Bewertung

Review: #5.07 Abgesang

Beckett und ihr Team ermitteln im Fall eines toten Musikers. Was ein ganz normaler Fall werden sollte, avanciert schnellt zu einer wahren Geduldsprobe für die Ermittler, denn auf Schritt und Tritt werden sie von einem Kamerateam verfolgt, das eine Dokument über die Band drehte und sich nun weigert, die Kamera auszumachen.

"As you know, it's important that this project reflects well on the precinct. As I'm sure it will."

Die Optik der Episode ist dabei etwas ungewöhnlich, da man den Fall fast nur aus der Sicht der fremden Kameras beobachtet und sich so merklich der Fokus verschiebt. Es wirkt alles ein wenig durcheinander, als hätte der Mann hinter der Kamera nicht wirklich eine Idee, wie er die wuselige Arbeit in der Polizeiwache richtig einfangen sollte. Auf der einen Seite ist gerade dies reizvoll, denn so gibt es mal einen anderen Blickwinkel auf die Ermittlungen. Zum anderen wirkt die unruhige Kameraarbeit jedoch etwa uninspiriert.

Am meisten stört jedoch, dass fast alle Charaktere sich gänzlich anders verhalten als ohne die Dokumentarfilmer. Esposito versucht immer wieder, sich in den Vordergrund zu drängen und im Licht der Kameras gut auszusehen. Das ist zunächst ja ganz witzig, doch spätestens als er beginnt, mit seinem muskelbepackten Körper zu prahlen, dümmliche Sprüche klopft und bei der Befragung einen Zeugen fast schon einschüchtert, um an Informationen zu kommen, wir es zu viel. Glücklicherweise gibt es Ryan, der einen guten Ruhepol im Team darstellt. Er verstellt sich nicht wirklich, sondern zeigt, was ihn ausmacht. Er ist vielleicht nicht derjenige, der einen Verdächtigen mit einem Schlag gegen die Brust zu Boden bringt, aber er macht wichtige Arbeit im Hintergrund, so dass andere glänzen können.

Ich finde überhaupt, dass Ryans mühselige Arbeit in den Fällen viel zu selten gewürdigt wird. Natürlich sind es am Ende meist Castle und Beckett, die den Fall knacken, aber bis sie dorthin kommen, gibt es eine Menge Dinge zu erledigen, Menschen zu befragen, Datenbanken zu durchforsten und Recherchearbeit zu leisten. Dies sollte durchaus einmal erwähnt werden.

"Uh, we are a close-knit family. Would you call that behavior appropriate for a police precinct?"

Beckett sind die Kameras, die ihr auf Schritt und Tritt folgen, natürlich alles andere als Recht, aber sie hat keine andere Wahl, als sich damit zu arrangieren. Leider passiert genau das, was man sich im Vorfeld schon gedacht hat – die Kameras nehmen Beckett und Castle in einem intimen Moment auf, der beiden schließlich den Job kosten würde. Gates weiß ja noch immer nichts von der Beziehung der beiden und nun droht durch eine kleine Achtsamkeit, ihre kleiner Schwindel aufzufliegen. Ich frage mich ehrlich, ob es überhaupt so schlimm ist, wie Beckett es sich immer ausmalt. Wie Castle schon mehrfach festgestellt hat, gilt die "Keine Beziehung unter Kollegen"-Regel eigentlich nur für Angestellte der Polizei und Castle ist nun einmal eher ein Berater als ein Cop.

Ich frage mich auch immer wieder, ob diese Regel im realen Leben wirklich existiert. Ist es Cops nicht erlaubt, eine Beziehung zuführen und zusammen zu arbeiten. Ärzten in Krankenhäusern ist es schließlich auch erlaubt, mit ihresgleichen zusammen zu sein, ohne dass sie fürchten müssen, den Arbeitsplatz zu verlieren. Was also unterscheidet Cops von Ärzten oder Anwälten? Und jetzt bitte nicht die emotionale Verbundenheit vorschieben.

Gut. Das ganze hat natürlich in der Serie den Sinn, Drama zu kreieren. Dass es am Ende aber egal ist und ein Ermittlerpaar auch an einem Fall zusammenarbeiten kann, beweist ein ums andere Mal die Crime-Comedyserie "Psych", in der es eine ähnliche Konstellation wie bei "Castle" gibt. Auch hier ist ein weiblicher Cop mit ihrem Partner liiert, der lediglich als Berater für die Polizei tätig ist. Irgendwann wird es also gehen wie bei "Psych". Die Beziehung kommt ans Tageslicht und niemanden interessiert es.

Bis dahin versuchen Beckett und Castle jedoch alles, um weiter außer der Schusslinie zu sein und dank eines wirklich netten Produzenten, der auf eine delikate Szene verzichtet, um das Paar nicht auffliegen zu lassen, funktioniert dies auch. Welch heile Welt, in der die ansonsten so skandalliebenden Presse einmal zurücksteckt und auf den großen Coup verzichtet.

Fazit

Ein unauffälliger Fall über einen jungen Musiker, der auszog, um sich von einer Sekte zu lösen, der durchaus interessant in Szene gesetzt wird und die Charaktere von einer anderen, nicht immer sehr vorteilhaften Seite zeigt. Sicherlich gab es in dieser Staffel schon weitaus bessere Episoden als diese hier, aber dank der ein oder anderen richtig guten Idee und einem glänzend aufgelegten Jon Huertas, der irgendwann sogar zu singen anfängt, durchaus sehenswert.

Melanie Wolff - myFanbase

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