Bewertung

Review: #1.14 Verlockungen

Mulder und Scully müssen in die Provinz, um eine höchst seltsame Mordserie aufzuklären, bei der viele Fragen existieren. Als Zuschauer fragt man sich außerdem, ob es nicht doch irgendwie möglich ist, als Normalsterblicher so verlockend zu sein.

Wer verlockt wen?

Irgendwie hat es schon etwas, wenn man das Geschlecht wechseln kann. Wer wollte nicht gern einfach mal in die Rolle des anderen schlüpfen, wenigstens für ein paar Tage oder Stunden? Hier dient es in erster Linie dem Mittel zum Zwecke, weil der Täter in erster Linie das moderne Stadtleben genießen will. Das heißt, er will Sex haben, und weil das nicht ganz so einfach ist, wie im Film, muss er auch noch eine andere Gabe einsetzen, von der wohl so mancher Partyhengst nur träumt. Eine gekonnte Handberührung reicht aus, um das andere Geschlecht gefügig zu machen. Auf Dauer ist das sicher langweilig, weil dann der Reiz auch völlig verloren geht, für den Anfang ist es aber nicht schlecht. Viel weiter kommt unser Täter auch nicht, weil seine Verlockung möglicherweise ungewollte Nebenwirkungen auftreten lässt. Die Hormondosis ist am Ende nämlich so hoch, dass der menschliche Organismus damit nicht mehr umzugehen weiß und nach dem Hochgenuß eines tollen One Night Stands einfach zusammenbricht. Die Opfer hatten eigentlich nie eine Chance, um der Verlockung zu widerstehen. Hierbei waren vor allem die Szenen mit Scully toll, die ebenfalls beinah zum Opfer wurde, die plötzliche Hormonschwankung schön darstellte und sich dann von Mulder auch noch Kommentare anhören musste. Diese kleinen Momente sind eine große Stärke der Serie. Während die Opfer also chancenlos vereinnahmt werden, ist der eigentlich Verlockte aber der Täter selbst, der sich durch gefundene Hochglanzmagazine dem Reiz der Menschenwelt nicht verwehren kann und seine Kommune einfach zurücklässt. Dieser Ausreißer wird nicht wirklich thematisiert, aber letztlich hat diese Verlockung dafür gesorgt, dass ein ganzes Volk umsiedeln muss und die Erde verlässt.

Da oben ist etwas

"Da oben ist etwas, Mulder", sagt Scully, als sie in dem kleinen Städtchen auf dieses sektenähnliche Grüppchen treffen, das wie zu Zeiten des Mittelalters lebt. Natürlich hat Scully dabei nicht an ganz oben gedacht, was Mulder mit einem herrlichen Spruch auch zu kommentieren wusste. Dass aber genau die Existenz von Außerirdischen letztlich die Lösung des Falles darstellt, hat unter Umständen sogar Mulder überrascht. In den letzten Folgen waren immer andere Mystiken des Rätsels Lösung und hier wird man ganz plötzlich mit dem Inhalt der eigentlichen Haupthandlung konfrontiert, obwohl es nichts miteinander zu tun hat. Genau hier liegt aber auch die Schwäche der Folge, denn all das wird gar nicht weiter berücksichtigt. Am Ende scheint völlig klar, dass es Außerirdische gewesen sein müssen, alles andere wäre unerklärlich. Hier hätte mir Scullys Abschlussbericht gut gepasst. Was berichtet sie den Hintermännern? Wie gehen diese damit um? Es fehlt zwar ein eindeutiger Beweis, aber es gibt auch nicht ansatzweise eine andere Möglichkeit. Wie wird sich Scully jetzt in den nächsten Fällen verhalten? Spätestens jetzt müsste sie für Mulders wilde Theorien empfänglich sein, auch wenn das nicht bedeutet, dass sie nicht auch nach "normalen" Lösungen suchen darf. Diese Episode kurz nach der Staffelhalbzeit hat jedenfalls eigentlich eine sehr große Bedeutung, doch diese geht schon verloren, weil die Thematisierung der Vorfälle im Nachhinein nicht vorhanden ist. Oder kommt da in der nächsten Episode noch etwas?

Fazit

So gut die Idee und deren Umsetzung auch gewesen sind, so mangelhaft ist meiner Meinung nach auch die Einordnung der Episode in die Serie, denn diese bedeutende Entdeckung bekommt offenbar keine Nachbetrachtung.

Emil Groth - myFanbase

Die Serie "Akte X - Die unheimlichen Fälle des FBI" ansehen:


Vorherige Review:
#1.13 Die Botschaft
Alle ReviewsNächste Review:
#1.15 Lazarus

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier mit anderen Fans von "Akte X" über die Folge #1.14 Verlockungen diskutieren.