Bewertung

Review: #3.07 Die Toten

Foto: Evan Peters, American Horror Story: Coven - Copyright: Frank Ockenfels/FX
Evan Peters, American Horror Story: Coven
© Frank Ockenfels/FX

In dieser Episode befasst sich "American Horror Story: Coven" besonders eingehend mit abgetrennten und recycelten Körperteilen. Spaldings herausgeschnittene Zunge hat dank Myrtle Snows Zauber die Jahre unbeschadet überdauert und kann ihm von Zoe für ein Verhör wieder eingesetzt werden. Unterdessen erkennt Kyle, dass sein Körper aus den Überresten seiner verunglückten Kommilitonen zusammengesetzt wurde und beginnt wenig später erfolgreich damit, die Funktionstüchtigkeit seines besten Stücks, von wem auch immer es ursprünglich stammt, auszutesten. Auch der tote Axtmörder erweist sich als ausgesprochen potent und beglückt Fiona, die er schon sehr lange stalked.

Zombiesex

Wir sehen zwar nicht viel davon, trotzdem wird uns der bizarrste Dreier der TV-Geschichte präsentiert, als Zoe mit Kyle und Madison ins Bett steigt. Streng genommen ist das Nekrophilie, aber letzten Endes findet man weder in der Wissenschaft noch in der Rechtsprechung irgendwo einen Ausdruck für Sex zwischen einer Hexe und zwei zurückgekehrten Toten. Wenn die Autoren von "American Horror Story" ein wenig Zeit erübrigen können, sollten sie sich einfach mal daran machen, ein eigenes Wörterbuch herauszubringen. Vieles von dem, was wir in dieser Serie sehen, hat noch keinen exakten Namen.

So grotesk dieser Dreier auch ist, spiegelt er im Grunde die sexuelle Verwirrung vieler Jugendlicher wieder, die dazu neigen, in der körperlichen Liebe Geborgenheit zu suchen, die sie sonst nicht finden. Zoe kann nicht mit normalen Partnern intim werden, da diese danach Pudding sind, und stößt nun auf einen skurrilen Ausweg, während Kyles und Madisons Fähigkeit zu fühlen schwer beschädigt ist. Vor allem Madison, die sich im Gegensatz zu Kyle immerhin noch normal artikulieren kann, verdeutlicht uns die dunkle Leere in ihrem Inneren, die der Tod hinterlassen hat und die sie weder durch Fressattacken noch durch selbstverletzendes Verhalten füllen kann. Die Anspielung auf psychische Probleme, die gerade unter Jugendlichen häufig beobachtet werden, ist deutlich zu erkennen.

Als eigenständiger Charakter kann sich Zoe nun langsam etwas besser in Szene setzen. Sie begreift die Gefahr, in der sie schwebt, und handelt. Am Ende tötet sie sogar Spalding, zumindest das meiste von ihm, denn seine Zunge lebt wahrscheinlich immer noch weiter. Da bislang keiner der Hauptcharaktere tot geblieben ist, sollte man Spalding noch nicht endgültig abschreiben, allerdings wüsste ich nicht, warum ihn eine von denen, die es kann, ins Leben zurückholen sollte. Zudem müsste Zoe aus den gemachten Erfahrungen gelernt haben und sollte daher Spaldings Leiche wirklich gut verstecken, wenn sie nicht will, dass er bald wieder vor ihrer Tür steht.

Kyle sehen wir durch eine Rückblende auch mal wieder in seiner Pre-Frankensteinphase, als hoffnungsvollen, wenn auch durch seine Mutter seelisch geplagten Jüngling, der die Welt ein Stück besser machen will und anders als die unreifen Millionärssöhne um ihn herum richtige Zukunftspläne hat. Für meinen Geschmack wird hier mit etwas unnötiger und unsubtiler Vehemenz noch einmal unterstrichen, wie tragisch Kyles Schicksal doch ist und wie viel Potential zerstört wurde.

Die Surpreme und der Axtmörder

Was für eine Liebesgeschichte! Die sterbende Hexe und der Geist eines Serienmörders, der sie seit ihrem achten Lebensjahr verfolgt, gehen eine Romanze ein. Dagegen sind Julia und Romeo nur noch miefiger Schnee von gestern. Fiona will zwar zunächst nichts mehr mit dem Axtmörder zu tun haben, nachdem er ihr offenbart, was er ist, aber aus Einsamkeit und Verzweiflung kehrt sie doch wieder zu ihm zurück. Ihr Verfall schreitet immer mehr voran und sie sucht nach Halt. Außer diesem unheimlichen Freund hat sie niemanden mehr, denn alle ihre Beziehungen wurden durch ihre Machtgier und Egozentrik zerstört. Ihre eigene Tochter plant nun sogar, sie zu töten, um ihr Einhalt zu gebieten. Man könnte jetzt meinen, diese Romanze sei gefährlich für Fiona, aber als das verwundete Raubtier, das sie ist, sollte sich vielleicht eher der Axtmörder Sorgen machen.

Queenies Entscheidung

Queenie trifft die Entscheidung, Madame LaLaurie an Marie Laveau auszuliefern. Damit werden wir wieder in dieses emotionale Dilemma gestürzt, das uns schon seit einigen Episoden begleitet. Einerseits wissen wir - und bekommen es durch eine weitere Rückblende noch einmal bestätigt -, dass es kaum eine Strafe gibt, die zu grausam für die Madame sein könnte, nach all den furchtbaren, bestialischen Dingen, die sie getan hat. Doch wir haben inzwischen diese menschlichere Seite an ihr gesehen, die es uns zunehmend schwerer macht, sie so zu hassen und zu verachten, wie wir es eigentlich tun sollten. Auch in dieser Folge sieht man, dass sie den aufrichtigen Wunsch hegt, mit Queenie befreundet zu sein, und als Zuschauer kann man nicht anders, als Gefallen an dem Duo Queenie/LaLaurie zu finden. Solche schrägen Außenseiterfreundschaften haben einfach einen besonderen Reiz.

Es ist nun auch nicht so, dass Marie das Gute verkörpert. Diese Frau ist nicht weniger gefährlich und selbstbezogen als Fiona. Und genau wie Fiona es schon getan hat, manipuliert auch Marie die Nachwuchs-Hexe Queenie, indem sie es sich zunutze macht, dass Queenie hin- und hergerissen ist zwischen der weißen und der schwarzen Kultur. Queenie will eigentlich nichts anderes, als irgendwo richtig dazuzugehören und gemocht und akzeptiert zu werden. Darauf, dass die Person, die ihr am ehesten diese ehrliche Sympathie und Akzeptanz bieten kann, eine brutale Rassistin aus einem anderen Jahrhundert ist, muss man auch erst einmal kommen.

Fazit

Dies ist nicht die beste Episode der Staffel, aber sie kann mithalten. Man wird weiterhin gut durch makabere, metaphorische und mutige Geschehnisse unterhalten.

Maret Hosemann - myFanbase

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