Bewertung

Review: #4.07 Sexuelle Befangenheit

Der zweite Teil der Staffel ist erreicht und die Episode konzentriert sich in erster Linie auf die Beziehungen, alte wie neue, und untermalt diese mit derben Dialogen und teilweise absurden Slapstickeinlagen.

Projektidee

Stu Beggs und Marcy Runkle sind dieses Mal wieder in gemeinsamer Aktion und absurderweise ist auch Charlie Runkle ein Teil der Storyline, die jetzt endlich eine interessante Richtung einschlägt. Stu will mit Marcy eine Idee für eine Show verkaufen, in der Marcy quasi im Mittelpunkt steht. Der Besuch bei Showtime war dabei in mehrerer Hinsicht überaus gelungen. Nicht nur, dass man wunderbar ein bisschen Werbung für die anderen Aushängeschilder des Heimsenders machen konnte und sich implizit über andere Sender stellt. Auch die Sitzung mit dem übernervösen Stu, einer konzeptlosen Marcy und dem Fachmann Charlie wusste sehr zu unterhalten. Charlie hat die Situation gerettet und aus einem überaus peinlichen einer sehr erfolgreichen Moment gezaubert, der noch viel mehr offenbarte. Sowohl Marcy als auch Charlie haben sich gegenseitig mal von einer ungewohnten Seite kennen gelernt und quasi schon längst vergessene Seiten am jeweils anderen wiederentdeckt. Man merkte richtig, wie es in den beiden gearbeitet hat und verloren geglaubte Gefühle ihren Weg nach draußen suchten. Natürlich gestehen sich das beide noch nicht richtig ein.

Während Marcy mit Stu von dannen zieht, lässt auch Charlie raushängen, dass er ein Blind Date mit einer nach Sex strebenden Frau hat. Sie haben also weiterhin diese freundschaftliche Haltung, dass sie nur das Glück des Gegenüber wollen und nicht in Betracht ziehen, dass dies gemeinsam am größten sein könnte. Der Eindruck verstärkt sich aber langsam wieder, dass die Autoren einen Weg zurück zu den Runkles suchen oder zumindest die Frage für die Charaktere aufkommen lassen wollen. Bei Showtime war die Chemie der beiden jedenfalls zu sehen und die Momente bei der kurzen Feier in der Bar machen den Runkle-Fans gewiss Hoffnung. Was hat Marcy da eigentlich getrunken? Ihre Schwangerschaft bleibt weiterhin geheim, aber auch das lässt sich gewiss nicht mehr lange so durchhalten.

Vertretung

Hank Moody und Abby Rhodes leiteten nach dem Ende der letzten Episode berechtigterweise in diese Episode ein und ich war doch überrascht, wie gut das für mich funktionierte. Der teils derbe Dialog hatte Charme, Witz, Tempo und die Dynamik zwischen den beiden war wirklich toll. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich derart schnell an den Anblick gewöhnen könnte, aber Hank und Abby gefallen mir richtig gut zusammen. Das liegt vor allem an Carla Gogino, die diese strenge, selbstbewusste aber inzwischen auch verliebte Anwältin mit viel Überzeugung zu spielen weiß. Sie kann Hank ein Stück weit rumkommandieren. Das tut wohl allen Beteiligten gut.

Das Hilfegesuch bei ihrem Chef war dann allerdings sehr grotesk. Die Golfpartie war an Absurdität kaum zu überbieten. Hank hat sich absolut daneben benommen und war von Anfang bis Ende einfach nur unmöglich. Sein infantiles Verhalten hatte natürlich einen hohen Unterhaltungsfaktor, aber mir war das dann doch etwas zu slapstickartig, wie die beiden Männer durch den Sand gekrochen sind. Immerhin hat Hank damit nicht alles bekommen, was er wollte. Abby lässt sich zwar umstimmen und wird ihn wieder verteidigen. Auf Abby selbst muss er aber verzichten. Dass sie ihn dabei unbefriedigt zurück lässt, war auch mal ein richtiges Zeichen für Hank. Abby ist in meinen Augen ein wirklich toller Charakter, der dieser Staffel wirklich seinen Stempel aufdrückt.

Familienansprüche

Regelrecht dreist verhält sich Hank allerdings in der zweiten Storyline, die seine Person betrifft. Gerade erst hat er mit Abby geschlafen, da taucht er bei Karen auf, trifft dabei auf Ben und macht sofort seine Besitzansprüche geltend. Was für ein Frauenbild hat Hank eigentlich? Er darf durch die Gegend vögeln, aber seine Ex, die sich völlig zurecht von ihm getrennt hat, darf sich nicht neu orientieren. Hank kapiert es einfach nicht und will überall sein Revier markieren. Da sollte er sich mal lieber ein Beispiel an Charlie nehmen. Eigentlich hat Hank Glück, dass er mit Ben auf einen sehr verständnisvollen und zurückhaltenden Menschen gestoßen ist. Zwischenzeitlich hatte ich stark das Gefühl, dass Ben erklärt, dass er homosexuell ist, aber beim Auftritt von den Queens of Dogtown (im übrigen ein toller Song, der sich zum Glück auf dem Soundtrack befindet), sah das doch ganz anders aus. Allerdings muss man sich hier fragen, warum Karen das so einfach zulässt, hat sie sich doch inzwischen überzeugt gegen Hank entschieden und sieht ihn nur noch als Vater ihrer Tochter. Aber von zwei solch attraktiven Männern lässt man sich natürlich auch gerne umgarnen. Ich hoffe aber, dass die Autoren hier nicht zu früh Richtungen einschlagen, die zur Zeit gar nicht in Frage kommen können.

Fazit

Die Handlungsstränge sind im Vergleich zu anderen Folgen der Staffel sehr ruhig verlaufen, ohne großes Desaster, wildes Chaos, Leichen oder fatale Dummheiten. Entsprechend wurde mit frechen Dialogen auf den Beziehungsebenen gearbeitet und eher auf große Lacher verzichtet. Das funktionierte vor allem dank der guten Chemie zwischen Abby und Hank sowie der gelungenen Storyline um Charlie, Marcy und Stu ziemlich gut. Sieben Punkte, weil die Nummer auf dem Golfplatz nicht vollends meinen Geschmack getroffen hat und Becca erneut deutlich zu wenig Präsenz hatte.

Emil Groth - myFanbase

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