Bewertung

Review: #5.14 Der Teufel steckt im Detail

Der Glaube und die Kirche waren schon oft Thema bei "Bones." Meistens als Streitpunkte in einer Diskussion zwischen Brennan und Booth, die eigentlich immer dazu führte, dass Booth die Kirche und damit auch seinen Glauben verteidigte, während Brennan ihn zu überzeugen versuchte, dass es so etwas wie Gott in der Realität nicht gibt. Dieses Mal jedoch ist die Kirche zugleich ein Tatort und Booth' Glaube an Gott und an die Kirche geraten für kurze Zeit ins Wanken.

"Evil is not mystical, Dr. Brennan."

Eine Leiche, die aussieht wie der Teufel wird brennend in einer Kirche gefunden. Mit diesem Einstieg in die Episode wird nicht nur ein ewiges Streitthema zwischen Booth und Brennan aufgegriffen, sondern auch eines, dass die Gesellschaft wohl schon seit Jahrzehnten beschäftigt. Gibt es Gott und den Teufel wirklich oder ist alles nur ein Mysterium? Natürlich reichen vierzig Minuten nicht annährend um dieses Thema seriös zu behandeln und aus diesem Grund wird auch nicht lange darüber spekuliert, sondern schnell die Kulisse gewechselt und der Zuschauer findet sich in einer Anstalt für psychisch Kranke wieder. Doch schon aufgrund dessen, dass das Opfer Hörner implantiert hatte und eine der Insassen in der Anstalt behauptet, sie sei ein Engel, begleitet einen das Thema Kirche und Teufel die ganze Folge über, jedoch ohne so aufdringlich zu wirken, dass man denken könnte, die Autoren von "Bones" nehmen einen konkreten Standpunkt bei diesem sicherlich eher heiklen Thema ein.

Die zweite Kulisse, die Anstalt für psychisch Kranke erinnert mich ein bisschen an Szenen aus dem Film "Shutter Island" mit Leonardo Di Caprio: Der Regen während Ankunft der Ermittler, die Patienten die im Garten herumstehen und mit eigenartigem Blick ins Leere starren und der Leiter der Anstalt, der am Anfang auf mich doch etwas verdächtigt wirkte. Ob diese Parallelen Absicht waren oder nicht, der Effekt hat auf alle Fälle Wirkung gezeigt und die Szenen in der Anstalt haben bei mir ein leichtes Schaudern hervorgerufen. Aber wie so oft bei "Bones" kommt alles anders als gedacht und weder der Anstaltsleiter noch einer der Mitpatienten oder jemand aus dem Pflegepersonal war der Täter. Zum Schluss stellt sich heraus, dass der Junge, welcher mit einer Abnormalität geboren wurde und sich dadurch für etwas Böses gehalten hatte, von einem Mitglied seiner eigenen Familie umgebracht wurde.

Der Fall war meines Erachtens spannend aufgebaut, doch war er nicht der Mittelpunkt der Folge. Diesen würde ich eher Brennan zuschieben, die nämlich nicht nur ihre Ansicht über die Kirche rechtfertigen muss, sondern auch noch mit ihren Ansichten gegenüber der Psychiatrie konfrontiert wird. So werden in dieser Episode gleich zwei Dinge thematisiert, denen Brennan normalerweise eher negativ gegenüber steht und wenigstens bei einem muss sie ihre manchmal ziemlich sturen Überzeugungen etwas revidieren. Für mich hätten diese Konflikte zwischen Brennan und der Psychologie sowie der Kirche ruhig noch etwas vermehrt thematisiert werden können, denn ich fand vor allem ihre Begegnung mit dem psychisch Kranken, welcher sich als Arzt ausgibt, unglaublich interessant. Denn genau diese Begegnung zeigt Brennan, dass egal wie intelligent und genial sie ist, es Dinge gibt, die sie nicht weiß und sie auch nicht immer sofort realisiert, wenn ihr in diesen Bereichen etwas vorgespielt wird. Eine Tatsache, die sie sicherlich zum Nachdenken anregt und ihr vielleicht aufzeigt, dass die Psychologie doch eine ernstzunehmende Wissenschaft ist.

"So you do believe in the devil?" – "That's, what I said." – "No, you told me, what your relations says." – "I know he's real. I've been in his presence. I look into his eyes every day."

Die Wahl des Assistenten in dieser Folge war genau richtig. Denn wer wäre besser geeignet gewesen als Arastoo Vaziri? Schliesslich zeichnet die Religion, wenn auch nicht der christiliche Glaube, seinen Charakter zumindest teilweise aus. Positiv fiel mir auf, dass sein muslimischer Glaube nicht zusätzlich im Zusammenhang mit dem Fall thematisiert, sondern in einer eigenen Storyline aufgegriffen wurde.

Ich kann mich selber nicht als grossen Fan von Arastoo bezeichnen. Im Gegenteil, normalerweise erscheint er mir eher langweilig und die Interaktionen zwischen ihm und dem Team sind mir häufig zu belanglos. Die witzigen Szenen in den Episoden, für welche die Assistenten sonst häufig zuständig sind, fehlen bei Arastoo Vaziri meistens. Eine Erklärung dafür sehe ich in seinem eher ernsthaften Charakter, der hauptsächlich durch seinen Glauben geprägt ist. Dieser Glaube ist sicherlich auch ein Grund, weswegen seine Kollegen im Jeffersonian ihm längere Zeit eher mit Skepsis begegnet sind und sich dadurch zwischen ihnen natürlich kein entspanntes Verhältnis entwickeln konnte. Grundsätzlich würde ich gerade diese sehr aktuelle Thematik begrüßen, schließlich sind gerade in der heutigen Zeit die Konflikte zwischen den Religionen und das daraus entstehende Mißtrauen eines der größten Probleme unserer Gesellschaft. Doch ist es schwierig, eine so ernste Angelegenheit alle paar Wochen für ein paar Minuten in einer Serie zu thematisieren. So wird nie eine tiefgründige Auseinandersetzung mit diesem Thema möglich sein und für den Zuschauer wirken Arastoos Glaube und die dazugehörenden Rituale daher eher lächerlich.

Nicht so in dieser Episode. Zum ersten Mal konnte Arastoo mein Interesse an seinem Charakter wecken und die Geschichte aus seiner Vergangenheit rückte seine Person in ein ganz neues Licht. Die Ernsthaftigkeit, sowie die Verschlossenheit, die meines Erachtens für ihn typisch sind und mir öfters etwas auf die Nerven fallen, lassen sich durch sein Erlebtes nun besser verstehen.

Cam dagegen hat mich in dieser Episode überrascht. Sie ist normalerweise keine Person, die sich durch irgendetwas leicht beunruhigen oder einschüchtern läßt, vor allem nicht durch jemanden, mit dem sie beruflich zu tun hat. Und auch wenn sie bezüglich ihrer Mitarbeiter sehr feinfühlig ist (ein Charakterzug den ich sehr an ihr schätze), ist es auch nicht ihre Art, sich vor einer Angelegenheit zu drücken. Doch genau dies tut sie in dieser Folge. Nach der sicherlich mißverständlichen und besorgniserregenden Bemerkung von Arastoo tut sie nicht dies, was ich eigentlich von ihrer Person erwartet hätte und geht auf den Assistenten zu, um die Angelegenheit zu klären und zu bereinigen. Nein, sie läuft weg und geht Arastoo aus dem Weg. Sogar als er zu Erklärungsversuchen ansetzt, weicht sie ihm weiter aus, so dass er sie fast zwingen muss ihm zuzuhören.

Auch wenn ich Cams Bedenken nach der Aussage von Arastoo durchaus verstehen konnte, hat mich dieses für sie vollkommen untypisches Verhalten etwas gestört. Doch das Gespräch zwischen ihr und Arastoo über seine Vergangenheit und darüber, dass er denkt, dass der Teufel in ihm selber steckt, hat die Enttäuschung über Cams anfängliches Verhalten wieder wettgemacht. Die Szene war für mich unglaublich berührend, wurde jedoch durch die witzige Bemerkung über Hodgins T-Shirt so aufgelockert, dass sie nicht ins traurige abgedriftet ist, denn so etwas hätte definitiv nicht in diese Folge gepasst.

"You're Dr. Sweets?" – "Hmm" – "You sounded more experienced on the phone." - "He means you, sounded older." – "I know."

Sweets hat wieder einmal mit dem Problem zu kämpfen, dass er aufgrund seines Alters nicht ernstgenommen wird und ehrlich gesagt, langsam bin ich es leid. Er hat jetzt doch schon oft genug bewiesen, dass er trotz seines jungen Alters seinen Beruf ausgezeichnet beherrscht und daher sollten Booth wie auch Brennan aufhören, ihn dauernd wegen seines Alters auf den Arm zu nehmen. Schließlich haben sie ihn in diesem Fall um Rat gebeten, was schon beweist, dass sie seine Meinung schätzen und sich in gewisser Weise auch darauf verlassen.

Das heißt nicht, dass ich Brennans und Sweets Diskussionen über die Psychologie nicht mag. Im Gegenteil die finde ich jedes Mal wieder erfrischend. Hier geht es ja auch um etwas anderes als bei der Altersfrage. Brennan weiß, dass Sweets seinen Beruf beherrscht. Sie glaubt nur nicht an die Psychologie, beziehungsweise sie findet die Psychologie sei keine richtige Wissenschaft. Und auch wenn es in dieser Episode nicht Sweets ist, der ihr vor Augen führt, dass die Psychologie nicht so unnütz ist wie sie immer denkt, hat er sicherlich doch schon einiges an Vorarbeit geleistet, um ihr diese Tatsache zu beweisen. Doch etwas zu wissen und etwas zuzugeben sind zwei paar Schuhe und wahrscheinlich dauert es noch eine Weile, bevor Brennan Sweets gestehen kann, dass sie seine Arbeit für wichtig hält.

"I am more worried about the safe distance between you and me." – "Why?" – "Why? Because we go to the church."

Die Sorge, dass der Fall einen Keil zwischen Booth und Brennan treibt oder ihre Beziehung in irgendeiner Weise beeinflusst hat sich schon sehr bald in Luft aufgelöst. Nicht, dass ich auf einen Streit zwischen den beiden gehofft hatte, doch ich hätte mir gewünscht, dass die Themen Religion und Kirche doch etwas mehr diskutiert werden, schließlich sind dies Punkte in Brennan und Booth' Beziehung, die seit Anfang der Serie immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten geführt haben.

Wahrscheinlich hätte jedoch eine Auseinandersetzung zwischen Booth und Brennan den zeitlichen Rahmen dieser Folge gesprengt und sie wäre somit zu voll mit Ereignissen, Ausseinandersetzungen und Diskussionen geweswen. Für mich stellt sich aber die Frage, ob es nicht sinnvoller geweswen wäre, der Religion in dieser Folge und beim Fall etwas mehr Bedeutzung zu schenken und damit Booth' und Brennans Meinung zu diesem Thema zu vertiefen? Das würde jedoch heißen, dass die Storyline rund um die Psychiatrie hätte weichen müssen und diese war spannend, witzig und geheimnissvoll, so dass sie nicht hätte fehlen dürfen.

Aus diesem Grund schien die Beziehung zwischen Booth und Brennan in dieser Episode eher unspektakulär und vielleicht sogar etwas enttäuschend zu sein, da man sich nach der Eröffnungsszene etwas mehr versprochen hatte. Doch glücklicherweise zauberten die Autoren eine wunderschöne Schlussszene aus dem Hut, die für mich die mangelnde Interaktion der beiden Hauptdarsteller während der Folge wieder gut machte.

Es ist eine Tradition bei "Bones", dass Booth und Brennan nach der Aufklärung eines Falles zusammen etwas trinken gehen. Meistens dreht sich das Gespräch dabei noch um den Fall und es passiert öfters, dass der eine den anderen etwas aufmuntern muss, da es immer Geschehnisse gibt, die entweder Brennan oder Booth auch noch nach der Aufklärung des Falles beschäftigen. So auch dieses Mal. Jedoch kommt es selten vor, dass Brennan Booth auf etwas anspricht, das ihn zu beschäftigen scheint und noch seltener kommt es vor, dass Brennan zugibt, dass auch sie manchmal an Dingen zweifelt, und dass es Dinge gibt, die sie sich nicht erklären kann. Wieder einmal zeigt sich wie viele Facetten Brennan hat und vor allem, dass sie Booth so weit vertraut, dass sie ihm alle diese Facetten zeigen kann. Solche Szenen führen mir jedes Mal wieder vor Augen, wie tief Brennan und Booth Freundschaft inzwischen ist und was für eine große Entwicklung ihre Beziehung im Laufe der Staffeln durchgemacht hat.

Fazit

Für mich war die Folge eine Berg- und Talfahrt. Immer wieder hat sich meine Meinung darüber geändert. Einerseits fand ich sie spannend, geheimnisvoll und witzig, anderseits hat mir ein tiefgründiger Handlungsstrang, der die Beziehung zwischen Booth und Brennan einbindet, gefehlt. Zum Schluss überwogen jedoch die positiven Punkte dieser Episode, nämlich dass Arastoo Vaziri einmal in einem anderen Licht dargestellt wurde und er es sogar geschafft hat, mir ein paar Sympathiepunkte abzuringen, und dass mir wieder einmal klar wurde wie großartig sich Brennan und Booths Freundschaft über die Jahre entwickelt hat.

Maria Schoch - myFanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


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