The Libertines

Die Libertines waren nicht irgendeine britische Band, sie waren DIE britische Band schlechthin: Für ein paar Jahre lang schwammen sie auf der Welle der britischen Gitarrenbands ganz oben mit, waren die Könige unter den unzähligen "The"-Bands und wurden von Publikum und Kritikern gleichermaßen bejubelt. Niemand war so talentiert, niemand konnte im Handumdrehen so gute Songs schreiben, niemand hatte so ein gutes Gespür für Melodien und letztendlich wies auch niemand skandaltechnisch so großes Potenzial wie gewisse Bandmitglieder auf – die Folge: Talent und Zukunft wurden unter einem Haufen von Drogenproblemen, Streitigkeiten, Haftstrafen und der Sensationsgeilheit sämtlicher Boulevard-Zeitschriften begraben.

Dabei begann ihre Geschichte so viel versprechend: Pete Doherty und Carl Barât lernten einander 1996 durch Petes Schwester Amy-Jo kennen – künstlerisch stimmte sofort die Chemie zwischen ihnen, sie passten zusammen wie der berühmte Deckel auf den Topf und machten mit ihren grandiosen Kompositionen und ihrem Songwriting die Libertines zu dem, was sie waren. Zwischenmenschlich hakte es jedoch zeitweise ein bisschen: Die beiden entwickelten eine Art Hass-Liebe, die sich immer wieder sehr prägend auf die Arbeiten der Band auswirkte – dass sie sogar eine gemeinsame Phantasiewelt schufen, half im Endeffekt wenig, als die Kluft zwischen ihren unterschiedlichen Lebensanschauungen immer größer wurde.

Nach einigen Versuchen, die fehlenden Plätze mit skurrilen Gestalten zu besetzen, wurden im Jahr darauf Gary Powell als Schlagzeuger und John Hassall als Bassist zu fixen Mitgliedern der Libertines. Etwas langwieriger lief es bei der Suche nach einem geeigneten Label ab: Etliche Manager trennten sich von der Band, bis sie Ende 2001 endlich mit Rough Trade einen Vertrag abschloss.

Als Produzent für ihr erstes Album "Up The Bracket" fungierte Mick Jones, ehemaliges Clash-Mitglied – was in diesem Fall wohl nicht ganz zufällig sein konnte: The Clash zählen neben den Smiths und The Jam zu den wichtigsten musikalischen Einflüssen und Vorbildern der Band.

Bereits während den Aufnahmen für das erste Album und auf den nachfolgenden Tourneen begann Pete Doherty, immer mehr dem Drogenkonsum zu verfallen. Besonders das Jahr 2003 hatte es in sich: Er machte es sich zur Gewohnheit, bei Auftritten einfach nicht zu erscheinen, sodass Barât auch seinen Gesangspart übernehmen musste. Die Lage zwischen den beiden Songwritern spitzte sich an Barâts Geburtstag noch weiter zu, als dieser nicht zu einer von seinem Kollegen organisierten Feier kommen wollte – und endete damit, dass Doherty, während die restliche Band in Japan war, in die Wohnung seines Freundes einbrach.

Im Zuge seiner Verhaftung und nachfolgenden Gefängnisstrafe gab Doherty auch erstmals zu, drogensüchtig zu sein. Sämtliche Entzugsversuche, die er in der nachfolgenden Zeit regelmäßig begann, scheiterten ebenso regelmäßig. Dafür folgte nach seiner Entlassung aus der Haft die triumphierende Wiedervereinigung der Libertines.

Gigs vor ausverkauften Hallen und Preise wie zum Beispiel der "NME Award" konnten das Rad aber nicht daran hindern, sich weiterzudrehen: Doherty geriet erneut in Schwierigkeiten und das zweite Libertines-Album musste im Beisein von Sicherheitskräften aufgenommen werden. Das selbstbetitelte Werk erschien im August 2004, sein Erscheinen schürte aber noch mehr Wut und Zwistigkeiten zwischen Doherty und Barât: Nachdem Pete fortfuhr, bei Auftritten zu fehlen und auch weiterhin seiner Heroin- und Crack-Sucht frönte, war die doch schon einige Zeit hinausgezögerte Auflösung der Libertines irgendwann unvermeidlich – Ende 2004 erklärte Barât das endgültige Aus der Band.

Recht viel stiller wurde es seit damals nicht um die ehemaligen Mitglieder: Doherty machte weiterhin mit Eskapaden und seiner Beziehung mit Super-Model Kate Moss auf sich aufmerksam – gründete aber dennoch eine neue Band: Die Babyshambles erhielten für ihr Album "Down In Albion" ebenfalls Unterstützung von Mick Jones und brachten trotz des Rummels ein anständiges Album mit einigen Hit-Singles zustande.

Barât gründete gemeinsam mit Powell die Dirty Pretty Things, die im letzten Jahr "Waterloo To Anywhere" veröffentlichten. Bis vor kurzem sah es also aus, als ob die zwei endgültig getrennte Wege gingen und miteinander abgeschlossen hätten – aber alte Freundschaft vergisst man nicht: Im vergangenen April spielten die beiden tatsächlich wieder einen gemeinsamen Gig in London – und wer weiß, womöglich schaffen sie es diesmal endlich, all Komplikationen zu vergessen und das zu machen, was sie am besten können: gemeinsam Songs zu schreiben.

Stephanie Stummer - myFanbase

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Discographie

2007The Best Of: A Time for Heroes
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2004The Libertines
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2002Up The Bracket
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