Bewertung

Review: #6.09 Rachesex

Foto: Rob Lowe, Californication - Copyright: Paramount Pictures
Rob Lowe, Californication
© Paramount Pictures

Wenn etwas bei einer Staffel von "Californication" nicht fehlen darf, dann ist das eine Party, die zahlreiche Charaktere auf engsten Raum versammelt und so für Dynamik in den Charakterkonstellationen sorgt. Und man hat natürlich auch alle Charaktere (bis auf Becca) zusammen bekommen.

We should have a party

Atticus schlägt mal eben eine Party vor, weil er nach Stress mit seiner Frau einfach auch nicht weiß, was er sonst tun sollte und, ach ja, Hanks neue Version gelungen ist und das Projekt Rock Opera/Musical starten kann. Man weiß als treuer Zuschauer natürlich, dass man von dieser Episode einiges erwarten darf, weil zahlreiche Charaktere an einem Ort versammelt sind und dabei viele Wahrheiten ans Licht kommen und spontane Übersprunghandlungen unter Drogeneinfluss durchaus wahrscheinlich sind. Doch zunächst gibt es noch eine ganz andere Überraschung.

Continue Tradition

Eddie Nero ist wieder da, denn er soll mal wieder Hank spielen. Dieses Mal eben in der Musical-Version von Hanks ersten Buch. Seine Rückkehr war mir vorher nicht bekannt und so war ich wirklich überrascht, ihn plötzlich zu sehen. Der Auftritt war wirklich hervorragend, weil so viel Leichtigkeit darin lag und man erst mal bis auf ein paar Sprüche nicht viel vermutete. Ich muss ehrlich gesagt auch zugeben, dass ich nicht weiter darüber nachgedacht habe, weil er mich in der fünften Staffel nicht überzeugen konnte und immer eher ein Störfaktor war als ein Glanzpunkt. In dieser Episode ist das aber anders, denn auf der Party erhält er noch eine ganz entscheidende Rolle, die rückblickend die kleine, spaßige Rauferei mit Hank zu Beginn in ein ganz anderes Licht rückt.

You gonna get hurt

Hank und Faith haben sich nun doch gefunden und offenbar ist es auch mehr als nur ein nettes Spielchen. Bei Hank kann man ja mit seinem Charme nie ganz durchschauen, inwieweit er da wirklich tiefer gehende Gefühle hat, zumal er sich in der Regel kaum eine Gelegenheit für ein sexuelles Intermezzo nehmen lässt, wenn es keine direkten Probleme zur Folge haben könnte. Faith zeigt hier aber sehr deutlich, dass sie Hank vielleicht etwas zu sehr mag. Dass sie in diese emotionale Abhängigkeit kommt, ist natürlich sehr gefährlich. Und die erste Warnung kommt von derjenigen, die es quasi am besten weiß. Karen hält den Finger in die Wunde, die bei ihr auch immer noch klafft. Außerdem beendet sie damit die Dialoge auf der Party, denn ab jetzt kommt der körperliche Schlagabtausch. Die Szenerie ist komplett aufgebaut für ein kleines Feuerwerk.

He does not have decision making authority

Charlie und Stu sind natürlich auch da und versuchen irgendwie die Gunst bei Marcy zu erhalten und bieten ihr ein Treffen mit Atticus an, damit Marcy ihre Rockstarliste um einen erweitern und ihre Jugendschwärmereien ausleben kann. Das erste Pairing ist also Marcy und Atticus, was eine richtige Lawine loslöst. Frei nach dem Motto "wie du mir, so ich dir“, wird quasi Rache genommen. Nathalie ist sauer auf Atticus und will sich mit Hank vergnügen. Dieser versucht seinen Geist über den Körper siegen zu lassen, muss aber von Faith gerettet werden, was wiederum Karen verärgert, die sich daraufhin Eddie schnappt. Man wundert sich eh nicht mehr, wie die Charaktere sich so benehmen. Diese Party ist nur mal wieder die konsequente Fortführung des Altbekannten. Allerdings hat es dieses Mal endlich auch eine ganz spezielle Wirkung auf Hank.

Play cool! That's the move.

Auch wenn es zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz nachvollziehbar war, warum Karen so reagiert, weil die Fronten ja in gewisser Hinsicht geklärt waren, fand ich die Reaktion von ihr mal gut, weil es bei Hank eben wirkte. Eigentlich dürfte ihn es nämlich genau so wenig interessieren, was Karen macht, wie sie immer Hanks Eskapaden schlucken muss, weil sie ja eigentlich nicht zusammen sind. Trotzdem gefällt es Hank natürlich überhaupt nicht, dass Karen sich so gehen lässt und nur seinetwegen mit einem Kerl in die Kiste springt. Ich denke, dass da auch sehr viel Ärger über sich selbst dabei ist, weil man feststellt, was man für Gefühle bei dem Gegenüber verursacht, selbst wenn man nichts Verbotenes oder Verwerfliches macht. Hank kann das natürlich nicht einfach hinnehmen, sondern zimmert Eddie nieder. Irgendwie muss sich der Frust entladen. Eddie kümmert sich herrlicherweise nur um sein Gesicht, das hoffentlich versichert ist. Dieser Höhepunkt der Episode hatte es also in sich, wird aber emotional und inhaltlich noch vom Abschluss der Episode getoppt.

Because there is always this voice in the back of my head, that says maybe this time it will be different.

Die eher lächerlich verzweifelte Selbstmorddrohung durch Atticus war mir relativ egal. Es passt zum überdrehten Charakter und Nathalie verpasst ihm eine verdiente Abreibung. Ohne diese Szene hätte die Episode für mich auch funktioniert, aber man musste den Part, der letztlich alles ins Rollen gebracht hat, natürlich noch abschließen. Viel wichtiger war aber die Aussprache zwischen Karen und Hank.

Diese hat mir vor allem deshalb gefallen, weil Karen so wunderbare Worte gefunden hat, die mir selbst auch aus der Seele gesprochen haben. Es ist einfach immer dieser Funken Hoffnung da, dass Hank mal keinen Mist baut und zeigt, dass Karen diejenige welche ist. Dass Karen sich dann für ihren Fauxpas entschuldigt, finde ich fast schade. Natürlich ist es nicht nett, nur um Hank zu verletzen, solch eine Aktion durchzuziehen, aber Hank muss eben auch mal am eigenen Leib spüren, was er immer anrichtet (auch wenn er es nicht bewusst beabsichtigt). Hanks Reaktion zeigt jedenfalls, dass ihm Karen eben nicht egal ist (wie so oft schon), was dann eigentlich ein Stück weit im Widerspruch zu seiner Aussage steht, dass er nicht immer auf etwas warten wolle, weil es mit ihnen doch nicht klappt. Entweder man will oder nicht. Ich finde, dass Hank sich seit Staffel 2 immer zu wenig bemüht. Ich bin gespannt, ob der Ausbruch nun langfristig irgendetwas gebracht hat, denn dass Faith über diese Staffel hinaus mit Hank zusammen bleibt, wäre ungewöhnlich. Und wenn Hank Karen verstanden hat, könnte er ja in Staffel 7 dann auch mal wieder aktiv investieren.

Fazit

Wie eigentlich in jeder Staffel kann die Party-Episode, also die Versammlung aller Charaktere, überzeugen, viel Dynamik mit sich bringen und auch sonst schwungvoll, kurzweilig und witzig sowie emotional zeigen, warum "Californication" für mich zu einer immer wieder enorm gern gesehenen Serie gehört.

Emil Groth - myFanbase

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