Bewertung

Review: #8.24 15:00 - 16:00 Uhr

Das war es also. Die letzten Sekunden liefen rückwärts zur Null. Die Serie "24 – Twenty Four" ist beendet, das Universum aber noch nicht. Vielleicht geht es auf die Kinoleinwand, vielleicht lassen sich die Autoren etwas anderes einfallen. Daher war diese Stunde kein absoluter Schluss, sondern doch "nur" ein Staffelfinale mit einer besonderen Note und etwas Wehmut.

Eingelenkt 1

Jack Bauer hat Suvarov schon im Visier, doch Chloe O’Brian ist rechtzeitig wach geworden, um ihn von dem wohl fatalen Entschluss abzuhalten. Nach dem Ende der letzte Episode, ist man natürlich nicht drumherum gekommen, die Herzfrequenz beim Zuschauer hoch zu halten und die Frage zu klären, ob Jack seinen Feldzug beenden oder Chloe doch noch etwas dagegen setzen kann. Chloe schafft es, mit ihrer Aufrichtigkeit und Sorge Jack genau dort zu berühren, wo es nur Freunde können. Sie kann Jacks Gewissen erreichen und mit guten Argumenten verdeutlichen, dass seine durchaus berechtigte Rache noch derart viele negative Folgen haben wird, dass es dies nicht wert ist, zumal es immer noch die friedliche Variante gibt, um die Verschwörung aufzudecken. Jack wird also abgehalten und bleibt damit ein Hauptcharakter, dem doch noch alle Sympathien gehören, weil er so ziemlich alles geopfert hat, was möglich ist. Dass er die Grenze erreicht hatte und in den letzten Stunden gezeigt hat, dass selbst bei Jack das Maß voll sein kann, machte ihn eigentlich nur noch menschlicher. Auch stellt diese Entwicklung Tony in ein anderes Licht, der in der letzten Staffel eigentlich das gleiche Prinzip gefahren ist. Böse ist eben nicht gleich Böse, aber die Serie hat es schon immer so gehandhabt, dass es zahlreiche Grautöne gibt und eine absolute Verurteilung immer schwer fällt.

Auf Zeit spielen

Damit Jack und Chloe die Verschwörung noch aufdecken können, müssen sie aber erst mal wieder an Pillar vorbei und das ist aufgrund der Masse von Leuten ausgeschlossen. Jack verlangt von Chloe also, dass sie auf ihn schießt, damit sie dann mit den Beweisen fliehen kann. Die Folge ist eine der intensivsten Momente zwischen den beiden Freunden, denn Chloe war noch nie ein Fan von Schusswaffen und soll nun auf ihren besten Freund schießen. Sie wehrt sich, ringt mit sich, weigert sich, aber Jack wird derart nachdrücklich, dass man es tatsächlich mit der Angst zu tun bekommen musste. Eher aus Versehen schießt Chloe tatsächlich und trifft Jack zum Glück an genau der einen Stelle, die ihn nicht tötet. Das ist schon ein großer Zufall und man weiß gar nicht, ob man es ihm nicht sogar gegönnt hätte, nach all dem Leid endlich an einen besseren Ort kommen könnte. Doch er überlebt und kann sich noch an Pillars Ohr zu schaffen machen. Da musste ich ja beinahe lachen. Hier sieht man schön die Wandlung eines Feiglings. Pillar stolziert mit breiter Brust durch den Raum, weil er glaubt, dass Jack ihm nichts anhaben könne. Doch Jack Tyson lässt sich nicht beirren und schafft auch damit Chloe noch ein bisschen Vorsprung, nachdem sie das typische Handyversteckspiel erfolgreich gewinnen konnte. Doch all das hat nicht geholfen, Chloe kann die Datei nicht vollständig an Arlo Glass weiterleiten. Viel Lärm um nichts, aber die Spannung war enorm, weil immer klar war, dass alles, was in dieser letzten Stunde passieren wird, auch endgültig ist. Und nach etwa der Hälfte der Episode sah es so aus, als wenn diese achte Staffel vielleicht sogar mal die "Bösen" davon kommen lässt.

Eingelenkt 2

Wer jetzt darauf gewartet hat, dass die Serie noch mal Action präsentiert, der wartete vergebens. Die Serie wollte sich emotional verabschieden und die kognitiven Konflikte, mit denen die Hauptcharaktere zu kämpfen hatten, weiter auflösen. Allison Taylor könnte eigentlich zufrieden sein, doch sie schaut sich die Beweise an, die man Chloe nehmen konnte, und erkennt ein weiteres Mal, dass ihre einstigen Fürsprecher, die sich nun gegen sie gestellt haben, wohl richtig gehandelt haben. Man bekommt Jacks volle Videobotschaft zu sehen und ahnt schon, dass dies der Präsidentin endlich den entscheidenden Impuls gegeben hat. Ich war ja schon immer beeindruckt, wie Tim Woods mit allem umgegangen ist. Der hat nun absolute Loyalität bewiesen und nur durch seine Verwirrung ein schlechtes Gewissen bei Taylor hinterlassen. Jetzt musste nur noch ausgesprochen werden, was im Raum stand, und die Autoren haben diesen Moment genüsslich hinaus gezögert. Das war ein bisschen sehr übertrieben. Natürlich musste man auch noch mal zeigen, dass Dalia Hassan ebenso mit sich hadert und lange brauchte um sich zur Unterschrift durchzuringen. Aber allein schon die Tatsache, dass die USA als Letztes an der Reihe war, machte deutlich, dass Allison wohl nicht unterschreiben wird. Hier wäre es vielleicht noch spannender gewesen, wenn sie selbst unterschrieben hätte, dann aber Dalia im letzten Moment abgehalten hätte, wobei mir da aber die rechtlichen Grundlagen nicht geläufig sind. Es kommt jedenfalls, wie es kommen musste. Für Allison gibt es eine Art Happy End, weil sie sich als Mensch im letzten Moment zu rehabilitieren weiß und sich doch wieder auf ihren Stil aus der vergangenen Staffel besinnt. Sie übernimmt die Verantwortung für ihre falschen Entscheidungen und setzt die Moral über ihren politischen Erfolg, der eben nur auf einer Lüge aufgebaut wäre.

Konsequenzen

Doch die Entscheidung von Allison hat natürlich weit aus mehr Folgen, als nur das Eingeständnis der Präsidentin, sich gegen ihre Prinzipien verhalten zu haben, ihr Amt missbraucht zu haben und mit den Konsequenzen daraus umgehen zu müssen. Da hängt ein ganzer Rattenschwanz an weiteren Folgen mit dran, die weit über das Nichtzustandekommen des Vertrages hinausgehen. Allen voran ist natürlich der Plan von Charles Logan völlig daneben gegangen. Mit dieser Pein und möglichen Konsequenzen will er nicht weiter leben und macht dann kurzen Prozess. Die Szene hatte auch seine Intensität und ich finde es auch gut, dass man für Logan einen richtigen Abschluss gefunden hat. Allerdings war der Mord und versuchte Selbstmord jetzt nicht so spektakulär. Ihm hätte ein Tod durch Fluchtversuch besser zu Gesicht gestanden. Was aus den Russen nun wird, bleibt hingegen offen, aber das ist wie bei Allison jetzt auch ein Prozedere, dass sich über Monate hinziehen wird, bis alles durchdrungen, aufgedeckt und bestraft wurde. Das lässt sich nicht mehr einbringen und spielt irgendwie auch keine Rolle mehr. Man kann sich den Rest denken und einfach hoffen, dass es so auch kommen wird.

Abschied nehmen

Die Präsidentin sorgt natürlich auch dafür, dass Cole Ortiz, Arlo und Chloe schnell wieder eingesetzt und rehabilitiert werden. Was hätte man auch sonst tun sollen. Bleibt eben nur die Frage, was mit Jack ist. Der hat ja neben all den über die Jahre und an diesem Tage erhaltenen Wunden auch immer noch zwei frische Stellen. Insofern sehnt er seinen geplanten Tod wohl fast herbei. Jack kann doch nur noch ein Wrack sein. Es wurde viel über das mögliche Ende diskutiert. Während die einen es für das perfekte Ende von "24 – Twenty Four" halten, wenn der große, immer leidende Held dann auch den Heldentod stirbt, gibt es nicht wenige, die ihm ein glückliches Happy End gewünscht haben. Die Entwicklungen lassen beides nicht mehr zu. Der Heldentod ist nicht mehr machbar und Glück ist durch den Tod von Renee Walker in der Kürze der Zeit auch nicht mehr zu finden. Also finden die Autoren den Mittelweg, der schließlich auch Möglichkeiten für andere Fortsetzungen offen lässt. Jack soll unspektakulär an einer abgelegenen Stelle hingerichtet werden. Jack kümmert das alles nicht mehr. Lieber lässt er seinen ganzen Frust noch mal an seinem Henker aus, auch wenn ihm im wahrsten Sinne des Wortes die Hände gebunden sind. Wie so oft kommt es dann im letzten Moment zur vorhersehbaren Wendung. Allison stoppt den Auftrag und richtet ihre letzten Worte an Jack. Entschuldigung und Huldigung, genau das muss sie tun und genau das tut sie auch. Es ist alles nicht besonders spektakulär, aber in dem Wissen, dass es die letzten Minuten der Serie sind, bekommt man doch feuchte Augen. Als dann auch noch Chloe die Gelegenheit hat, ein paar letzte Worte an Jack zu richten und ihm vergewissern kann, dass sie sich um seine Familie kümmert (Jack denkt wieder zuerst an andere), ist es um mich geschehen. Die erste Träne hat sich gebildet und es sollten noch ein paar weitere folgen, als Jack und Chloe sich verabschieden und man die letzten Bilder über die Satellitenübertragung sieht. Man möchte nur noch sagen: "Farewell Jack, auf dass du vielleicht endlich einen Ort findest, wo du glücklich werden kannst."

Fazit

Es ist nicht das unvergessliche Serienfinale geworden, weil die Aussicht auf mindestens einen Film wohl doch dazu führte, dass man diese letzte Episode von Staffel 8 in erster Linie wie ein Staffelfinale inszenierte. Damit kann man aber hochzufrieden sein, denn durch die Kurve, die diese Staffel noch gekriegt hat, ist es doch sehr spannend und emotional geworden. Die letzten Minuten haben dann auch noch Wehmut produziert. Danke für acht größtenteils wunderbare Staffeln!

Emil Groth - myFanbase

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