Bewertung

Review: #3.05 Mas

Eines steht zweifelsfrei fest: #3.05 Mas ist eine Episode, die bei zahlreichen Storylines zu einem Durchbruch führte. Nicht nur, dass Walter nun tatsächlich wieder "Heisenberg" ist, Skyler wird zudem klar, dass sie Walter nie verraten kann, und Hank steht unmittelbar davor, die Jagd auf Jesse zu beginnen, der sich nun als Hauptverdächtiger herauskristallisiert.

"Mexico doesn't have a damn thing to do with it!"

Hanks Entscheidung, nicht nach El Paso zu gehen, hat deutlich größere Auswirkungen, als er bisher für möglich gehalten hat. Nicht nur, dass sich sein Partner Gomez anstelle von ihm auf den Weg nach Texas macht, und ihm damit für weitere Ermittlungen in Richtung "Heisenberg" bzw. Jesse nicht zur Verfügung steht. Auch seine Frau Marie kommt nicht umhin, einen Wandel in Hanks Wesen festzustellen. Sie versucht ihn zur Rede zu stellen und möchte wissen, weswegen nun sein Partner anstelle von ihm die Möglichkeit erhält, sich in El Paso zu beweisen. Ob es was damit zu tun habe, was Hank damals dort erleben musste? Wenn bisher tatsächlich auch nur irgendwie Unklarheit darüber herrschte, Hanks Reaktion unter der Dusche spricht definitiv Bände. Völlig außer sich wird er nicht müde, immer wieder zu betonen, dass er nur deshalb in Albuquerque bleibt, weil er kurz vor dem Durchbruch stehe bei der Jagd nach "Heisenberg".

Bisher hat die Ehe von Hank und Marie eher für peinliches Betreten oder herzhafte Lacher gesorgt, nur selten bekam man die Möglichkeit, aus dem Schatten von Walter und Skyler zu treten. Doch diese kleine Szene beweist, wie eindrucksvoll der kurze Blick in diese Beziehung sein kann. Dafür sorgt nicht nur das großartige Schauspiel von sowohl Betsy Brandt als auch insbesondere Dean Norris, die beide in der Lage sind, die Verzweiflung, unter denen ihre beiden Figuren leiden, glaubwürdig zu artikulieren. Außerdem sorgt Hanks Gefühlsausbruch für die letzte Bestätigung, die Marie benötigte, um zweifelsfrei El Paso als das Ereignis zu identifizieren, das ihn derart beschäftigt. Bei einem Telefonat mit ihrer Schwester Skyler äußert sie den Gedanken, dass die Konfrontation von Hank mit dem Tod ihn verändert habe und dass dies durchaus auch auf das übertragen werden könnte, was Walter nach seiner Diagnose durchmacht(e).

"I didn't marry a criminal." - "Well, you're married to one now."

Genau diese Erkenntnis Maries nagt an Skyler. Allmählich keimt in ihr die Erkenntnis, dass sie zu hart zu Walter war. Er wurde mit seinem eigenen Tod kurz vor seinem 50. Geburtstag konfrontiert und hat entsprechend gehandelt. Dass die Art und Weise seiner Reaktion völlig daneben war, ist klar. Aber dennoch hat er es getan mit seiner Familie im Hinterkopf, er tat es für sie. Und genau da kommt sie zu dem Schluss, dass Walters Krebsdiagnose ihn änderte und ihn dazu veranlasste, schlechte Entscheidungen zu treffen. Und dennoch war es immer noch Walter, dem sie das Leben schwer machte, auch wenn er manchmal nicht leicht zu erkennen war unter den Lagen von Meth und Chauvinismus.

Diese Erkenntnis ist zwar irgendwie nachvollziehbar, aber entbehrt dennoch jeglicher Grundlage. Sie war nicht diejenige, die sich falsch verhielt und die Familie schädigte, sondern ihr Mann. Das versucht auch ihre Scheidungsanwältin Pamela ihr zu erklären. Denn Skylers Gedankenspiele sind nicht nur aus menschlicher Sicht fragwürdig, sondern auch aus rechtlicher, als Pamela erfährt, dass Skyler weiterhin in dem Haus bleiben möchte und sogar wahrscheinlich vor hatte, Walters Geld auszugeben und damit zu einer Komplizin bei dessen Machenschaften geworden wäre. Pamela fühlt sich als Mischung aus Anwältin und Therapeutin zwar sichtlich unwohl, für den Zuschauer ist der Einblick in Skylers Gefühlsleben, der sonst kaum auf diese Art und Weise geäußert werden könnte, aber hochinteressant.

Insbesondere erwähnenswert bei Skylers Monolog bei Pamela ist auch noch die Äußerung Skylers, dass sie von ihrem Umfeld als "bitch" gesehen würde. Denn einige Zuschauer würden sich Walter, Jr. und Co. durchaus in ihrem Urteil anschließen, was eine hochfaszinierende Entwicklung ist. Skyler versuchte, die Familie zusammen zu halten, sich um einen kranken Sohn, ein Baby auf dem Weg und einen Ehemann zu kümmern, der nicht in der Lage ist, sich durchzusetzen. Sie hat Walter nach dessen Diagnose versucht zu unterstützen, wo dies auch immer möglich war, und hat die nötige Portion Optimismus verteilt. Sie hat stets versucht, auf ihre Familie positiv einzuwirken, selbst wenn so manche Versuche hierbei bevormundend wirkten. Und was tat Walter, als er von seiner Krebserkrankung erfuhr? Er tickte aus, er kochte eine der destruktivsten Drogen auf diesem Planeten, er tötete jemanden, er löste eine Leiche auf und entschied sich unter anderem dafür, jemanden unmittelbar vor den eigenen Augen sterben zu lassen. Natürlich tat er das in seiner verqueren Logik auch alles zum Wohl seiner Familie, aber es ist schon bemerkenswert, dass Skyler die Böse ist. Selbst wenn man berücksichtigt, dass sie fremdgeht und für ihre Affäre die Bücher frisiert, so ist dies dennoch nicht einmal ansatzweise so schlimm wie das, was Walter in dieser Zeit alles getan hat. Skylers Charakter ist trotz all dieser unumstößlichen Fakten äußerst polarisierend, und das muss man erst mal schaffen. In dem Moment, in dem Skyler sich richtiggehend mit dem Gedanken anfreundet, dass Walter in ihrem gemeinsamen Haus bleibt, ist er aber auch schon verschwunden und mit ihm das Geld. Das Einzige, was er hinterlassen hat, sind die unterzeichneten Scheidungspapiere.

"When you have children, you always have family. They will always be your priority, your responsibility. And a man, a man provides. And he does it even when he's not appreciated or respected or even loved. He simply bares up and he does it. Because he's a man."

Der augenscheinlich plötzliche Sinneswandel Walters ist das Resultat einer schleichenden Entwicklung, die in dieser Episode ihr voraussichtliches Ende erreichte. Wochenlang hat Walter nicht nur Gus zu verstehen gegeben, dass er nicht an seinem Angebot interessiert sei, für drei Millionen Dollar drei Monate lang seine Kochkünste zur Verfügung zu stellen. Das verbunden mit dem absoluten Unwillen, Jesse dabei zuzusehen, wie dieser Meth nach Walters Formel herstellt, hat bisher im Grunde eher darauf hingedeutet, dass Walter nicht mehr ins Drogengeschäft zurückkehren wird. Jedoch war allein aufgrund der Struktur der Serie natürlich absehbar, dass es dennoch geschehen würde und nur eine Frage der Zeit sei. Gus' Plan, Walter dadurch wieder zum Kochen zu bewegen, dass er auf der einen Seite mit Walters Chemie-Besessenheit (bezeichnend: "Chemistry must be respected.") und dessen Stolz über die eigenen Fähigkeiten in diesem Bereich spielt, indem er einen Deal mit Jesse eingeht, und auf der anderen Seite ihm seinerseits die äußerst lukrative Möglichkeit bietet, unter den bestmöglichen Bedingungen unterhalb einer Industriewäscherei für eine Million Dollar pro Monat zu kochen, geht voll auf.

Zunächst sträubt sich Walter zwar energisch, aber Gus gelingt es tatsächlich, Walter um den Finger zu wickeln, vor allem durch seine Ansprache, was ein Mann zu tun habe für seine Familie, selbst wenn er dafür nicht respektiert würde. Also macht Walter das, was von ihm als Mann erwartet wird, und steigt wieder ins Drogengeschäft ein. Die aggressive Stimmung, die sich zwischen Jesse und ihm spätestens während der vorangegangen Episode entwickelte, wird dadurch entsprechend verstärkt. Denn nicht nur, dass er dem Vorschlag, zehn Prozent von Jesses Einnahmen durch Walters Formel nicht zustimmt, er droht ihm auch noch damit, ihn aus dem Geschäft zu drängen. Dass Saul sich dann auch wieder mit Walter einlässt und Jesse damit hintergeht, quittiert dieser mit einem großen Betonbrocken, den er auf die Windschutzscheibe von Walters Windschutzscheibe schmeißt und damit die zweifellos sich einstellende Frustration eindrucksvoll zeigt.

Jesse hat jedoch noch ganz andere Probleme, denn wie sich herausstellt, ist Hank ihm dicht auf den Fersen. Wie die äußerst amüsante und informative Eröffnungssequenz zeigt, hat Jesse den Wohnwagen dadurch erhalten, dass sein Kumpel Combo diesen mal so eben von seiner eigenen Mutter stahl. Durch Umwege wird Hank darauf aufmerksam und sichtet auf einem der Fotos in Combos Zimmer auch Jesse. Gentlemen, die Jagd auf Jesse ist eröffnet.

Wie immer beweist "Breaking Bad" darüber hinaus ein Händchen für Symbolik und Humor. Anfangs fragt man sich vielleicht, weswegen das Thema rund um Skyler und ihr Gefallen für Teds Fußbodenheizung immer wieder angeschnitten wird, spätestens als sie ein Handtuch unter ihre Füße legt, wird es jedoch deutlich. Die wohlige verströmende Wärme als all das Gefallen, das sie an ihrer Affäre mit Ted hat, das Handtuch als Wall, den sie versucht, dagegen aufzubauen und anhand dessen sie zeigt, dass es jetzt damit vorbei ist, auf das eigene Verlangen zu hören und es wieder Zeit ist, sich um Walter zu kümmern. Zu lachen gibt es auch diesmal wieder genug, in dem Fall vor allem durch das alte Ehepaar, das in Unterwäsche Karten spielt und das Hank auf seiner Suche nach dem richtigen Wohnwagen überrascht, oder auch die Szene, als Walter in dem Kleiderschrank auf einem winzigen Stuhl sitzt, den er nach dem Aufstehen kaum von seinem Gesäß bekommt.

Fazit

Walter ist wieder "Heisenberg" und gefährlicher denn je, Hank ist Jesse ganz dicht auf den Fersen, Skyler scheint bereit, sich langsam wieder auf Walter einzulassen, Hanks und Maries Ehe wird spürbar belastet, und Jesse und Walter stehen nun in unmittelbarer Konkurrenz zueinander. Diese Episode hat in vielen Bereichen wichtige Entwicklungen vollführt ohne gehetzt zu wirken – und dabei hat man diesmal gar nicht die Cousins gesehen, denen Walters Pläne sicherlich nicht schmecken werden. Man darf also durchaus mehr als gespannt darauf sein, was die folgenden Episoden bringen.

Andreas K. - myFanbase

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