Bewertung

Review: #4.10 Kalte Füsse

Nach drei qualitativ sehr hochwertigen Folgen kehrt bei den Brüdern und Schwestern ein wenig Langeweile ein. Nicht, dass es an Ereignissen fehlt, doch an dieser Folge stört mich so einiges. Nicht nur ist alles recht vorhersehbar, auch die Würze vor allem der letzten Folge fehlt. Und auch die versöhnlichen Momente können nicht so recht überzeugen.

Nearlyweds

Ach ja, was soll ich dazu noch sagen? Kaum vergeht eine Folge, in der mich diese Beziehung nicht nervt. Ich wünschte, Rebecca wäre Wiliams Tochter. Dann wäre uns das Paar Justin/Rebecca erspart geblieben und Ryan auch. Nun müssen wir uns wohl oder übel mit den Konsequenzen der katastrophalen Entscheidung der Autoren herumschlagen. Das ständige Hin und her um die Hochzeit ist das aberwitzigste, das ich je gesehen habe. Kaum kommt es zu einem Konflikt, rastet einer der beiden aus und stellt alles in Frage. Wir erinnern uns: Vor einem halben Jahr machte Justin völlig überstürzt den Antrag. Und jetzt ist er es, der eigentlich gar nicht mehr so richtig möchte. Hätte man das ganze etwas besser herausgearbeitet, dann wäre das sicher ein guter Ansatz, doch schon die Art und Weise, wie der Staffelauftakt das Thema aufgriff, machte alles kaputt.

Rebecca ist übrigens so eine Sache. Sie war einst ein Lichtblick in den Episoden, jemand der nicht so walker-esk war und langsam begann, dazu zu gehören. Inzwischen hat sie kaum noch Szenen mit den Walkers. Und auch an ihrer so ehrlichen Art hat sich einiges geändert. Ihre Schwangerschaft verheimlicht sie vor allen und macht nun Justin Vorwürfe, als der ihr etwas verheimlicht. Dass Justin im Moment mit seinen Problemen nur nervt, kommt da noch dazu. Man könnte also sagen, dass der Nerv-Faktor des Paares hier auf einem Höhepunkt angelangt ist – und das mit extrem viel Screentime, sodass es die gesamte Folge derart belastet, dass ich in diesem Moment meine Punktevergabe nach unten korrigiere.

Dazu kommt die extrem lahme Art, wie man sich aus der Hawaii-Hochzeit herauswindet. Wenn man sowieso keine geplant hatte, dann hätte man sich diese gesamte Idee sparen können. Und dass es in dieser Episode nicht zur Hochzeit kommt (ich geben zu: aus anderen Gründen als erwartet) war bei diesem Titel auch glasklar. Ähnlich unkreativ war man übrigens auch bei dem Grund für Justins Verspätung. Ein Unfall? Kein Handy? Als ob sein Handy das einzige in 50km Umgebung gewesen wäre. Und so wichtig sollte ihm Rebecca schon sein.

Cancer

Mein Gott! Wie dramatisch war das denn!!! Ist Kitty so eben zusammengebrochen? Ob sie es überleben wird? Aber na sicher doch! Und genau das störte mich. Es war sofort klar, dass Kitty nicht sterben wird und somit war für mich der Schock extrem gering. Da mir bei dieser Erkrankung klar war, dass es nicht darum geht, ob Kitty es überlebt, sondern wie alle Beteiligten damit umgehen, konnte ich bisher an den Storys nichts aussetzen. Doch an diesem Punkt ist es wirklich over the top! Midseasonfinale hin oder her, das musste nun wirklich nicht sein!

Zur Story an sich finde ich in dieser Woche auch nicht besonders gute Worte: Dass die Chemotherapie nicht anschlägt ist schlimm und auch nicht mein Kritikpunkt. Aber warum sagt Kitty es keinem, sondern lügt Robert direkt ins Gesicht? Über den Punkt des "Ich möchte kein Mitleid" müssten wir doch wohl schon länger hinaus sein. Zumindest ihrem Mann hätte sie es doch sagen können, wenn sie schon keine Kraft hat, es der gesamten Familie zu eröffnen. Man hätte diese Story auch anders zuspitzen können, ohne viel zu viel des Guten. Schade, denn mit Kittys Geheimnis und der nicht ansprechenden Chemotherapie hätte es einiges Potenzial für die nächsten Folgen gegeben.

Tommy, oh Tommy!

Ja und auch die von außen eingeschleppten Dramen bringen nicht unbedingt Gutes mit sich. Der Besuch der "verschollenen Walkers" ist ein komplettes Déja-Vu an alle in letzter Zeit ausgetragenen Konflikte zwischen Tommy und Julia. Es geht ständig nur um Elizabeth, anstatt dass man sich um andere Dinge kümmert. Schockiert hat mich nichts. Und bewegt leider auch nicht. Einzig, dass es Scotty und Kevin waren, die Tommy (mal wieder) den Allerwertesten gerettet haben, gefiel mir.

Überhaupt trugen die beiden die einzig positiven Gefühle in diese Folge hinein. Und eigentlich auch den interessantesten Konflikt. Denn Kevin ist wieder einmal von seinem großen Bruder enttäuscht, der kein bisschen Integrität oder Fingerspitzengefühl besitzt und wie immer alles herunterspielt. Da überrascht es mich, dass Kevin ihm immer wieder hilft, obwohl Tommy keinerlei Anstalten macht, auf seinen Bruder zuzugehen. Das war schon die gesamte dritte Staffel so und wird sich kaum ändern. Und wieder ein atheistisches Stoßgebet gen Himmel: Bitte lasst Balthazar Getty nicht zurückkommen!

Ein Satz sei mir noch gewährt: Ich finde es irgendwie sogar recht spaßig, dass Tommy jetzt weg ist und die Autoren ihn praktisch als das schwarze Schaf der Familie ausschlachten können. Denn ein Charakter, der konstant nur negativ auffällt und durch seltenes Auftauchen auch nicht übermäßig belastet, könnte auch als eine Art Herausforderung für die anderen Castmitglieder sein, ein Antagonist sozusagen. WENN die Storys stimmen natürlich vorausgesetzt. Und das war in dieser Episode leider nicht der Fall.

Gone Without the Money

Auch hier konnte irgendwie nichts so wirklich überzeugen. Simon war ein durchaus sympathischer Charakter, der gern ein wenig länger hätte bleiben können. Nicht unbedingt als Noras große Liebe, aber als eine Art Charakterentwicklung für Nora weg vom übermäßigen Interesse an den Problemen ihrer Kinder, hin zu mehr Eigenständigkeit. Und da wäre eine frische Romanze doch gar keine schlechte Idee, zumal die letzte Folge zeigte, wie es sein könnte. Mit völlig verdutzten Walker-Kindern, die ihre Mutter kaum noch wieder erkennen.

Irgendwann Anfang der zweiten Staffel gab man es auf, Nora weitere Entwicklung zu gewähren. Sie war über ihren untreuen Mann hinweg und hatte die ein oder andere kleine Romanze. Dass da der Richtige noch nicht dabei sein konnte, mag man nachvollziehen können. Doch nach Isaac, Dave, Roger, Mark (ihr Poetry Teacher) und Stan (der kiffende Ex-Hippie), gehen den Autoren nicht nur bald die männlichen Vornamen aus, sondern auch mir die Nerven. Keiner der genannten überlebte fünf Episoden, keiner hatte einen bleibenden Einfluss auf Nora. Stattdessen lässt man sie nahezu wöchentlich in Tränen ausbrechen. Schade, wirklich.

Fazit

Eine mehr als unterdurchschnittliche Folge, besonders im Vergleich zur extrem guten Vorlage der Vorwoche. Auch wenn es ein Midseasonfinale war, sollte man doch nicht auf Krampf alles umwerfen (kleine Anspielung auf Kitty). Irgendwie ist kaum etwas voran gekommen: Nora scheint wieder ohne Mann an ihrer Seite, Rebecca und Justin sind immer noch nicht verheiratet, Tommy und Julia sind wieder weg und Kitty ist immer noch so krank wie vor Wochen. Tolle letzte Folge des Jahrzehnts!

Christian Bönisch - myFanbase

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