Bewertung

Review: #6.20 Zeitreise in die Siebziger

Foto: Nathan Fillion & Stana Katic, Castle - Copyright: 2013 ABC Studios; ABC/Bob D'Amico
Nathan Fillion & Stana Katic, Castle
© 2013 ABC Studios; ABC/Bob D'Amico

Castle, Beckett und das Team ermitteln in einem Mord der Mafiabranche, welcher in den 70er Jahren passiert ist und versetzen kurzerhand das ganze Revier, um einen Zeugen nicht zu verschrecken, zurück in diese Zeit. Privat befinden sich Beckett und Castle weiterhin mitten in ihren Hochzeitsvorbereitungen, bei denen Martha, zum Leidwesen des Paares, unbedingt etwas beitragen möchte.

"We will solve the greatest mystery of the disco era, besides the popularity of disco itself."

Der Fall selber war eigentlich spannend und interessant. Vor allem die Auflösung hat dann doch einige überraschende Details zu Tage gefördert. Deswegen war es ein bisschen schade, dass der Fall durch den Handlungsstrang das Revier sowie dessen Angestellte zurück in die 70er zu versetzen, etwas in den Hintergrund geraten ist und man sich als Zuschauer vermehrt darauf konzentriert hat, wie sich die Charaktere verhalten und wie sie angezogen sind, als ob sie nun den Mörder schnappen oder nicht. Trotzdem sollte die eine oder andere Szene hier nicht unerwähnt bleiben.

So muss ich als erstes gestehen, dass mir Harold Leone von Anfang an sympathisch war und ich eigentlich gehofft hatte, dass er nicht mit dem Mord an Vincent Bianchi in Zusammenhang steht. Außerdem fand ich es ungemein lustig, wie die Ermittler versucht haben, die damaligen Mafiabosse und die Mitglieder der diversen Banden ausfindig zu machen und zu verhören. Die meisten sind ja bereits tot und die anderen wissen wohl nicht mehr was damals passiert ist. So hat man es geschafft, die Mafia und deren Taten damals nicht zu verharmlosen, hat es aber auch nicht so dargestellt, dass diese Mafia in der Gegenwart immer noch der furchterregende und übermächtige Gegner ist. Im Gegenteil, man hat es durch die kleinen Drohungen, die rein mit der Mimik ausgesprochen wurden und mit dem Motiv für den Mord sogar geschafft die Mafia ein bisschen aufs Korn zu nehmen. Das hat mir sehr gut gefallen, hat es den Fall doch leicht und witzig erscheinen lassen, was gut mit dieser "Zurück in die 70er Jahre"-Thematik harmonierte.

Was mir jedoch am ganzen Fall am besten gefallen hat, war die Beziehung welche Harold und Vincent verbunden hat. Abgesehen, dass in dieser Zeit Homosexualität noch lange nicht so akzeptiert war, wie sie heute ist, wäre es für einen Mafiaboss sicherlich eine Katastrophe gewesen, wäre das öffentlich geworden. So war auch klar, dass Vincent und Harold diese Beziehung versteckt geführt haben und sie auch in Zukunft nicht öffentlich machen wollten. Eine Ehe wäre also ein perfektes Aushängeschild gewesen, damit niemand irgendetwas vermutet. Dass sich Vincent in allerletzter Minute gegen diese Ehe und damit für Harold entschieden hat, finde ich wunderbar und es ist tragisch und traurig, dass Harold dies bis jetzt nie erfahren hat. Dass Motiv sowie die Mörderin fand ich etwas unspektakulär und ich hätte mir bei dieser Thematik andere Täter vorstellen können, die mir besser gefallen hätten. Schlimm war dies jedoch überhaupt nicht, da dieser Teil der Folge eigentlich völlig unwichtig war.

"Mr. Castle what possessed you to turn my precinct into a set of Kojak? Or should I address you as Captain Castle?"

Dass witzigste an der ganzen Folge war sicherlich Marthas Auftritt und die damit verbundene Verwandlung des ganzen Reviers, inklusive Angestellten in eine Polizeistation der 70er Jahre. Begonnen hat alles damit, dass der wichtige Zeuge Harold immer noch das Gefühle hat, in den 70er Jahren zu leben und er ihnen nicht helfen will, wenn er die Leiche von seinem früheren Freund Vincent Bianchi nicht zu Gesicht bekommt. Da es fatale psychische Folgen hätte, würde man Harold einfach so in die Gegenwart "zurückholen", muss sich Castle etwas einfallen lassen, dass Harold auch in der Gerichtsmedizin das Gefühl hat, in den 70er Jahren zu sein und vor allem muss Vincent so hergerichtet werden, dass Harold das Gefühl hat, er wäre erst gerade ermordet worden und nicht schon ein paar Jahrzehnte irgendwo verbuddelt gewesen sein. Ein witziges Element das ganze zu Beginn der Episode von dem Zeugen eingebracht wird, ist dass Castle kurzerhand zum Captain ernannt wird und sein und Becketts anfängliches verneinen dieser Position gar nichts bringen, weil es in den 70er natürlich noch undenkbar gewesen wäre, dass eine Frau eine solche Position innehat. Also wird Castle kurzerhand Chef des Präsidium und badet von da an richtiggehen in Stolz, wenn er so genannt wird oder als er das Schild mit der Aufschrift "Captain Castle" auf Gates Schreibtisch sieht.

Als dann Gates früher von einer Konferenz zurückkehrt, sieht alles aber etwas anders aus und Castle muss sich kleinlaut zurückziehen, vor allem da der Chefin natürlich sofort klar ist, wer für diese ganze Aktion verantwortlich ist. Bei Gates ist ja immer der Vorteil, dass sie zwar ausrastet und Castle beschimpft, sich aber immer schnell wieder beruhigt und durch seine Aktionen ja meist auch einen Mörder präsentiert bekommt. Am besten gefallen hat mir jedoch, dass Martha, die von ihrem Sohn kurzerhand für die Verwandlung des Reviers in die 70er Jahre engagiert wurde, sich so mit Eifer in das Projekt gestürzt hat, als wäre es ein Theaterstück oder gäbe eine Belohnung dafür. Sie engagierte Schauspieler, schrieb auf die schnelle kurze Drehbücher und platzierte Statisten in der passenden Kleidung an die passenden Orte. Und auch wenn Beckett der ganzen Sache kritisch gegenüber stand, schlüpfte sie schlussendlich doch in ihre Rolle und hielt sich sogar beim Verhör eines "Verdächtigen" an ihr Drehbuch. Hier drückt wiedermal durch, dass Beckett grundsätzlich für solche Späße und Aktionen zu haben ist, sonst würde sie sich ja ohne Probleme gegen Castle durchsetzen können. Da sie aber insgeheim weiß, dass dies ihnen helfen wird, den Mörder zu schnappen, spielt sie mit und wenn sie ehrlich ist, macht es ihr sogar Spaß.

Wenn man zu solchen Späßen überhaupt nicht zu überreden braucht sind Kevin und Esposito. Sofort suchen sie sich passende Vorbilder und verwandeln sich in Kopien von Starsky und Hutch. Der Brüller hier ist einerseits ihr Outfit, andererseits auch ihr Benehmen. So versucht Esposito kurzerhand übers Auto zu rutschen, so wie dies in der Serie ja auch so oft gezeigt wird und verletzt sich dabei natürlich gleich an der Hüfte. Die Szene mit dem Handy, welches plötzlich zu klingeln anfängt, hätte meiner Meinung nicht sein müssen, war aber wohl dazu da, Harold zu verwirren und die Sache noch etwas in die Länge zu ziehen. Ansonsten haben mir die zwei aber sehr gut gefallen, bekamen sie dadurch wenigstens wieder mal etwas Screentime auch wenn sie nicht wirklich in einen Handlungsstrang involviert sind. Genauso verhält es sich übrigens auch mit Martha, Lanie und Alexis in dieser Staffel. Sie bekommen zwar ab und zu einen Auftritt zugesprochen, aber werden viel zu wenig ins Geschehen involviert. Echt schade!

"I look ridiculous." – " Ridiculously hot."

Und wieder einmal müssen wir uns in den wenigen Szenen, welche Castle und Beckett alleine betreffen, mit den Hochzeitsvorbereitungen umherschlagen und ich frage mich wirklich langsam, ob die zwei noch ein anderes Thema als diese Hochzeit haben. Wenigstens war dieses Mal Martha in die Vorbereitungen verwickelt, was für den einen oder anderen Lacher gesorgt hat. Ansonsten hätte man diese wenigen Szenen auch gleich weglassen können, haben sie doch die Storyline – wenn es überhaupt noch eine gibt – zwischen Castle und Beckett keinen Schritt voran getrieben und waren in meinen Augen zäh und langweilig. Aber schön, dass sie für einmal was die Hochzeit anbetrifft der gleichen Meinung sind und nun versuchen Martha eine Aufgabe zuzuteilen, bei der sie die beiden nicht in finanzielle Unkosten treibt oder sie dazu zwingt mitten in einer unglaublich kitschigen Umgebung zu heiraten.

Randnotizen und persönliche Eindrücke

  • Lanie war in dieser Folge der Hit. Ihre Reaktion auf Harolds Sprüche sowie ihr Auftreten, welches Esposito gleich die Sprache verschlagen hat, waren zwei der besten Szenen der ganzen Episode. Notiz an die Autoren: Bitte mehr Lanie und bitte mehr Lanie und Esposito, den die zwei sind Unterhaltung pur.
  • Castles Begeisterung in der Anfangsszene, als er realisiert, wer der Tote ist, war auch nicht zu übertreffen. Solche Szenen sind wie geschaffen für Nathan Fillion.

Fazit

Drei Folgen vor dem Staffelfinale findet man es immer noch nicht für nötig das Tempo der sechsten Staffel etwas anzuziehen und setzt dem Zuschauer eine zwar lustige und unterhaltsame Folge vor, die jedoch immer noch keinen Handlungsstrang anreißt, der die Spannung für das Finale in irgendeiner Weise steigern könnte. So siedelt sich die Episode zwar im oberen Drittel der Punkteskala an, der Zeitpunkt zu dem sie gesendet wird, ist jedoch so schlecht, dass es dafür mindestens einen Punkt Abzug gibt.

Maria Schoch - myFanbase

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