Bewertung

Review: #6.11 In der Flammenhölle

Foto: Nathan Fillion & Stana Katic, Castle - Copyright: 2013 ABC Studios; ABC/Bob D'Amico
Nathan Fillion & Stana Katic, Castle
© 2013 ABC Studios; ABC/Bob D'Amico

Während der Geburtstermin von Kevins und Jennys Kind kurz bevor steht, muss sich das Team um einen Feuerleger kümmern, der alte Gebäude überall in der Stadt in Brand steckt und dabei auch menschliche Opfer in Kauf nimmt. Was Castle zunächst richtig enthusiastisch stimmt, da er noch nie in einem Mordfall, der mit einer Brandstiftung zusammenhängt, ermitteln konnte, nimmt bald eine schreckliche Wendung, als ein Teil des Teams in einem brennenden Gebäude gefangen ist.

"A crime scene at a fire. I've never done one of these before." – "After this you might not want to."

Nach der Episode #6.09 Zwillinge wird erneut die Präsenz von Castle und Beckett etwas zurückgenommen und der Fokus auf einen anderen Charakter gelegt. Dieses Mal ist es Kevin Ryan und obwohl er sich die Screentime, beziehungsweise das Drama um seine Person mit Esposito teilt, ist es klar Ryan, der in dieser Folge als werdender Vater, für die Emotionen sorgt. Trotz diesem Einbezug des Teams in den Fall sowie der hochemotionalen Note, welche die bevorstehende Geburt des Babys zusammen mit der großen Gefahr in welcher Kevin schwebt, der Episode verleiht, konnte mich vor allem der Fall überhaupt nicht mitreißen oder begeistern. Ehrlich gesagt muss ich ihn sogar als langweilig bezeichnen, ein Wort, dass ich bei der Serie "Castle" noch nicht häufig in den Mund genommen habe.

Ich kann nicht genau sagen was mir an dem Fall gefehlt hat, vielleicht war es das Mystische, das Spezielle, welches sonst so oft in den Fällen von "Castle" mitmischt und vor allem Richard oft in Begeisterung versetzt und seine Augen wie die eines kleinen Kindes leuchten lässt. Vielleicht war es aber auch der nicht vorhandene Überraschungsmoment, als der Täter endlich entlarvt wurde oder das Motiv, welches zwar sicher nicht alltäglich, verglichen mit anderen Folgen aber fast zu normal schien. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus diesen verschiedenen Elementen sowie der Masse an Verdächtigen, die für mich den Fall sehr langatmig gestalteten und ihm so jede Spannung genommen haben. Eine Weile lang habe ich mit dem Gedanken gespielt, dass die Brandermittlerin auch die Täterin ist und im Nachhinein muss ich gestehen, dass mir diese Lösung des Falles besser gefallen hätte, denn der eigentliche Täter ist mir während der ganzen Folge nicht aufgefallen und war mir, auch als Castle erwähnt, dass er ihn schon mal irgendwo gesehen hat, vollkommen unbekannt. Dies zeigt eigentlich schon, dass ich, trotz zweimaligem Schauen der Episode, irgendwie mit meinen Gedanken abgedriftet bin, was sicherlich nicht für die Qualität des Falles spricht.

"Javier? You're going to name a white, Irish Kid Javier?"

Leider wurde ausgerechnet in einer Episode, in welcher der Fall fast einschläfernd wirkte, endlich wieder einmal auf die Freundschaft von Esposito und Ryan eingegangen. Doch dadurch, dass man sich viel zu fest mit dem Fall beschäftigen musste und die Szenen zwischen den beiden Männern zu wenig tief ausgefallen sind, konnte auch dieser Handlungsstrang nur bedingt punkten. Zwar gab es ein paar schöne Wortwechsel zwischen Ryan und Esposito und die Geste, dass Ryan sein Kind, sollte es ein Junge werden, nach Esposito benennen möchte, ist rührend, doch kamen mir diese Szenen viel zu abgehackt und zu wenig ausgearbeitet vor. Dies lag sicherlich auch an der begrenzten Zeit, die für die Freundschaftsmomente eingerechnet wurde. Man hätte meiner Meinung nach besser auf den einen oder andern Verdächtigen verzichtet und dafür den beiden Männern etwas mehr Zeit verschafft, in denen die aufkommenden Emotionen beim Zuschauer nicht direkt wieder erstickt worden wären, weil die Kameraeinstellung nach ein paar Bemerkungen oder Gesten gleich wieder gewechselt wird.

Auch war mir der Ausgang ein bisschen zu vorhersehbar und zwar in mehrerer Hinsicht. Erstens war klar, dass die beiden überleben werden, da habe ich nichts anderes erwarte und hätte auch nichts anderes gewollt. Es ist immer wieder mal gut für eine Crime-Serie, wenn einer der Hauptakteure in den Fall verwickelt ist und so sogar etwas in Gefahr schwebt und auch wenn man eigentlich weiß, dass am Ende wieder alles gut ausgehen wird, kann man durch solche Handlungen Spannung erzeugen. In dieser Episode konnte diese Spannung leider überhaupt nicht erreicht werden, denn eigentlich konnte man nur warten bis die beiden endlich gerettet werden, es war ja nicht noch eine weitere Gefahr da, die noch eintreten konnte, wie beispielsweise das Auftauchen des Feuerlegers. Da sind mir Fälle wie derjenige in #6.09 Zwillinge oder #5.18 Fenton O’Conell viel lieber. Denn in diesen Episoden ist die Gefahr vielleicht nicht so stark spürbar, man weiß aber dass sie da ist und man hat keine Ahnung, ob sie nun eintritt oder noch ein bisschen im Hintergrund schlummert. Zweitens war vorhersehbar, dass Ryan gerettet wird und dann gleich das Baby zur Welt kommt oder kurz vorher zur Welt gekommen ist. Das war mir definitiv zu kitschig aufgebaut und so wäre es mir viel lieber gewesen, wenn Jenny das Baby etwas später im Krankenhaus im Beisein von Kevin zur Welt gebracht hätte und man bei ihm die Aufgeregtheit und die Freude, welche in der Vergangenheit so oft spürbar waren, hätte zeigen können. Auch dass das Kind kein Junge wird und somit nicht nach Javier Esposito benannt wird, war klar und auch dies ist eigentlich gut so, da es aber nun schon der dritte Punkt in der Folge ist, den man als Zuschauer vorhersehen konnte, hätte ein Junge wenigstens für etwas Überraschung gesorgt.

I'm not leaving Jenny. I'm not leaving my baby without a dad."

Witzigerweise fand ich abgesehen von der Geburt des Kindes, den Handlungsstrang von Jenny und Kevin mit Abstand der beste der ganzen Episode. So wurde schon zu Anfang mit den Testanrufen von Jenny ein witziges Element aufgegriffen, welches vielen Eltern sicherlich bekannt vorkommt. Und auch Kevins Verhalten nach dem ersten Anruf zeigt sehr klischeehaft die Gedanken des Mannes auf, der nicht verstehen kann, wieso die Frau andauernd diese Testanrufe durchführen muss. Auch dass sich schließlich Jennys, beziehungsweise die Befürchtungen der Frau bewahrheiten und der Mann, in diesem Falle Kevin, im Ernstfall natürlich nicht zu erreichen ist, war eine witzige Anspielung, bevor das ganze dann in die Ernsthaftigkeit abdriftet. Doch auch dort konnten diese Handlung überzeugen und zwar mit einem unglaublich emotionalen Telefongespräch, indem Kevin in seiner Situation um Fassung ringt, doch trotzdem versucht für seine in den Wehen liegende Frau da zu sein. Und auch Jenny, die darauf beharrt in der Nähe ihres Mannes zu sein und bis zum Schluss die Hoffnung nicht aufgibt, fand ich in ihrem Zustand sehr überzeugend dargestellt. Einziger Schwachpunkt war Kevin, der als er aus dem brennenden Haus gerettet wird, erst Castle und Beckett umarmt und erst dann nach seiner Frau fragt und zu ihr rennt. Ich kann mir vorstellen, dass ein werdender Vater und liebender Ehemann, der gedacht hätte er sehe seine Frau nie wieder und lerne sein Kind nie kenne, direkt nach diesen fragen und nicht zuerst seine Freunde, egal wie nahe sie ihm stehen, umarmen würde. Aber dies ist nur ein kleiner Schönheitsfehler, der sonst wirklich überzeugenden Storyline rund um Jenny, Ryan und die neugeborene Sarah Grace.

Randnotizen

  • Es wäre zu Wünschen gewesen, wenn man wenigstens ein ganz kleines bisschen von Esposito und Lanie gesehen hätte, beziehungsweise wenn man auch Lanies Sorge um Esposito, mit dem sie erstens eine vergangene Beziehung und zweitens eine gegenwärtige Affäre verbindet, mal etwas gezeigt hätte. Die einzige Szene zwischen den beiden am Schluss ist zwar süß, hat mir aber keinen falls ausgereicht, vor allem da ja Lanie auch am Tatort anwesend war.
  • Beckett und Castle als Paar wurden in dieser Episode kaum thematisiert, was aber auch nicht gestört hat. Ich kann mich hier eigentlich nur aus den vergangenen Reviews wiederholen, es ist gut, dass man die beiden zusammengeführt hat, man spürt wie viel sie einander bedeuten und die Zwei sind sicherlich auf dem richtigen Weg in eine gemeinsame Zukunft. Das muss ja nicht in jeder Folge aufs Neue gezeigt werden.

Fazit

Leider muss "Castle" nach ein paar wirklich guten Folgen in der sechsten Staffel mit dieser Episode wieder einen Rückschritt in Sachen Qualität verzeichnen. Der Fall war zu langezogen, zu "normal" und damit schlichtweg zu langweilig. Der Beziehung zwischen Kevin und Esposito, welche sonst so gut funktioniert, wurde zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt , die Szenen wurden zu wenig gut ausgearbeitet und zu viele Dinge waren voraussehbar. Einzig die Interaktionen zwischen Kevin und seiner Frau Jenny konnten überzeugen, im witzigen sowie auch im dramatischen Part der Episode. Eigentlich schade, dass man für ein so schönes Ereignis wie die Geburt von Sarah Grace, sich zuerst eine Folge anschauen muss, die definitiv zu den Schlechteren von "Castle" gehört.

Maria Schoch - myFanbase

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