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Review: #5.04 Die Teufelsnacht

Foto: Mare Winningham, American Horror Story: Hotel - Copyright: Frank Ockenfels/FX
Mare Winningham, American Horror Story: Hotel
© Frank Ockenfels/FX

"American Horror Story" suhlt sich ja bekanntermaßen gerne in der Brutalität und der Abscheulichkeit. Das ist natürlich dem Genre des Formats geschuldet: Eine Horrorserie setzt es sich nun mal zum Ziel, möglichst grausam und schonungslos zu sein in der Inszenierung ihrer Schockmomente und der Konzeption ihrer Figuren. Bislang blieb die Serie dabei zumeist auf der fiktionalen Ebene, holte sich vielleicht die ein oder andere Inspiration aus der Realität, aber nicht mehr. In #5.04 Devil's Night jedoch bedient sich die Serie gleich an einer ganzen Reihe von realen Persönlichkeiten, die Amerika in der Tat einmal in Angst und Schrecken versetzten. Den schmalen Grat zwischen Realität und Fiktion, zwischen Gesellschaftskritik und Geschmacklosigkeit wandert "American Horror Story" allerdings nur schwerlich, und liefert im Endeffekt nicht nur eine relativ geschmacklose, sondern auch inhaltslose Halloween-Episode ab.

"Don't you get that we're already dead?"

Am grausigen Dinnertisch von James Patrick March versammeln sich zu Halloween wahrlich die Geister der furchtbarsten aller Serienkiller. Auf der Gästeliste stehen Richard Ramirez, Aileen Wuornos (toll: Lily Rabe!), Jeffrey Dahmer, John Wayne Gacy und der Zodiac Killer. Ihr großer Meister ist JPM, der ihr aller Leben veränderte, indem er ihnen sagte, wie sie ihr Dasein als Serienkiller am grausamsten bestreiten können. Die diversen Killer werfen mit Anekdoten nur so um sich, es gibt haufenweise Scherze über die jeweiligen (sehr realen) Tötungsvorlieben der einzelnen Serienmörder und dass sich letztlich alle gemeinsam auf ein Opfer stürzen und dieses töten, ist das erwartbare Ende dieses absurden Killer-Dinners. Und doch: Unterhaltsam ist das Ganze nicht wirklich.

Eingangs fiel das Wort "geschmacklos" und dieses Adjektiv beschreibt das Dinner um einiges besser. Warum? Das Problem ist der Mangel an Sensibilität, den die Autoren hier an den Tag legen. All diese Killer, die wohlgemerkt auf tatsächlichen Killern und ihren grausamen Taten basieren, werden regelrecht als cool und lässig dargestellt. Es wirkt so, als würde die Serie uns sagen wollen: "Hey, ist es nicht toll, dass Gacy seine Opfer mit Handschellen fesselte, bevor er sie schändete? Wie cool ist Dahmer, dass er junge schöne Männer reihenweise tötete? Guckt her, was für eine tolle Versammlung von kranken Killern!" Und diese Herangehensweise ist letztlich geschmacklos, taktlos, ordinär. Sobald die Fiktion so nahe an der Realität angelehnt ist, wird diese Darstellung grenzwertig – nicht zuletzt wegen der sehr realen Opfer dieser sehr realen Killer und der sehr realen überlebenden Angehörigen.

Es ist schon klar, dass "American Horror Story: Hotel" sich hier auch unterschwellig irgendwie an einer Art Gesellschaftskritik versucht – die Kritik an der Faszination der Gesellschaft am Skandal, an der Tragik, an der Brutalität. "I look around and I see the definition of American success," sagt March in seiner Rede. "They write books about you. Make movies of your life. [...] Years after your death, people continue to be enthralled. You've made your mark in history." Prinzipiell kritisiert die Serie also ihre eigene Prämisse, die ja auch auf der Faszination am Grausamen basiert. Doch wenn das Dinner schließlich als coole Tötungsparty inszeniert wird, funktioniert diese Kritik nicht mehr und wird konterkariert. Was bleibt, ist die Geschmacklosigkeit und letztlich die Banalität, in der das ganze Spektakel versinkt.

"Is anything real?"

Denn für Special Guest John Lowe bleibt die Teufelsnacht letztlich nur ein böser Traum ohne Konsequenzen. Der Detective steht diesmal völlig neben der Spur und man kann es eigentlich bloß noch seinem labilen psychologischen Zustand zuschreiben, dass er weder angemessen reagiert, als er eine Badewanne voller Blut vorfindet (!), noch als eine völlig gestörte Aileen Wuornos ihn beinahe umbringt (!!!). Das ist frustrierend und richtig schade, da John als Charakter bisher wirklich solide funktionierte und immer die Konsequenzen zog. Denn selbst wenn er nun langsam den Verstand zu verlieren scheint, für sein dämliches Handeln in dieser Episode gibt es eigentlich keine Entschuldigung.

Und so bleibt die Devil's Night letztlich inhaltslos. Denn mal ehrlich, was passiert? March versammelt ein paar gestörte Killer zum Abendessen und John Lowe sitzt dabei, allerdings nicht bei Sinnen, sodass Sally ihm am Ende vorgaukeln kann, er habe nur schlecht geträumt bzw. verliere nun wirklich endgültig seinen Verstand. Für den weiteren Verlauf sind einzig zwei Dinge relevant: Zum einen die erste Interaktion zwischen March und Sally, die anscheinend einen Deal miteinander eingegangen sind, der Sally ihre Ruhe im Hotel garantiert, wenn sie March jedes Jahr an Halloween ein Opfer serviert. Zum anderen das Flashback in Ms. Evers' Vergangenheit, das uns offenbart, dass ihr Sohn einst von einem Serienkiller entführt und wahrscheinlich umgebracht wurde, womit sie ähnliches durchstehen musste wie John. Wie es allerdings dazu kam, dass Ms. Evers dann ausgerechnet zur rechten Hand eines Serienkillers wurde und dessen Horrortaten nun fleißig unterstützt, bleibt erstmal ein Rätsel.

"You will feel like you are dying. And maybe you are. But from blood comes life. Better. Stronger. More glorious than you could've ever imagined. And you will rise. And be reunited with your child. For all of eternity."

Abseits der Devil's Night spielt sich im Subplot eine ganz andere Geschichte ab, die allerdings so abseits vom Hauptgeschehen ist, dass man fast das Gefühl hat, hier eine völlig separate Episode zu sehen. Alex hat ihren Sohn Holden wieder gefunden und mit nach Hause genommen, nur um festzustellen, dass mit diesem etwas gewaltig nicht stimmt. Und so kehrt sie zurück zum Hotel Cortez, wo sie auf die Countess trifft. Nach einer ersten feindseligen Konfrontation zwischen den zwei Frauen ist Alex sehr bald bereit, dem Angebot der Countess nachzugeben und sich zum Vampir machen zu lassen, um für immer mit ihrem Sohn zusammen zu sein. Alex' drastische Entscheidung ist durchaus nachvollziehbar, da sie in der letzten Folge angemessen vorbereitet wurde, sodass man gespannt sein darf, inwiefern sich dies nun auf das Lowe'sche Familienleben auswirken wird.

Das ist aber auch so ziemlich das einzige, was wirkliche und tatsächliche Konsequenzen für den weiteren Storyverlauf haben wird. #5.04 Devil's Night ist storytechnisch ansonsten eine Stand-Alone-Folge, die mit einem fröhlichen Serienkiller-Dinner aufzutrumpfen versucht, dabei aber in ein riesiges Fettnäpfchen tritt. Anstatt unterhaltsam oder packend zu sein, ist die titelgebende Teufelsnacht eher abstoßend und langweilig, und nur die teilweise richtig guten Schauspielleistungen können hier noch etwas retten. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Halloween schnell vergessen und es mit der nächsten Episode dann auch wieder unterhaltsamer weitergehen wird.

Maria Gruber - myFanbase

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