrücklich erwähnt wird, wird Paul Reed doch eigentlich von Anfang an als seriöser und zuverlässiger Mitarbeiter und Mensch gezeichnet, so dass eine Verbindung von ihm zu einem Hacker ein Rätsel aufwirft. Eigentlich ein Fall wie geschaffen für wilde Spekulationen von Castle, die leider aber gar nicht erfolgt sind, da dafür schlicht und einfach die Zeit fehlte, weil bereits der zweite Abschnitt des Falles eingeläutet wurde. Natürlich war es auch mal erfrischend, dass Castle eine Theorie aufstellte, die sowohl dem Zuschauer, wie auch Beckett und Ryan überraschend logisch erschienen ist.

"I'm just been informed, that Jared Stone, our person of interest in the Paul Reed Case, throw a gun on a subway and take hostages including Detective Esposito."

Der zweite Teil des Falles findet in einem U-Bahn Wagen statt, der durch Jared Stone entführt wird, beziehungsweise die Passagiere werden von ihm als Geisel gehalten. Unter ihnen ist auch Esposito, der Jared in die U-Bahn verfolgt, ihn angesprochen hat und so die Entführung eigentlich ausgelöst hat. Denn eigentlich hat Jared für seine Tat eine viel größere Menschenmenge vorgesehen gehabt, als die paar Passagiere, welche sich in diesem einen U-Bahn Wagen befinden.

Positiv zu erwähnen ist sicherlich, dass die Macher der Serie es endlich wieder mal geschafft haben, Beckett und Castle ein bisschen aus dem Fokus zu nehmen und jemand anderen der Hauptcharaktere mal ein bisschen mehr Screentime zu verschaffen, als nur ein/zwei Sätze zu dem Fall oder ein paar Aufträge, die sie für Beckett ausführen dürfen. Dementsprechend habe ich mich sehr gefreut, dass Esposito scheinbar einmal die Hauptrolle der Folge übernehmen durfte. Doch irgendwie kam Esposito nicht so in Fahrt, ja es hat sich fast angefühlt, als wäre Jon Huertas etwas eingerostet, was natürlich allzu verständlich ist, schließlich ist er es ja auch nicht mehr gewöhnt, dass er eine etwas anspruchsvollere Rolle spielen darf. So kam bei dieser Geiselnehmer Storyline einfach kein Tempo und keine Spannung auf und sie dümpelte nur so vor sich hin, was vielleicht auch daran lag, dass das Zwischenmenschliche, was sonst bei Entführungshandlungssträngen so wichtig ist, vollkommen auf der Strecke blieb.

Einerseits wäre dieses Zwischenmenschliche natürlich vor allem im Bezug auf Esposito und Lanie oder auf Esposito und Kevin schön gewesen, andererseits hätte es mir auch gefallen, wenn man es in der Situation der Geiseln und des Geiselnehmers ein bisschen thematisiert hätte. Doch eigentlich konnte zum Geiselnehmer keiner eine wirkliche Verbindung aufbauen, so dass dessen Charakter etwas an Tiefe erhalten hätte und die Passagiere, insbesondere die beiden Polizisten, auch etwas früher den schwächelnden Gesundheitszustandes des Entführers bemerkt und diesen nicht einfach auf ein verschlimmerndes Asthma geschoben hätten. Denn, dass Jared an immer schlimmer werdenden Grippesymptomen litt, war wirklich kaum zu übersehen. Einzig die kleinen Szenen zwischen Esposito und der Polizistin Marisa konnten mich überzeugen und mir hat es deswegen auch sehr gut gefallen, dass sich die beiden zum Schluss im Krankenhaus noch einmal wiedergesehen haben und sich dort noch einmal austauschen konnte, so wurde dieser Moment schön abgeschlossen.

"The man is sick and he's getting sicker with flu-like symptoms"

Der dritte Teil des Falles wäre sicherlich spannend gewesen und hätte locker eine ganze Episode füllen können, hätte man ihn etwas besser ausgearbeitet. Doch so ging er in der relativ kurzen Zeit fast völlig unter und wertete zusätzlich auch noch die Geiselnahme und somit Espositos Storyline ab. So hätte es mir deutlich besser gefallen, wenn man in der Geiselnahme wie im vorderen Abschnitt beschrieben, etwas mehr das Zwischenmenschliche thematisiert hätte und den Virus sozusagen als Cliffhanger für die nächste Episode genutzt und somit aus diesem ganzen Handlungsstrang eine Doppelfolge gemacht hätte. So aber wurde auch in diesem dritten Teil die Folgen der Entdeckung, dass sich vielleicht ein gefährlicher Virusstamm ausbreiten könnte, überhaupt nicht thematisiert und die Auflösung des ganzen Falles wurde uns richtig an den Kopf geschmettert, weil für dessen richtige Ermittlung, für die Zeichnung der Charaktere der Verantwortlichen dafür, kaum noch Zeit blieb. Sehr schade, um den eigentlich in allen Teilen spannenden Fall, der jedoch aus Zeitgründen kaum in die Tiefe gehen konnte und somit viel Potential verloren ging.

"Javi i was worried sick..."

Wenn Esposito in eine Geiselnahme involviert ist, sollte man doch meinen, dass man ein bisschen mehr von der Beziehung zwischen Esposito und Lanie mitbekommt, als ein ängstliches Gesicht von Lanie, als sie von der Nachricht erfährt und zum Schluss eine innige Umarmung der beiden. Ach ja fast vergessen habe ich das kurze Gespräch zwischen Ryan und Esposito in dem Lanies Namen gefallen ist und auch zwischen Esposito und der Polizistin Marisa wurde Lanie kurz erwähnt. Doch das reicht mir einfach nicht, vor allem dann nicht, wenn man einen Charakter der beiden ins Zentrum der Folge stellt. Espositos und Lanies Beziehung läuft ja schon eine Weile off screen ab, manchmal weiß man als Zuschauer kaum, ob die beiden jetzt noch zusammen sind oder nicht, was ich schon fast lächerlich finde. Es ist doch definitiv nicht zu viel verlangt, die Beziehung zwischen zwei Hauptcharakteren ab und zu mal zu thematisieren und ihnen ab und zu mal eine gemeinsame Szene zu widmen, die auch etwas aussagekräftig ist. Ansonsten soll man die Beziehung bitte beenden und dies dann auch so belassen, so fragt man sich als Zuschauer nicht andauernd, was eigentlich bei diesen beiden vorgeht.

Randnotizen

  • Das Gespräch zwischen Ryan und Esposito über ihr Privatleben im Auto hat mir sehr gut gefallen und mich an alte Zeiten erinnert, in denen man von der Freundschaft dieser beiden immer mal wieder etwas mitbekommen hat. Leider ist auch dies in den letzten beiden Staffeln zur Seltenheit geworden.
  • Castle und Beckett selber traten dieses Mal nur als Ermittler und nicht als privates Paar auf, was aber völlig in Ordnung war. Das Privatleben der beiden wurde in den letzten Episoden genügend in den Fokus gestellt, so dass dies hier, auch in Anbetracht der Storyline um Esposito, überhaupt nicht notwendig war.

Fazit

Eine Crime-Serie lebt in erster Linie natürlich von guten Fällen, doch auch die zwischenmenschlichen Beziehungen unter den Ermittlern und beispielsweise im Falle einer Geiselnahme unter den Geiseln oder mit dem Täter, sind nicht zu unterschätzen. Ein guter Fall wurde uns zwar vorgesetzt, auch wenn viel zu viel in diese eine Folge reingesteckt wurde, so dass für die zwischenmenschlichen Beziehungen kein Platz mehr war und diese vollkommen auf der Strecke geblieben sind. Vor allem im Fall von Esposito und Lanie ist das nicht nur schade, sondern auch völlig verschenktes Potential, denn so könnte man problemlos dem Hauptcast, abgesehen von Nathan Fillion und Stana Katic, doch auch mal eine etwas anspruchsvollere Aufgabe zuteilen.

Maria Schoch - myFanbase

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