Bewertung

Review: #10.01 Der Kampf (1)

Foto: Mitch Pileggi & David Duchovny, Akte X - Copyright: 2016 Fox Broadcasting Co.; Ed Araquel/FOX
Mitch Pileggi & David Duchovny, Akte X
© 2016 Fox Broadcasting Co.; Ed Araquel/FOX

Schon die ersten Sätze von Fox Mulder, mit denen eine prägnante und äußerst gelungene Zusammenfassung der bisherigen Situation umgesetzt wurde, lässt das Fanherz höher schlagen. Mulder und Scully sind wieder zurück und suchen nach der ultimativen Wahrheit und diese ist natürlich so ungewiss wie immer.

I'm always happy to see you.

Das erste Aufeinandertreffen von Mulder und Scully in dieser Episode war distanziert herzlich, was das momentane Verhältnis der Agenten bestens widerspiegelt. Alles Erlebte hat dazu geführt, dass sie doch nicht zusammen sein können, obwohl sie zusammen gehören. Die Chemie stimmt jedenfalls auf Anhieb wieder und dass die beiden Agenten unglaublich viel verbindet, sollte man auch als "Akte X"-Laie erkannt haben. Mulder jedenfalls lebt enorm zurückgezogen, während Scully sich als Ärztin durchs Leben schlägt. Ein Moderator namens Tad O'Malley sorgt für eine Reunion. O'Malley ist Mulder eigentlich ziemlich ähnlich. Er sucht nach einer Wahrheit und ist überzeugt davon, dieser auch auf der Spur zu sein. Anders als Mulder nutzt er aber seine Möglichkeiten, um sich auch an die Öffentlichkeit zu wenden, was ein gekonnter Sprung in die neue Zeit ist. War früher für Verschwörungen noch die Zeitschrift wie die der einsamen Schützen das gängige Medium, ist es nun also das Internet und in O'Malleys Fall kann man damit auch richtig Geld machen, was Mulder natürlich nicht gefällt und zu dem ein oder anderen schlagfertigen Kommentar animiert hat, welche dessen trockenen Humor schon wieder offenbarten (aber noch nicht voll ausreizten). Bevor ich zum inhaltlichen Schwerpunkt der Episode komme, hier aber noch ein kleiner Nachsatz zu O'Malley. Insgesamt hat mir sein Auftreten gut gefallen und ich hoffe sehr, dass er in dieser kurzen Staffel noch mal auftauchen wird. Dass er Scully allerdings ein paar Avancen macht, fand ich schon etwas befremdlich. Die Aussage war zwar sehr dezent und passiv, aber in der Regel werden solche Sätze auch eingebaut, weil sie etwas zu bedeuten haben. Vielleicht ist das dann aber im Schneideraum verloren gegangen.

What if everything, we've been led to believe in, is a lie, what if there is no alien conspiracy?

Wenn es etwas gibt, was "Akte X" in all den Jahren geschafft hat, dann in den inhaltlichen Episoden immer wieder auch alles Grundsätzliche in Frage zu stellen. Sind alle gefundenen Hinweise wirklich Beweise oder nur bewusst gelegte falsche Fährten, die von noch größeren Dingen ablenken sollten. Ich habe es leider nicht geschafft, einen Rerun der Serie im Vorfeld zu unternehmen, sodass man jetzt natürlich nicht mehr jede Einzelheit der Verschwörungen und seinen Varianten im Kopf hat. Was man aber konstatieren kann, ist, dass diese Episode wesentliche Aspekte zum Thema UFOs und außerirdische Technologien gut zusammen gefasst hat und sinnvollerweise Aspekte wie das schwarze Öl oder die Kopfgeldjäger ausgegrenzt hat. Die Episode war mit Sveta als Entführungsopfer und O'Malley als Verschwörungsaufklärer voll genug. Mulder konnte ganz wunderbar wieder Feuer fangen, wieder mal alles in Frage stellen, was er bisher zu wissen glaubte, um an Ende doch wieder mit vielen Fragezeichen und Ungewissheiten dazustehen. Alles, was er mal wieder weiß, ist, dass er der Wahrheit gar nicht mehr so weit entfernt ist. Diesbezüglich ist also alles beim Alten, doch das ist alles andere als langweilig. Als Fan der Serie hat man Lust, die Puzzleteile zusammen zu legen und selbst heraus zu finden, was die Autoren sich da nun wieder ausgedacht haben. Die große Frage ist im Prinzip nur noch das Warum bzw. das Wozu, auch wenn O'Malley hier schon logische Vermutungen geäußert hatte. Scully war das alles ein wenig zu viel, zumal sie glaubte, dass Sveta keine außerirdische DNA in sich trägt. Doch Scully hat aus ihrer Zeit bei den X-Akten gelernt und einen zweiten Test gemacht, der dann Gegenteiliges sagte, auch bei ihr.

"This is my life, this is everything, this is everything I believe in."

Der Fall entwickelt sich dann also so, wie man es aus "Akte X" kennt. Das ist allerdings nicht negativ zu werten. Die Serie macht das, was sie auszeichnete und immer gut gemacht hat, eben auch in diesem Auftakt des sechs Episoden umfassenden Events. Man entwickelt eine Theorie, findet Beweise und im letzten Moment können "Die" wieder alles verhindern, die Seite von O'Malley lahm legen und Sveta so verängstigen, dass sie das Weite sucht und mit ihrem Leben bezahlt. Wobei letzteres natürlich alles andere als sicher ist. Auch das hat "Akte X" immer gerne gemacht. Sveta konnte kurz vor der Explosion des Autos die Tür noch öffnen. Ist sie also doch noch verletzt entkommen? Werden wir schnell erfahren, ob ihre Leiche gefunden wurde oder nicht? Es war auf jeden Fall überraschend, dass sie nicht entführt wurde, sondern getötet werden sollte. So oder so gibt es am Ende einen Satz, der schon andere Staffelauftakte auszeichnete. Die X-Akten sind wieder geöffnet. Mulder und Scully ermitteln wieder, auch weil sie, wie Scully sagt, eigentlich keine andere Wahl haben.

"I was looking out for you like I always looked out for you."

Ein sehr wichtiger Moment war auch die Szene im FBI-Büro an Mulders altem Arbeitsplatz, an dem immer noch die Bleistifte an der Decke hängen, sonst aber alles ausgeräumt wurde. Mulder vermutet gleich wieder einen absichtlichen Versuch, seine Arbeit zu boykottieren, und greift Skinner an, der aber mit Fassung dagegen hält. Er weiß eben, wie mit mit Mulder umgehen muss, auch wenn dieser sich mit seiner Depression und Isolation sicherlich nicht zum einfacheren Menschen entwickelt hat. Schön ist neben dem Besuch des Kultbüros im Keller natürlich die dargestellte Beziehung zwischen Mulder und Skinner. Mulder ist misstrauisch und Skinner macht deutlich, dass er wie schon immer ein Freund sei. Auch dieser wichtige Konflikt der Serie wird in diesem Auftakt angerissen und mit Mulders Preisgabe seiner Handynummer eigentlich schon gelöst. Somit sind die Grundlagen für die weiteren Folgen gelegt.

"I want to believe."

An dieser Stelle noch eine kleine Zusatzinformation. Bei Mulder Zuhause gibt es diese Wand voller UFO-Bilder etc., auf der mittendrin auch das allseits bekannte "I want to believe"-Poster als Mosaik-Poster zu finden ist. Dieses Poster ist deshalb besonders, weil es von X-Philanthropy gestaltet und eingesendet wurde. Als Spendenaktion konnte man zusätzlich ein Bild von sich senden, welches dann als Mosaikstein in dem Bild zu finden ist. Mit den eingenommenen Spenden wurde die Organisation SAYes in Südafrika unterstützt. Hier ist Gillian Anderson schon lange als Unterstützerin tätig. Wer mehr über Aktionen von X-Philanthropy erfahren will, kann sich auf deren Website www.x-philanthropy.jimdo.com umsehen.

Fazit

Nach der langen Abstinenz hat man alle wichtigen Aspekte der Serie "Akte X" in diesem Auftakt dargestellt, damit man sich erinnern kann oder als Neuling eventuell auch einfinden kann in dieses über neun Staffeln und zwei Filme aufgebaute Konstrukt. Das war sicherlich nicht leicht und besonders inhaltlich nicht einfach zu verdauen. Dieser Episode war aber absolut funktional und damit sehr gelungen. Das "Akte X"-Feeling konnte mit all seinen Facetten aufgebaut werden. Diese Mammutaufgabe ist erst mal gelungen. In den anderen Episoden kann man sich nun auch den Details widmen und all das Potenzial noch herauskitzeln, um auch an die ganz großen Episoden der Vergangenheit heranzureichen.

Emil Groth – myFanbase

Die Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" ansehen:


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